Sonntag, Februar 05, 2006
Eigenkonter
Die alte Weisheit, daß ein Spiel neunzig Minuten dauert, wird von der Hertha beharrlich falsifiziert. Für sie dauert ein Spiel meistens dreißig Minuten, das reicht häufig für ein Tor. Danach läßt sie die Gegner einmal machen, und selten kriegt sie dann die Initiative noch einmal zurück. Am Samstag lieferte sie auswärts gegen Frankfurt eine lupenreine Vorstellung nach diesem Schema ab. Führung durch Boateng, allmähliches Aufkommen der Heimmannschaft, sukzessiver Verlust der eigenen Ordnung, Ausgleich, später noch eine Dummheit des ohnehin so limitierten Madlung, und am Ende sieht ein Punkt in der Fremde wie ein Erfolg aus. Das bißchen Pressing, das gespielt wurde, wurde bald durch Gesten der Unlust und harte Fouls entwertet. Coach Götz redet die Mannschaft schön, aber er bewegt sie nicht. Sie steckt in dem Schlamassel, in das sie sich selbst gebracht hat, als sie im Herbst im Uefacup-Heimspiel gegen den schwachen RC Lens auf ein torloses Unentschieden gespielt hat. Damals hat die Hertha den dünnen Faden, an dem sie sich durch diese Saison getastet hat, mutwillig abgerissen. Jetzt weiß sie gar nicht mehr, was sie soll. Nach oben ist alles verloren, nach unten rettet uns nur die Schwäche der Gegner. Einen internationalen Vergleich mit den besten Mannschaften (an diesem Wochenende haben Chelsea und Liverpool wieder einmal ein definitives Match gezeigt, das die Blues mit 2:0 gewonnen haben - Liverpool war 4-5-1 aufgestellt) will ich mir gar nicht vorstellen. Hertha ist eine zutiefst provinzielle Truppe geworden (sie war es immer, aber es wird schlimmer), bei der weder Manager noch Coach noch Spieler eine Ahnung davon erkennen lassen, wohin sich das Spiel insgesamt entwickelt. Nach dem Schlußpfiff in Frankfurt hat sich natürlich wieder Niko Kovac zu Wort gemeldet, und ein paar faule Weisheiten abgesondert.
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