Samstag, Juli 03, 2010

Schwarze Sterne

Gestern gab es das erste wirklich große Drama bei dieser Fußball-WM, ein absoluter Klassiker, den ich gern auf Festplatte hätte: Ghana gegen Uruguay, 3:5 nach Elfmeterschießen, und dann ließ ausgerechnet Suarez sich von seinen Kollegen feiern, wie auf dem Bild zu sehen ist. Suarez, der in der 120. Minute einen Ball mit der Hand auf der Linie abgewehrt hat, woraufhin Asamoah Gyan zu einem Elfmeter antrat, den er über das Tor schoss.

Zwei Aspekte dieser Geschichte interessieren mich besonders (sie wird ja sicher in allen Medien noch in alle Einzelteile zerlegt werden): Gab es in der Entstehungsgeschichte der beiden Großchancen in der letzten Minute der Verlängerung einmal eine passive Abseitsstellung von Steven Appiah (Nummer 10), der danach noch eingriff, mit einem Wort, wäre das Tor vielleicht sogar irregulär gewesen?

Zweitens: Was geht in einem Mann wie John Mensah vor, der zum dritten Elfmeter für Ghana antrat, dabei fast vollständig auf einen Anlauf verzichtete, und entsprechend schwach schoss? Ich kann natürlich den Druck nicht nachvollziehen, unter dem die Spieler in diesem Moment stehen, aber ist das nicht elementare Erfahrung, dass es fast aus dem Stand sehr leicht schief gehen kann? Schweinsteiger, der seine Penalties auch gern so schießt, wird mich vielleicht vom Gegenteil überzeugen.

Vor dem Viertelfinale und nach den Achtelfinals hatte ich auf ein Endspiel zwischen Argentinien und Ghana getippt, jetzt wird es am Ende doch Deutschland gegen Niederlande? Alles ist möglich, das Turnier ist jetzt lebendig, und von Suarez werden wir wohl noch eine Menge sehen, nur in Südafrika nicht mehr, denn eine Sperre von zwei Spielen sollte sich von selbst verstehen für seine grobe, sicher aber auch unwillkürliche Unsportlichkeit. Nur so frech feiern hätte er sich nicht lassen müssen.

Arne Friedrich hat derweil ein Signal an die deutsche Nationalmannschaft gegeben, das diese zum Glück nicht entziffern wird: Er hat jetzt schon beim VfL Wolfsburg unterschrieben, und zeigt damit, dass er nicht vorhat, in Südafrika noch berühmter zu werden, als er es in den ersten vier Spielen geworden ist. Zu dieser Selbstbescheidung hat sicher auch die Hertha beigetragen, die kein Interesse hatte, ihm auch nur einen Monat lang sein Erstligagehalt zu bezahlen. So können nun alle irgendwie zufrieden sein, der große Wurf ist es allerdings für niemanden geworden. Wenn das mal bloß kein Omen fürs Spiel gegen Argentinien ist.

3 Kommentare:

Ekkehard Knoerer hat gesagt…

Ich finde nicht, dass das eine verwerfliche Unsportlichkeit war (oder auch: Ich bin nicht sicher, ob ich die Idee der Sportlichkeit teile, die in dem Begriff, verwendet man ihn so, steckt). Suárez hat getan, was er konnte, und bekommen, was das Regelwerk für dieses Verhalten vorsieht. Das war doch durchaus die Aktion eines Märtyers, der sich zur Erhaltung letzter Chancen für seine Mannschaft geopfert hat. Unsportlich auf sehr verwerfliche Weise war Fabiano, um mal ein Beispiel zu nennen. Außerdem war es ein erbärmliches Spiel - die hätten beide nach Hause geschickt werden sollen.

marxelinho hat gesagt…

ich fand es ein sehr gutes spiel

Ekkehard Knoerer hat gesagt…

Ja, aber warum? Zwei sehr limitierte Mannschaften - strategisch wie spielerisch -, die sich in temporären Willensaufwallungen für eine gewisse Strecke jeweils ein Übergewicht erkämpften, ohne dass dabei sehr viel mehr sichtbar geworden wäre als eben das Aufwallen dieses Willens. Forlan ist natürlich ein Weltklassespieler - und auch nichts gegen Suarez, aber sonst ging doch extrem viel ins Leere, und das meist auch noch ziellos. Ich bin zugegeben gegen Ende der regulären Spielzeit kurz eingeschlafen, kann mir aber nicht vorstellen, dass das entscheidend anders lief bis zum Wiedererwachen irgendwann in der Verlängerung. Nichts gegen die dramatischen Verwicklungen am Ende dann, aber das war, als käme in einem wirklich öden Film am Ende noch eine echt tolle Szene. Eigentlich auch schon egal. (Vielleicht ein Problem, dass ich mit keiner der beiden Mannschaften im vorhinein sonderlich sympathisiert hätte.)