Der Witz ist schon oft gemacht worden, dass die Hertha nach jedem Pokalspiel nach Berlin zurückfährt, beim Finale aber immer nur zuschauen durfte. Auch gestern bei Preußen Münster gab es wieder wenig Anlass zu glauben, dass es in diesem Jahr anders sein wird - der "Kup", wie Coach Favre den Bewerb verschmitzt nennt, ist nun einmal die Direttissima in einen internationalen Wettbewerb, da muss jede Bewegung stimmen, sonst stürzt man ab.
Es war gruselig, wie sehr die Mannschaft in den ersten zwanzig Minuten nach ihrer Bestimmung suchte. Im Kopf waren augenscheinlich die direkten Pässe und die flüssigen Kombinationen, die sie aus dem Training in Erinnerung hatte. Auf dem Platz waren die Gegner von Preußen Münster, die mit Hingabe dazwischenspritzten, wenn Pisczek oder Kacar oder Nicu allzu geduldig auf den Ball warteten oder Marc Stein einen seiner schlampigen Pässe spielte. Ganz ohne Zweifel war die Mannschaft nervöser, als sie es hätte sein müssen, wenn sie das gespielt hätte, was sie gekonnt hätte, wenn sie nicht nervös gewesen wäre ... Eine Zwickmühle, aus der man sich durch Einsatz befreien könnte, den aber ließ die Hertha lange vermissen.
Wie sehr es haperte, ließ sich schön an den Wegen von Artur Wichniarek ablesen, der irgendwann in der eigenen Hälfte nach den Bällen zu suchen begann. Das Führungstor durch Raffael war glücklich, der Ausgleich in der zweiten Halbzeit nicht unverdient für Münster, erst nach drei Wechseln (Pejcinovic für Ebert, Cicero für Dardai, Domovchyiski für Pisczcek) stimmte das Teamgefüge ein wenig besser. Kurz vor Ende der Verlängerung, also kurz vor einem Elfmeterschießen gegen einen Viertligisten, schloss Domovchyiski einen Angriff über Pejcinovic mit sehenswerter Coolness ab, das 3:1 durch einen Konter von Raffael war eine Dreingabe.
Was negativ auffiel: Das Spiel aus der Viererkette lahmt noch sehr, Dardai ist als zentraler Verbinder überfordert, Kacar bietet sich nicht oft genug an, Piszczek und Stein harmonieren mit ihren Vorderleuten nicht allzugut. Die endlosen Querpässe, um es auf der anderen Seite neu zu versuchen, machen jeden Gegner stark. Die Hertha drückt sich immer noch gern um die Initiative.
Was positiv auffiel: Wichniarek zeigte, wofür er geholt wurde, er war ein spielender Stürmer, der weite Wege ging, gute Pässe spielte und dem starken Raffael viele Räume schaffte. Kacar steigerte sich im Lauf des Spiels, irgendwann waren dann schon die Kombinationen zu sehen, die dem Coach wohl vorschweben. Domovchyiski hat jetzt endlich ein wirklich wichtiges Pflichtspieltor erzielt.
Das erste Spiel ist also gespielt, es ist noch einmal gut ausgegangen, die guten Ansätze sind wichtiger als die alten Probleme. Jetzt einen Eisbeutel auf das Knie von Cicero, damit dort alles in Ordnung ist in einer Woche gegen Hannover 96.
2 Kommentare:
Wichniarek suchte in der "eigenen Halbzeit" nach Bällen? Du meinst wohl Hälfte :-)
gleich korrigiert, vielen dank
Kommentar veröffentlichen