Sonntag, Oktober 30, 2011

Hochbrandgefahr

Es war ein denkwürdiger Nachmittag gestern in der Sportbar im Marriott an der Wiener Ringstraße: Arsenal und Hertha spielten auswärts, es gab zwei Siege, Torverhältnis 8:5. Chelsea und Wolfsburg waren die betropetzten Mannschaften.

Für die "gefühlten 10000 Hertha Fans", die selbst zum ICE-Derby gefahren sind, muss es ein großer Nachmittag gewesen sein. Sie sahen ein Spiel, das ich mir erst heute morgen zu Gemüte führen konnte, nun schon mit etwas kälterem Blut. Da war es dann nicht mehr ganz so eindeutig jenes tolle, abwechslungsreiche Spiel, von dem der Sky-Konferencier immer wieder gesprochen hatte. Es gab auch eine Menge Konfusion, vor allem auf Wolfsburger Seite.

Fünf Tore fielen, bei vieren war der Sender während der Konferenz gerade nicht auf Sendung, und in allen vier Fällen konnten wir aufgrund der Tonlage beim Schrei schon erkennen, was jeweils los war. Was also war los gewesen? Hertha hat einen VfL Wolfsburg, von dem ich nicht ganz sehen konnte, warum Felix Magath da irgendwas von CL und irgendwann Meister reden kann, kalt erwischt.

Das lag wirklich zu einem bedeutenden Teil an der Formation, für die Coach Babbel sich entschied: Ebert und Ben-Hatira nicht im Kader, Ramos und Rukavytsya auf den Flügeln, Lasogga vorn, und Raffael überall; zudem Franz statt Hubnik, das aber hatte seinen Grund in einer Verletzung des Tschechen.

Bester Mann bei Hertha war für mich Lasogga, der einmal mehr zeigte, dass er nicht einfach nur "Wuchtbrumme" (SZ e.a.) ist, sondern das Zeug zu einem kompletten Paradestürmer hat: er erobert Bälle, er spielt perfekt mit (direkte Weiterleitung auf Raffael vor dem ersten Tor), er läuft hervorragend (zum Beispiel vor dem Elfmeterfoul, aber natürlich auch vor dem entscheidenden Treffer). Pressing, Passing, Running, Scoring - so kann man "on fire" sein, wie Arsène Wenger dies am selben Nachmittag über den großen Robin van Persie (Hattrick gegen Chelsea) sagte.

Bei Coach Babbel war die Formulierung ähnlich, aber sie bezog sich auf die ganze Mannschaft, die immer wieder "hochbrandgefährlich" war, mit dem großen Brandbeschleuniger Raffael, mit dem immer wieder selbstlosen Ramos, und dem Pfitschipfeil aus Australukrainien, Nikita Rukavytsya. Mit dem dieses Mal deutlich vertikaler, also auch riskanter abspielenden Ottl - dass der Ball auch manchmal zum Gegner ging, war im Dienste der gewonnenen Dynamik zu verkraften. Und mit Niemeyer, der nach dem Ausgleich durch Schäfer fünf Minuten vor dem Ende Ramos losschickte, woraus der Siegestreffer entstand.

Hertha hat mit diesen wegweisenden Sieg drei Punkte zwischen sich und Wolfsburg gebracht, das bedeutet die Tabelleführung in der unteren Hälfte. Die vier Verlusttore im München sind schon wieder aus der Bilanz gespielt, ein Sieg gegen Gladbach würde auch eine positive Tordifferenz bedeuten - etwas, was Hertha auch in besseren Tagen nicht allzu oft hatte.

Das Spiel gegen Gladbach wird schwer genug, die Räume, die es bei den Wölfen gab, hält Lucien Favre mit seiner Mannschaft konsequent besetzt. Da wird es darauf ankommen, Geduld und Trägheit nicht durcheinanderzubringen. Ich habe meinen Flug eigens so gebucht, dass ich da auch wieder live dabei sein kann.

1 Kommentar:

Natalie hat gesagt…

Bravo! Den Rückflug meine ich diesmal besonders.