Sonntag, November 06, 2005

Versäumte Gelegenheit














Das 3:0 gegen Kaiserslautern gestern geht in Ordnung, war aber keine Glanzleistung. Zu schwach der Gegner, zu lethargisch nach jeweils toller Startphase die Hertha. Zweimal zwanzig Minuten Tempo haben genügt, um den desolaten FCK klar zu besiegen. Die drei Tore immerhin waren speziell: Marcelinho, Rafael und Pantelic spielen sehr gut zusammen. Die beiden Stürmer haben eine bemerkenswerten Antritt, vor allem Rafael kann inzwischen mit dem Ball am Fuß ein Tempo vorlegen, das ich ihn gegen Wörns in zwei Wochen wieder zeigen lassen würde. Ich fürchte nur, daß Coach Götz dann wieder Kovac neben Dardai auf die Wiese schickt, und Pante allein vorne arbeiten muß. Da gab es nämlich auch noch die andere Seite der Hertha gestern, die Schonzeit nach der getanen Arbeit, die insgesamt 45 Minuten des Spiels angehalten hat, von der 25. bis zur 45. und von der 65. bis zur 90. Minute. In diesen Phasen wurde es verschlafen, ein wenig Stimmung und Tordifferenz zu machen. Und Auslaufmodell Kovac bekam noch die Gelegenheit, einige unserer Spielzüge im Ansatz zu unterbrechen. Ich habe auch so einen Verdacht, warum die Hertha es selten für nötig hält, nach einer Führung nachzusetzen: Es hängt mit dem Bayern-Mißverständnis zusammen, das sie immer wieder formulieren - vom großen Vorbild glauben sie zu lernen, daß effiziente Siege besser sind als stürmische, und daß Leidenschaft irgendwie unmeisterlich ist. Weil der Manager und der Coach sich das auch so ähnlich denken, die Hertha aber nicht Bayern ist (und die Bayern bei Gelegenheit ja auch anders spielen), kommt oft ein Stiefel heraus. Gestern waren wir mit einer starken Kreuzberger Delegation im Stadion. Christian mit Tochter und Thomas mit Sohn saßen im Langnese-Familienblock, ich auf meinem Stammplatz auf der anderen Seite. Die Hertha hätte gestern auch die Chance gehabt, einen Gladbacher und einen Schalker zumindest im Ansatz in ihrer Gewißheit als langjährige Fans zu verunsichern. So gut hat sie dann aber doch nicht gespielt. Insofern war das Match eine versäumte Gelegenheit. Die Kinder, die schon in Berlin geboren sind, wissen von den alten Vorurteilen gegen den Verein nichts, sie brauchen keinen Christian Ulmen, um Hertha lieben zu lernen (obwohl der seine Kolumne gut macht) - sie sehen die Tore und wollen mehr davon!

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