Donnerstag, Februar 16, 2006

Rapider Verfall








Gestern ergab mein Berlinale-Tag, daß ich zwei rumänische Filme sah, bevor ich mich allein auf den Weg ins Olympiastadion machte. Mein Bruder, der Wiener, zu Besuch aus seiner Heimat, wollte kurzfristig dann doch nicht mit. Es war ja wirklich kein vielversprechender Abend. Ich war knapp davor, eine unverhältnismäßig teure Karte zu erstehen (27 Euro), als ein freundlicher Herr an mich herantrat und mir eine Ehrenkarte schenkte. Er hat mir auf diese Weise die Idiotensteuer erspart, die Besucher von Uefacup-Spielen der Hertha entrichten. Das Match gegen Rapid Bukarest war gruselig in allen seinen Facetten, und die Hertha hat neben dem Ergebnis (0:1) und den Konsequenzen (Boateng und Madlung mit roten Karten raus, Bastürk nach einer gelben Karte im Rückspiel in einer Woche gesperrt) auch noch den Spott zu tragen. Ich will nur einen Aspekt herausgreifen, der besonders wichtig war. Coach Götz hatte eine Überraschung in der Aufstellung. Er ließ nämlich Boateng auf der Kovac-Position vor der Abwehr spielen, ein Versuch, den ich unbedingt begrüße. Leider hatte Boateng einen sehr schlechten Tag. Er war für den Ballverlust verantwortlich, der den Gegentreffer einleitete, und er bekam die Rote Karte für ein zwar nicht schweres, aber doch unkonventionelles Foul. Er geht manchmal in Zweikämpfe, als wäre er ein Martial-Arts-Könner - wer schult seine Bewegungsabläufe? Er wirkt, als würde die Hertha ihn jetzt schon mit seinem tollen Talent allein lassen. Und Niko Kovac wird sich heimlich die Hände gerieben haben. Er war gestern in Sicherheit, und kann nun gegen Schalke wieder versuchen, den rapiden Verfall durch viele Quer- und Rückpässe zu verlangsamen.

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