Donnerstag, August 13, 2009

Kurvenstar

Inzwischen verdichten sich die Anzeichen, dass die Umbauarbeiten am Kader, die in den letzten Tagen eher im Stil einer externen Beraterfirma durchgeführt wurden, ein ganz konkretes Personalziel im Zentrum haben: Andrej Voronin soll wohl aus Liverpool zurückkommen. Neulich hat er noch in einem Testspiel für die "Reds" gegen Lyn Olso getroffen, eine Zukunft scheint er aber neben Gerrard und Torres nicht zu haben.

In Berlin hingegen wird die Lücke, die Pantelic, Simunic und Voronin gerissen haben, schmerzlich empfunden. Die Ostkurve hat am vergangenen Samstag schon ihre Meinung kundgetan und von Marko Pantelic gesungen, während Artur Wichniarek sich noch um Integration in ein Spiel bemühte, das aus der Defensive heraus lahmte. Das Kalkül von Preetz und Favre wäre also ein doppeltes: Befriedung der Fanbasis durch das Idol von gestern, zudem würde Voronin sowohl taktische wie mediale Anforderungen erfüllen - er gilt als "Kaliber", ist aber auch tatsächlich torgefährlich, läuft gut und würde Hertha wieder ein wenig mehr Respekt verschaffen. Allerdings ist er nicht ganz der Kurvenstar, der Pantelic ist.

Unterschätzt wurde dabei, dass die beiden Spieler, die ihm geopfert werden müssen, sehr beliebt sind: Lúcio als Sympathieträger, Chermiti als Hoffnungsträger. Hier zeigt sich, dass Coach Favre bei der Vermittlung seiner Personalpolitik schnell an die Grenzen kommt: Wie schon in der Causa Pantelic sind seine Aussagen, wenn es denn welche gibt, in erster Linie defensiv. Es wäre nun angebracht, zumindest Chermiti deutlich eine längerfristige Perspektive in Berlin zu avisieren.

Aber die letzten Wochen haben uns gezeigt, dass sich das Blatt sehr schnell wenden kann - niemand musste erwarten, dass der noch vor fünfzehn Wochen von mehreren deutschen Klubs angeblich umworbene Voronin Mitte August wieder perspektivlos in Liverpool sitzen würde (wie auch Pantelic in Belgrad). Hätte man das sicher wissen können, wäre Wichniarek nicht geholt worden, dessen Comeback bei der Hertha jetzt eigentlich schon wieder erledigt ist (wie wäre es, ihn sofort wieder an Bielefeld zurückzuverleihen?).

Ich finde alle drei Manöver, wenn sie denn so über die Bühne gehen, wie es sich abzeichnet, plausibel, würde mir aber wünschen, dass der Trainer dazu beiträgt, sie ein wenig "weicher" zu moderieren, als dies derzeit der Fall ist. Das Geschäft selber ist hart genug, man muss es nicht auch noch deutlich so erscheinen lassen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Aber wäre die behutsame Kommunikation von Mannschaftsplanung und Transfers nicht eher die Aufgabe von Preetz als von Favre?

marxelinho hat gesagt…

Natürlich, aber im Moment haben viele Fans den Eindruck, dass Favre die Personalangelegenheiten zu schroff und zu kalt handhabt, und nicht nur ihm selbst muss daran gelegen sein, nicht zu sehr als Technokrat zu erscheinen - das Gegenbeispiel wäre der Technokrat Arsène Wenger, der jede Ausleihe in seinem Begabtenkolleg genau in einen Vieljahresplan einzuordnen weiß, bei dem dann nicht mehr so auffällt, dass der auch alle paar Wochen nachjustiert werden muss.

Anonym hat gesagt…

Begrüße Deinen Vorschlag König Artur back in his very kingdom zu verleihen, in Berlin wird er eher zum Artur Ohneland. Gruß von Valdano