Die schwere Knieverletzung von Patrick Ebert (viel Glück für das Comeback!) stellt Hertha schon früh vor eine knifflige Denksportaufgabe. Denn der Ersatzmann steht mit dem eben erst verpflichteten Daniel Beichler (21) von Sturm Graz zwar schon bereit, es wird sich aber erst weisen müssen, wie der Österreicher mit den neuen Verhältnissen zurecht kommt. Auf dem linken Flügel sind die Unwägbarkeiten sogar noch größer, denn dort wird wohl vorerst einmal Ronny spielen, der eigentlich ein Außendecker ist, und von dessen Spielverständnis wir noch wenig wissen. (Bei all dem gehe ich immer davon aus, dass Ramos und Kacar verkauft werden.)
Die Einkaufspolitik von BP ist von einer verständlichen Ambivalenz geprägt: Sie sind sich nicht ganz sicher, ob die Hertha mit dem technischen Ansatz, mit dem sie letzten Endes den Abstiegskampf nicht hingekriegt hat, in der zweiten Liga einen Auftrag hat. Deswegen haben sie mit Friend einen Stürmer gekauft, der ein anderes Signal gibt, das auf Durchsetzung gegen härteren Widerstand deutet - wie das Spiel aber bis zu Friend aussehen soll, wie es also bis an den Elferpunkt gelangen soll, das ist noch kaum abzusehen, denn die weiteren Neuverpflichtungen fügen sich bisher nur in Ansätzen in ein Bild. Gelernte "Wingers" sind auf jeden Fall schon Mangelware.
Viel wird von der Besetzung des defensiven Mittelfelds abhängen, wo nicht wenige Hertha-Fans Kobiashvili neben Lustenberger erwarten statt Dardai oder (bitte nicht!) Standby-Profi Neuendorf. Ronny würde dadurch nach hinten rücken, und es würde links ein Platz frei für entweder Rukavytsya oder vielleicht sogar Domovchyiski.
Der Kader ist im Moment ein großes Mobile, so richtig fix scheinen mir nur folgende Positionen zu sein: Aerts, Hubnik, Mijatovic, Lell, Lustenberger, Raffael, Friend. Eine zentrale Achse, zu der Beichler hinzukommt und eine linke Außenbahn, von der wir noch wenig wissen. Da ist eine Menge Polyvalenz im Kader, die erst auf die zweite Liga scharf gestellt werden muss.
Heute abend spielt Sturm Graz eine Sommer-Exhibition gegen den FC Arsenal. Beichler hätte da wohl noch gegen Kieran Gibbs seine Tricks und Flanken probieren können, eine Gelegenheit, die ihm entgehen wird, weil er einen Schritt gemacht hat: in Berlin in der zweiten Liga die Grundlagen für eine moderne Erstligamannschaft zu legen.
5 Kommentare:
Was ist denn eigentlich mit Sascha Bigalke? Wäre das keiner für die Position?Wie entwickelt der sich denn?Ich habe ihn seit der U-17 WM wieder etwas aus den Augen verloren.
Bigalke hat schon ab und zu auf dem Flügel gespielt, er ist technisch gut, hat Ideen und kann vor allem auch mit dem ruhenden Ball etwas anfangen; Nachteil: er ist nicht sehr schnell (vgl. Traore, den Hertha ziehen ließ und für den jetzt sogar Stuttgart bieten soll).
Babbel probiert ihn neuerdings manchmal im defensiven Mittelfeld aus, wo er mit Perdedaj und Hartmann um die Position neben Lustenberger kämpft (so lange Dardai verletzt ist).
Vielen Dank für die Info.
Ist er denn dann auch körperlich robuster geworden, wenn er defensives Mittelfeld spielen kann?
(er sieht mir ja doch recht klein aus...)
in österreich würde man sagen: sascha bigalke ist immer noch eher ein "zniachtl", also eine körperlich wenig einschüchternden person; eigentlich sind die mittelfeldaspiranten im moment bei hertha alle ziemlich klein (hartmann, perdedaj, bigalke)
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