Montag, August 24, 2009

Demonstration

Wenn ein Spieler vom Platz muss, dann tritt bei fast allen Vereinen ein kleines Ritual in Kraft. Häufig nimmt der zweite Trainer ihn in Empfang, gibt ihm einen Klaps auf die Schulter, der Chef-Coach nickt wenigstens anerkennend, andere wie Jürgen Klopp pflegen die große Umarmung. Lucien Favre hat gestern Valeri Domovchyiski regungslos an sich vorbeispazieren lassen, ganz so, als wäre das gar kein Spieler von der Hertha, der sich da zurück auf die Reservebank schleicht.

Bei Nicu, der früher schon vom Platz musste, gab es zumindest das rituelle kleine Zeichen der Anerkennung - du gehörst zu uns, wir müssen jetzt nur die Kräfte ein wenig anders bündeln. Bei Domo war die Sache umso auffälliger, als Favre damit einen Auftritt besiegelte, den er vor dem Spiel präsumtiv in die Kritik genommen hatte; der Bulgare war schon mit der Hypothek aufgelaufen, dass der Trainer ihn noch nicht eigentlich für reif befindet.

Ich will die Sache nicht aufbauschen, aber sie scheint mir einen Zwiespalt zu enthüllen, der Favres Verhältnis zum Team immer wieder einzutrüben droht - die starrsinnige Weigerung, mit Pantelic wenigstens das Zweckbündnis auch symmbolisch anzuerkennen, war das deutlichste Zeichen dafür. Favre hat den Kader inzwischen sehr weitgehend nach seinen Vorstellungen (und entsprechend den finanziellen Beschränkungen) gestalten können - trotzdem identifiziert er sich offensichtlich nur mit einem Teil des Personals.

Nicu war gestern sicher nicht besser als Domo, und der wiederum war zumindest im Ansatz gefährlicher als Wichniarek in den ersten beiden Spielen. Favres seltsames, demonstrativ distanziertes Verhalten weist (sofern es sich nicht explizit auf das halbherzige Verhalten beim Gegentor bezieht) deswegen auf die Ambivalenz hin, die der Trainer insgesamt seiner Aufgabe gegenüber hat - er hat große Ziele, jetzt muss er erst einmal zeigen, ob er auch das Zeug hat, aus den vorhandenen Talenten ein starkes Team zu machen. Domovchyiski hat auf jeden Fall noch eine Chance verdient, und der Coach hat ihn hoffentlich wenigstens hinter den Kulissen noch ein wenig aufgemuntert.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Felix:
Ich fand das Verhalten von Favre gegenüber Pantelic in der vergangenen Saison eigentlich okay. Er hatte die mehrmals die Möglichkeit Voronin für Pantelic zu bringen, aber trotz seiner nicht zu übersehenden Abneigung gegenüber Pantelic tat er unabhängig von seinen Sympahieen Pantelic das Vertrauen. Das hat mir einiges an Respekt abverlangt.

Ein großes Problem sehe ich in seiner Arbeit mt den Medien. Er lässt zu viele Fragen unbeantwortet und gibt nur selten eine Erklärung für das was er getan hat. Das schadet langfristig gesehen seiner Glaubwürdigkeit und dieses Rätselraten über Entscheidungen wirkt einfahc unsouverän.

Als die Ausleihe vom Chermiti anstand flüchtete er vor den Reportern und gab keinen Kommentar ab. Erst Tage später äußerte er sich in der Morgenpost in einem Interview über die Beweggründe dieser transferentscheidung. Weiss der Teufel warum. Solche Aktionen schaden ihm und der Mannschaft eindeutig!

marxelinho hat gesagt…

ich fand auch, dass er mit pantelic insgesamt richtig umgegangen ist, aber er hat kein einziges mal auch nur die andeutung einer herzlichen geste ihm gegenüber gemacht - das mag man ehrlich finden, ich finde, es ist auch ein ausdruck der generellen haltung favres spielern gegenüber - sie sind für ihn halt doch in erster linie bausteine in einem masterplan