Für das WM-Finale habe ich keinen wirklichen Favoriten. Zwar habe ich vor dem Turnier Spanien als Wunschweltmeister angegeben, aber da konnte ich natürlich nicht ahnen, dass sie gegen die Niederlande spielen würden, für die ich nicht nur wegen van Persie eine Menge übrig habe. Interessant wird sicher werden, wie Oranje sich auf den spanischen Ballbesitz einstellt - die langen Pässe von Sneijder sind auf jeden Fall ein interessantes Mittel bei schnellen Außenspielern wie Robben und Kujt und bei van Persie im Zentrum.
Eine Formulierung aus der "Gazzetta dello Sport" hat übrigens sehr schön den entropischen Punkt des spanischen Spiels benannt: Sie arbeiten an einem "Kamasutra der Chancen" ("Kamasutra delle occasioni di Gol"), also einem Katalog aller möglichen Stellungen, aus denen heraus man prinzipiell ein Tor erzielen könnte - wäre man nicht Tantriker und damit der Ejakulation abhold. Das ist ein Wortspiel, das auf Klischees aufbaut, brillant ist es trotzdem.
Deutschland hat im kleinen Finale gegen Uruguay gezeigt, wie ein offenes Spiel ausgehen kann, bei dem beide Team die taktischen Sicherheiten über Bord werfen - es gab zahlreiche Chancen auf beiden Seiten, am Ende erzielte mein Lieblingsspieler Sami Khedira das 3:2. Das Spiel im Platz 3 zeigt häufig den Fußball, den die Fans gern sehen wollen - weniger gehemmt, vom Druck befreit, ein bisschen pfeifdrauf, wie die Flanke von Jerome Boateng auf Jansen. Schneller Sex im Vergleich mit der hohen Minne der Spanier.
Genug der einschlägigen Metaphern, in ein paar Stunden haben wir einen neuen Weltmeister, und dann ein paar Wochen die schmale Kost der Transfernachrichten im schweren Brei der Transfergerüchte.
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