Zwei Gründe hat Arne Friedrich nach dem 0:1 beim VfL Bochum genannt. Die Heimmannschaft hat der Hertha "die Schneid abgekauft", und "es fehlt die Qualität". Das sind einfache Erklärungen, die erste bezieht sich darauf, dass Bochum in jeder Hinsicht mehr Einsatz gezeigt hat (körperlich, mental, läuferisch), die zweite darauf, dass die Spielzüge der Hertha meistens schon im Ansatz scheiterten - an schlampigen Pässen und fehlender Abstimmung. Daran ist der Trainer nicht unschuldig, der Raffael auf der Bank ließ, stattdessen Kacar als hängende Spitze hinter Domovchyiski aufstellte. Dahinter Dardai und Cicero, außen Nicu und Ebert, hinten Pejcinovic linsk und Stein rechts. Bochum arbeitete sich allmählich ins Spiel, die Hertha blieb passiv, Dardai und der momentan sehr formschwache Cicero fiel nichts ein, Domovchyiski war vorne allein.
Kurz nach der Pause dann ein Freistoß aus zwanzig Metern. Domovchyiski geht aus der Mauer, wirft sich aber nur alibihaft in den Schuss von Yahia, genau genommen dreht er sich weg - da kann er den Schuss gleich durchwinken. Trotzdem hat der junge Bulgare nicht verdient, was Favre dann in der 75. Minute machte: Er wechselte ihn aus und ließ ihn völlig unbeachtet an sich vorbei zur Bank stapfen, ganz so, als wären seine Versuche nicht einmal eine höfliche, geschweige denn eine aufmunternde Geste wert gewesen. Das ist nur ein Detail, aber ein signifikantes - es zeigt uns, wie schlecht es dem Trainer gelingt, die Spieler auf einer anderen als einer taktisch-technischen Ebene zu erreichen.
Es scheint ihn gar nicht zu interessieren, dass es auch so etwas wie Motivation und Psychologie gibt. Was sich da momentan so nach außen mitteilt, erinnert mich fatal an Falko Götz (schlimmstes aller Verdikte). Die Ausrede mit dem mangelnden Geld für Investitionen zieht jetzt schon nicht mehr, denn die Tugenden, die Hertha im Moment fehlen, kosten nichts. Die Mannschaft ist schlecht auf- und eingestellt, von selbst findet sie nicht zu einer Identität. Der Trainer muss ihr etwas anbieten, das konkret ist - keinen utopischen Kombinationsfußball, sondern ein Ethos der Professionalität, das allein da unten im Armenhaus der Tabelle weiterhilft.
3 Kommentare:
Okay Leute, das ist jetzt wohl ein Fehlstart für unsere Hertha. Und mit Werder nächste Woche ham wir auch gleich wieder einen netten Gast.
Aber kommt der diesjährige Aufenthalt in unteren Tabellenregionen wirklich so überraschend? Mit ein bisschen Realitätssinn im Kopp muss doch klar sein, dass Hertha ja nicht nur wirklich Qualität abgegeben hat, sondern auch Charisma und Selbstbewusstsein. Ok, kann man machen, aber wenn man dann überdeutlich nach außen kommuniziert, dass man finanziell nicht in der Lage ist, adäquat einzukaufen, dann entwertet man die paar Einkäufe, die man sich noch leisten kann, zusätzlich.
Und jetzt spannen sie uns auf die Folter, welch großen Knaller sie uns in der nächsten Woche präsentieren werden. Das kann angesichts der aufgebauten Erwartungen ja nur in die Hose gehen! Ein Desaster!
Ich will jetze mal nicht nur negativ sein. Die finanzielle Situation haben nicht die Amateure, die jetzt am Ruder sind, zu verantworten. Ich sags mal pauschal, und kann es gerne belegen, Hertha hat finanziell die Erträge der nächsten 10 bis 15 Jahre verpfändet. Besser gesagt: Bereits eingenommen und schon ausgegeben! Und zwar vor dieser Saison!
Da können sich die Kohlenschüpper mal ne Scheibe von abschneiden!
Also: Nich rumheulen!
klasuppke
Felix:
Die Situation bei Domos Auswechslung ist mir auch nicht entgangen. Ich war schockiert und hoffe im Fernsehen kam es anders rüber als es in Wirklichkeit ablief.
LF war grade dabei Anweisungen zu geben. Vielleicht ist er danach (als die Kamera weg war) nochmal auf ihn zugegangen.
Vergleiche mit Götz sind aber dennoch unangebracht. Götz hat täglich 90 Minuten trainieren lassen, war also in dem Sinne einfach ein schlechter Trainer (für die Bobic-Truppe).
Ich hoffe, dass Favre die Truppe so in den Griff kriegt wie seinen schweizer (Fußball-)Provinzverein.
PS: Ich lese den Blog hier gern ;)
Kommentar veröffentlichen