Sonntag, Oktober 02, 2011

In den Lauf

Ein einziger, unwiderstehlicher Antritt reichte gestern, und das Heimspielproblem von Hertha war vergessen: Änis Ben-Hatira kam über links, Andrezinho hatte, was die englischen Komentatoren in solchen Situatione gern einen "nightmare" nennen, im Fünfmeterraum bewegte sich Lasogga mit perfekter Verwerterintuition, und schon nach einer Viertelstunde stand es 1:0. Es war ein Schulbeispiel für Offensivfußball, gegen eine dann doch ziemlich überforderte Kölner Defensive.

Lange Bälle auf den neuen linken Flügel von Hertha hatte es schon davor ein, zwei Mal gegeben, da fiel noch eher die technische Perfektion auf, mit der Ben-Hatira den Ball annahm. Dann aber trat er an, der Ball kam flach in die Mitte. Wenig später schickte ihn Kobiashvili mit einem schönen, langen Slice wieder los, dieses Mal schlenzte Ben-Hatira auf den Kopf von Lasogga, der sich wieder perfekt bewegte - 2:0.

Wenig später sandte Janker einen Freistoß quer über die gegnerische Hälfte direkt in den linken Fuß von Raffael, der direkt verwandelte. Drei tolle Tore (gegen eine weiche Defensive) reichten für einen schließlich lockeren Sieg gegen einen direkten Konkurrenten, der an diesem Abend nicht wie einer aussah.

Das Ergebnis werden die nächsten Spiele in eine Perspektive rücken (mit zwölf Punkten zur Halbzeit der Hinrunde kann Hertha ganz entspannt zum FCB fahren), die Leistung von Ben-Hatira ließ aber einen größeren Plan erkennen: BP (Coach Babbel und Manager Preetz) haben seit dem Sommer 2010 eine bemerkenswerte Offensivabteilung zusammengestellt, aus Spielern, die über die Zweitligasaison hinweg gehalten werden konnten und dort einige Reife gewonnen haben (Raffael, Ramos, Ebert), aus Talenten, die jetzt schon absolut stammplatzfähig sind (Lasogga, Ben-Hatira, Torun), und aus Akademikern, die momentan leider weit weg vom Erstligakader sind (Djuricin, Schulz).

Die defensive Disziplin aller Offensivspieler war gestern sehr gut (an "Laufleistung" ergab das insgesamt auch gleich einmal zehn Kilometer mehr als gegen Ausgburg), und die individuelle Qualität, die vorhanden ist, erlaubt es eben, Angriffe mit oft nur zwei, drei Beteiligten zu spielen. Köln musste zur Pause die gesamte rechte Seite austauschen, auch dies ein Kompliment an Ben-Hatira.

Coach Babbel konnte es sich leisten, dreimal therapeutisch zu wechseln (Rukavytsya, Franz und Lustenberger, wobei Franz gerade einmal ein paar Minuten für seine gelbe Karte brauchte). Die Fitness der Mannschaft kann man von außen natürlich nicht so leicht ermessen, das macht aber auch einen guten Eindruck, der Wechsel des entsprechenden Coaches, den Babbel veranlasste, war mutmaßlich eine der wichtigeren Personalentscheidungen bei Hertha in der jüngeren Zeit.

Mit all dem soll nicht gesagt werden, dass wir notwendigerweise eine heitere Saison vor uns haben. Aber zwei Jahre nach einem desolaten 0:1 gegen Köln (8. November 2009 - Wetter, Stimmung, etc. alles furchtbar) hat sich das Bild doch deutlich verändert, und viele Grundlagen für eine interessante Entwicklung sind gelegt.

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