Dienstag, November 22, 2005
Vor dem Pfandhaus
Weil A. am Sonntagabend nach Hamburg fahren mußte, war ich allein daheim und sah mir zufällig den Sportplatz auf RBB an, die Sendung, die in der Stadt derzeit Wellen schlägt. Dort war erstmals davon die Rede, daß Hertha die Septemberprämien der Spieler zu spät überwiesen hat. Der Aufsichtsratsvorsitzende Scholz wiegelte in der Manier eines Geschäftsführers alle Fragen nach der Liquidität des Vereins ab. Interessant war dabei, dass er die Transferrechte der Spieler als Sicherheiten gegenüber den Banken nannte. Nun hat der Kader tatsächlich einen kalkulierbaren Wert, für jeden Spieler wird eine Summe veranschlagt, für die er zu haben wäre im Fall eines Herauskaufs aus einem laufenden Vertrag. Tatsächlich sieht sie Sache jedoch so aus, daß Hertha auf dem Transfermarkt kaum einmal Erlöse erzielt. Man kann die Namen ja ganz einfach durchgehen, und wird sehen, daß ein großer Teil der Spieler de facto unverkäuflich ist. Marcelinho, der nominell den höchsten Wert hat, hat in den Jahren bei der Hertha kein einziges seriöses Angebot erhalten. Arne Friedrich, der Kapitän, spielt für einen Wechsel ins Ausland zu durchschnittlich, und wird auch bei der Ligakonkurrenz nicht gebraucht. Bastürk und Simunic sind noch am ehesten in der Kategorie der Attraktiven, aber der Vertrag von Simunic läuft aus, er kann ohne Ablöse wechseln, und Yildiray sucht derzeit auch eher nach seiner Form als nach einem neuen Engagement. Fiedler, van Burik, Kovac, Schröder, Marx, Wichniarek, Dardai, selbst Pantelic, fallen unter Erdnüsse, was ihren Vermittlungswert anlangt. Bleibt also nur die Hoffnung, daß die Aktien von Nando Rafael oder Malik Fathi steigen - das tun sie auch, aber auch auf ihren jeweiligen Positionen und in ihrem Alter gibt es in Deutschland, nicht zu reden international, bessere Spieler. Die Generation Boateng ist zu jung, um schon belehnbar zu sein. So steckt die Hertha also in einem "tight spot". Vermutlich hat das Management zuletzt gegenüber der Stadt Berlin die Sache ein wenig dramatisiert, hat von Insolvenzgefahr gesprochen, um aus den Verbindlichkeiten für das Stadion hinauszukommen. Das wendet sich nun gegen den Verein, denn die Politiker müssen sich für den Stadion-Deal rechtfertigen, und greifen zu denselben Worten, die aus ihrem Mund nun nicht mehr de facto Erpressung, sondern ein Warnsignal sind. Ein kleines Detail, das auch für die enge Situation in diesen Wochen spricht: Schon jetzt werden Karten für alle Heimspiele der Rückrunde angeboten.
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