Sonntag, Februar 04, 2007

Abstiegskampf

Der Niedergang des HSV begann am 6. Mai 2006 im Berliner Olympiastadion. Damals gewann die Hertha am vorletzten Spieltag mit 4:2, danach verloren die Hamburger noch daheim gegen Werder Bremen. Sie fielen damit zwar nur auf den dritten Platz zurück, und schafften im Sommer noch die Qualifikation für die CL, aber es gab schon deutliche Anzeichen dafür, daß die Mannschaft an den Grenzen ihrer Möglichkeiten operieren mußte. Gestern kam der HSV als Tabellenletzter ins Olympiastadion zurück, mit Huub Stevens und Ivica Olic, einem Stürmer, den die Hertha 1999 ein Jahr ausprobiert und dann verworfen hat. Es gab eine beinahe tragisch zu nennende Niederlage für den HSV durch einen Distanzschuß von Mineiro in der 92. Minute, nach dem Führungstreffer durch Laas in der ersten Halbzeit und dem späten Ausgleich durch einen Kopfball von Arne Friedrich in der 78. Minute. Selten war ein Spiel so sehr von den "Geschichten" bestimmt, die zwei Mannschaften in dieser Saison schreiben: Das Unvermögen des HSV, einen Sieg nach Hause zu bringen, und das irgendwie hartnäckig im Olympiastadion tätige Glück der Hertha, die wieder nicht richtig gut gespielt hat und doch gewann. Zum Teil leidet das Team zur Zeit darunter, daß Pantelic anscheinend seine Position in der Torschützenliste aufgefallen ist. Er spielt seither, das war schon gegen Hannover zu sehen, deutlich weiter vorn, beteiligt sich weniger am Aufbau und an der Defensive, mit einem Wort: er will bedient werden. Das verändert das ganze Konzept, das noch im Herbst so toll funktioniert hat, als Pantelic der spielende Stürmer war, der grandiose Pässe zu schlagen vermag. Den Elfmeter in der 9. Minute holte er sich selber, er verschoß ihn aber auch selber. Der Gegentreffer in der 33. Minute durch Laas gehörte Fathi (Ballverlust) und Fiedler (Fehler). Danach gehörte das Spiel der Hertha, die aber wenig damit anfangen konnte. Auffällig zum Beispiel, daß sie keinen Freistoßschützen hat. Bei Standardsituationen kommen Bastürk oder Gilberto an die Reihe, das scheint aber eher an Autorität oder Seniorität zu liegen als daran, daß sie auffällig gut schießen (im Vergleich mit Spezialisten ist es geradezu jämmerlich). Warum bekommt Dejagah da nicht öfter eine Chance? Warum wird das nicht trainiert? Gilberto brachte immerhin den Freistoß in der 78. Minute schön an die Sechzehnergrenze, wo Arne Friedrich mit imposantem Luftstand die Verwertung besorgte. Danach war es ein wildes Wogen, sowohl der HSV als auch die Hertha hatten Chancen zum entscheidenden Tor, als Mineiro sich ein Herz faßte, hatten aber alle schon das Remis akzeptiert. Umso verrückter die Menge, als sich die Parzen dann doch noch entschlossen, statt einer lauen Geschichte die Fortsetzung zweier kleiner Epen zu spinnen: Der Niedergang des HSV und die Heimstärke der Hertha bleiben "plot material".

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