Jürgen Klopp hatte "Hochgeschwindigkeitsfußball" versprochen, und seine Mannschaft hat das gehalten gegen den Arsenal FC. Selten hat jemand die Mannschaft von Arsène Wenger so hinten hineingedrängt wie der BVB im ersten CL-Gruppenspiel dieses Herbsts, man sah da durchaus veranschaulicht, wie sehr Arsenal in den letzten Monaten in taktischer Hinsicht zurückgefallen ist.
Zugleich hat die Frenetik von Dortmund aber auch etwas Naives, sie brauchten einen Glücksschuss von Perisic, um spät den Ausgleich zu erzielen. Ich habe das Spiel in einer nun schon gut vertrauten Sportbar an der Ecke Queen und Broadview in Toronto gesehen, es lief hier auf dem Kanal Setanta, und der relativ kleine Bildschirm hat den Geschwindigkeitseindruck wohl ein wenig verzerrt - das Match kam mir stellenweise rasend vor.
Für Per Mertesacker war die Wand aus drei Gelben, die sich weit in der Hälfte von Arsenal schon zum Pressing bereit machte, jedenfalls ganz deutlich irritierend - seine Pässe waren wenig souverän. Sein Kollege Koscielny lief mangels Optionen manchmal einfach mit dem Ball ins Getümmel. In Hälfte zwei war es jedenfalls ein wenig beklemmend (für einen Arsenal-Fan), wie wenig Befreiung da noch möglich war.
Von hinten heraus zu spielen gelang überhaupt nicht mehr. Da war dann doch deutlich zu sehen, dass Arsenal gerade wieder einmal neu konstruiert wird, und ich zähle dabei zu denjenigen, die Zweifel haben, ob AW und sein Stab dazu das Zeug haben.
Schon seit längerer Zeit lässt sich beobachten, dass die Laufleistung und die Raumaufteilung bei Arsenal nicht mehr höchsten Standards entsprechen - und dass somit der Mythos vom Kurzpassspiel, den deutsche Reporter immer noch pflegen, längst obsolet geworden ist. Gestern war deutlich zu sehen, dass ballführende Arsenal-Spieler nur zu oft isoliert blieben (Gervinho!), es gelingt offensiv nicht, ausreichend Personal in interessant anspielbare Positionen zu bringen (wobei der BVB mit seinem Positionsspiel das auch sehr schwer machte - einzige Lösung: mehr und gescheit laufen), einmal ging sogar bei einem Einwurf der Ball zum Gegner, weil sich niemand anbot.
Hier ein paar interessante Vergleiche bei den zurückgelegten Distanzen: Bender 13,574 vs. Song 10,743. Götze 12,709 vs. Benayoun 11,596. Die Laufleistung von Bender schlägt sich direkt in reduzierten Passoptionen für Arsenal nieder, die dadurch die Wahl hatten, sich entweder selber müde zu laufen oder aber tiefer zu stehen - dass es in Halbzeit zwei gar keine Vorstöße mehr gab, erklärt die drei Kilometer, die Song auf Bender fehlen, mindestens teilweise.
Meiner Meinung nach wäre eine Rückkehr zu einem 4-4-2 angeraten, mit Van Persie hinter einem zentralen Stürmer (Walcott?), mit Gervinho auf rechts, Wilshere bzw. Arteta und Song zentral, und einem linken Außenspieler, der den fragilen Gibbs absichern helfen müsste - das wäre also entweder ein fitterer Arshavin, oder aber notfalls Benayoun, der aber nicht so inspiriert ist wie der Russe. Bald könnte auch Myaichi interessant werden, oder Oxlade-Chamberlain. In der Zentrale herrscht auch Überangebot an Talent: Ramsey, Wilshere, Frimpong. Bin gespannt, ob da noch einmal ein richtiges Team (wie Arsenal 2006, mit Flamini und Fabregas) daraus wird.
Ich freue mich jedenfalls sehr auf die Gelegenheit, den Auftritt von Hertha beim BVB mit dem Arsenal-Spiel zu vergleichen. Markus Babbel hat, dies geht aus den Berichten der letzten Tage hervor, sehr klug den Moment erkannt, den Hertha vorfand: Er hat das Team auf einen Gegner eingestellt, der auch schon auf Hochgeschwindigkeitsfußball vier Tager später eingestellt war. Ein Fenster der Gelegenheit, das Hertha genützt hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen