Samstag, November 04, 2006
Leistungsbereitschaft
Herr Christian Wulff, Ministerpräsident aus Niedersachsen und Halbrechtsverbinder in der CDU, hat den Berlinern mangelnde Leistungsbereitschaft vorgeworfen. Er hat die rot-rote Koalition gemeint, und nicht die Hertha, die sich aber in der Invektive enthalten sehen darf. Es bleibt ja immer ein Rest von Rätsel bei der Frage, warum sich die Profis in Deutschland nicht in jedem Match gleichermassen engagieren, warum hier ein so anderes Ethos herrscht als in der Investorenliga in England, wo in jedem Spiel (zuletzt gesehen bei Manchester City gegen Middlesbrough) eine bemerkenswerte physische und taktische Intensität herrscht. Sie durchzieht die ganze Premier League, und eine Spitzenmannschaft wie Chelsea kann dann darauf zurückgreifen, wenn es - wie am Dienstag in der Champion's League bei Barcelona - darum geht, noch ein wenig nachzulegen. So ein (im besten wie im unangenehmen Sinn) umkämpftes Match habe ich selten gesehen, es wurde am Mittwoch allerdings durch ein nicht minder irres 0:0 zwischen Arsenal und ZSKA Moskau ergänzt. Diese Woche war viel zu hören von der Fünfjahreswertung der Uefa, in der Deutschland immer weiter zurückfällt. Portugal und Rumänien drängen nach vorn. Helfen könnte allein ein Perspektivwechsel: Wenn Hertha heute gegen Nürnberg antritt, dann kann es nicht einfach reichen, mit dem Gegner zurechtzukommen, und ihn nach Möglichkeit irgendwie zu schlagen. Es muss darum gehen, Bedingungen zu setzen, die über den Tag hinaus reichen. Es braucht eine innere Unabhängigkeitserklärung von der Bundesliga. Das sehe ich nur bei Werder Bremen. Hertha BSC im Jahr 3 unter Coach Götz mißt sich an den mäßigen Mitbewerbern um Platz 5 in Deutschland, den Uefacup hat die Mannschaft immer gehaßt, die CL ist weit außer Reichweite. Hannover 96 auch, die sehen den Abstiegskampf derzeit von unten. Dieser Unterschied ist aber wenig tröstlich. Vielleicht sollte man einfach keinen internationalen Fussball mehr zeigen, dann wären die Provinzduelle mit Nürnberg, Bielefeld, Aachen unsere Welt.
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