Bin schon gespannt, ob ich heute das besondere System mit freiem Auge erkenne, das Stole Stolbakken den FC Köln spielen lässt. Im Kicker wurde es neulich in Ansätzen erklärt, ich habe aber wohl nicht genau genug aufgepasst, um es sofort zu verstehen.
Es verspricht in jedem Fall eine interessante Begegnung zu werden, ganz anders als das schreckliche 0:1 vor zwei Jahren, als ich zu einem Fan der Rheinländer erbittert sagte: "Diese Mannschaft muss absteigen." So öd war Köln damals aufgetreten, nur um dann durch einen späten Novakovic-Kopfball noch die drei Punkte zu stehlen. Wir wissen, wie die Sache ausging, und zum Glück gibt es schon in dieser Saison ein Wiedersehen in der obersten Spielklasse.
Köln hat aufsteigende Konjunktur, bei Hertha gibt es gegenläufige Tendenzen und insgesamt noch viel Klärungsbedarf. In diesem Zusammenhang will ich noch meinen Kommentar zu der Entscheidung der Liga loswerden, die Performancedaten von den Spielen auch weiterhin zu veröffentlichen. Da bin ich unbedingt dafür, denn auch für den Laien stecken da interessante Informationen drin, es wird auf jeden Fall helfen, die Qualität des Gesprächs über den Fußball zu verbessern. Ich bin keineswegs ein Fanatiker der "Laufleistung" per se, aber ich halte diesen Wert langfristig durchaus für aussagekräftig (wie zum Beispiel, pardon, der Arsenal FC mit 10 km pro Spieler wie gegen Piräus in der CL vorankommen will, vermag ich nicht zu sehen).
So wird es zum Beispiel auch niemand überraschen, dass beim 2:2 von Hertha gegen Ausgburg insgesamt die wenigsten Kilometer an diesem Spieltag gelaufen wurden (Hertha 106,5 vs. Augsburg 102,2 - im Vergleich der FCK, der an diesem Tag gegen Mainz einen raren Sieg schaffte: 125,3). Das lässt sich in zweierlei Richtungen lesen: Augsburg gelang es, Hertha auf das ihm besser gelegene, langsame Spieltempo einzulullen. Oder umgekehrt: Hertha war so träge, dass Augsburg das Spiel mit individuellen Performances von unter 10km kontrollieren konnte.
Gegen defensivere Gegner in Heimspielen hat Hertha ganz simpel schon deswegen Probleme, weil ein Teil der Mannschaft sich nicht genügend freiläuft. Das hat mit dem System zu tun, das Babbel insgesamt spielen lässt, und das bekanntlich auswärts besser funktioniert: Man könnte es das System Spielverderber nennen, weil es im für Hertha besseren Fall darauf hinausläuft, die aktivere Mannschaft am Ende blöd aussehen zu lassen.
Das ist für einen Aufsteiger eine legitime Vorgehensweise, an deren Überwindung aber doch jetzt schon gearbeitet werden könnte. Heimspiele gegen Gegner wie Köln bieten dazu Gelegenheit. Hier muss es darum gehen, die Mannschaftsteile besser zu integrieren. Kobiashvili, Janker, Ottl, Niemeyer sind heute gefordert, wie auch Lasogga, der mit seiner Leidenschaft und seinem "da geht vielleicht was" ohnehin häufig eine gute Richtung vorgibt, nämlich frühere Balleroberung zu versuchen (siehe das Tor von Torun gegen Augsburg).
Wird es heute wieder zäh, dann wird aber auch die Option der Auflösung der Doppelsechs zu erwägen sein. Bin schon gespannt, wie lange Babbel braucht, bis er da einmal etwas probiert. Es würde aber auch schon reichen, wenn sie ein wenig kreativer interpretiert würde - nicht als reine Raumpatrouille, sondern als Expeditionsabteilung. Die gegnerische Hälfte müsste doch eigentlich jeden Fußballer gelegentlich reizen.
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