Freitag, Februar 01, 2008
Drittmittel
In England, dem (zweiten) Mutterland des Kapitalismus, gibt es eine bemerkenswerte Initiative. Die Fans des FC Liverpool wollen ihren Club zurückkaufen. Sie gehen vorerst von 500 Millionen Pfund aus, die aufzubringen sind. Sie rechnen so: Wenn 100.000 Fans jeweils 5000 Pfund investieren, dann gehört der FC Liverpool nicht mehr zwei amerikanischen Investoren, sondern den 100.000 Fans und damit in gewisser Weise wieder allen, die sich dafür zuständig fühlen. Der Mann hinter der Sache scheint ein Fußballökonom von der Universität Liverpool zu sein - glückliches Land, das Akademiker ausbildet, die in solchen Dimensionen denken und originelle Wege der Dritt- und Irgendwiemittelfinanzierung beschreiten. Hiermit gründe ich die Subinitiative "Shareashare", in der sich 99 Fans des englischen Fußballs mit mir zusammen und jeweils 50 Euro an einem Anteilschein beteiligen können. Ich frage mich nur, wie wir einmal die knifflige Frage lösen werden, wer ins Stadion darf, wenn es um eine Meisterschaft geht. Der FC Liverpool hat dann nämlich möglicherweise 100.099 Eigentümer, aber nur 42000 Sitzplätze - es sei denn, wir stemmen noch einmal 500 Millionen Pfund für das neue Stadion. Dafür gründe ich hiermit schon einmal die Initiative "share a seat in the nosebleeds" - 50 Euro für eine Lebensdauerkarte mit Rotationsprinzip. Ein Sitz im "Nasenbluten-Sektor" bedeutet, dass dort oben die Luft schon ein wenig dünn ist. Ein billiger Platz also, von dem die Dividende aber nicht nach Amerika geht.
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