Vertrauen in Arsène Wenger war über viele Jahre das erste Dogma beim Arsenal FC. Er hat den Club ja in den 1990er Jahren wieder auf Vordermann gebracht, und wenn er nun nach den schlechten Leistungen der letzten Wochen und Monate auf Kritik stößt, dann verweist er hartnäckig auf die 15 Jahre seiner Tätigkeit. Leider kann sich von dem Meistertitel von 2004 heute niemand mehr etwas kaufen, gemessen wird er an der aktuellen Verfasstheit seines Teams, und vor diesem Hintergrund wird das Emirates Stadium immer mehr zur Rostlaube.
In Arsène we rust, ist das neue Mantra der hartnäckigsten Oppositionellen. Für diese Beobachtung gibt es in der Tat deutliche Indizien. Man kann sich da zwar auch auf die Position des Langzeitbeobachters zurückziehen wie der englische Kommentator Sam Wallace in einem sehr interessanten Text. Für den Augenblick ist aber eine ganz konkrete Frage zu beantworten: Kann oder soll Arsenal mit Arsène Wenger (AW, wie "the Boss" dort bezeichnet wird) weitermachen?
Man kann sich da (wenn man nicht in den Sternen lesen kann) bei einer Meinungsäußerung ziemlich in die Nesseln setzen, denn aller Voraussicht nach wird man im Winter noch einmal, und dann hoffentlich planvoller investieren, und wenn bis dahin das Schlimmste verhindert werden kann (Ausscheiden aus der CL, desaströser Rückstand auf Platz 4 in der EPL), dann kann sogar diese Saison für Arsenal noch Überraschungen bringen.
Skeptisch stimmt mich allerdings, dass AW schon seit längerer Zeit nicht zu bemerken scheint, woran es seinem Team vor allem gebricht: an einer Form der Bemächtigung, die nicht rein technisch ist. Gegen Blackburn haben Ramsey, Arteta, Van Persie, Walcott, Song, Gervinho offensiv einige so brillante Schmankerl gezeigt, dass ich manchen Arbeitssieg dafür hergeben würde. Als Blackburn allerdings begann, sich seinerseits des Spiels zu bemächtigen, mit starken, ungehinderten Offensivläufen auf konfuse Defensivkräfte zu, da fand niemand bei Arsenal ein Mittel, sich da dagegenzustellen.
Sicher nicht Per Mertesacker, der sichtlich noch Zeit braucht, wenn er überhaupt noch einmal das Niveau eines brauchbaren Spitzen-Centerhalfs erreichen sollte. Bei Christopher Samba konnte man sehr gut sehen, worin diese andere Qualität des Spiels besteht, die Arsenal so konstitutiv abhanden gekommen ist. Er war defensiv fehlerhaft, aber er stemmte sich gegen den anfänglichen Trend des Spiels. Für Samba war AW sich im Sommer zu gut, das war nur einer seiner Fehler beim Einkaufen.
Soll Wenger also entlassen werden? Die Frage ist müßig, und natürlich hoffe ich, dass sie am Samstag nach dem Bolton-Spiel und am Mittwoch nach dem Heimspiel gegen Olympiacos Piräus noch ein bisschen müßiger sein wird. Dass Arsenal allerdings ein Nachfolgeproblem hat, das muss unter den Verantwortlichen allen klar sein. Vielleicht sind sie ja längst in Gesprächen mit Jürgen Klopp, der dann einfach mit Götze und Hummels (und am besten auch gleich noch Bender und Barrios) nach London wechseln könnte. Das wäre dann tatsächlich ein neuer Zyklus. Mich interessiert aber noch der alte.
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