Mittwoch, Juli 07, 2010

Religionskritik

Berauschend war es nicht, wie die Niederlande sich im ersten WM-Halbfinale mit 3:2 gegen Uruguay durchgesetzt haben, aber es hat gereicht. Ein paar gute spielerische Ansätze gegen ein Team, das toll gearbeitet hat, das mir aber dann doch ein wenig zu stark auf den glücklichen Moment baut.

Die Weltmeisterschaft hat mit diesem Ergebnis auch ihre religiöse Phase hinter sich gebracht, denn nun sind nur noch drei Teams im Rennen, die ich als solide säkularisiert einschätze, während Uruguay ja doch recht unangenehm die Rhetorik von der "Hand Gottes" und von einer großen WM im Zeichen der Jungfrau Maria strapaziert hat.

Die brasilianischen Evangelikalen sind auch nicht mehr dabei, den Titel werden drei Organisationen untereinander ausmachen, die Inspiration nicht als göttliche Eingebung betrachten (obwohl auch im deutschen Team noch gebetet wird), sondern als etwas, das die gute Arbeit krönt. Das deutsche Team hat die Hilfe von oben durch eine Willensrhetorik ersetzt, die unter anderen Umständen auch auf die Nerven gehen könnte, die hier aber Sinn macht: Man wuss schon etwas wollen, um etwas zu erreichen. (Arsène Wenger spricht immer von "desire", das klingt natürlich viel besser als der philosophisch ein wenig vorbelastete Wille.)

Was Spanien will, werden wir heute abend sehen, wenn Vicente del Bosque zeigen wird, ob er sein Sorgenkind Torres vielleicht doch auf die Bank setzt (und Fabregas oder Llorente bringt?). Der brasilianische Altstar Tostao hat am Montag in der SZ einen klugen Satz über Brasiliens aktuellen Stil gesagt: "Die Art, wie Dunga nach Siegen trachtet, lässt nichts zurück, wenn er verliert." Das gilt bei dieser WM in gleicher Weise und bei aller Sympathie für deren Methodik dann eben doch auch für Uruguay, Paraguay, Neuseeland..., es galt nicht für Ghana (von denen große Hoffnungen für die Zukunft und beeindruckende Einzelleistungen zum Beispiel von Kevin-Prince Boateng zurückbleiben), und es gilt sicher nicht für Deutschland oder Spanien.

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