Freitag, November 25, 2005

Froschmäusekrieg

Es war empfindlich kalt gestern im Olympiastadion. Der Oberring war gesperrt, dadurch kamen Volker und ich auf zwei "Comfort Seats" auf dem Unterring zu sitzen, lächerlich enge Sitzgelegenheiten in einem Sektor, in dem das Publikum recht teilnahmslos dem Spiel zuschaut. 18.000 waren gekommen, um die Hertha gegen den RC Lens aus Frankreich zu sehen. Wir sahen eine indiskutable Leistung, die am Ende nicht einmal ein richtiges Pfeifkonzert provozierte. Zwei Läufe von Arne Friedrich in den ersten Minuten waren die einzige Ausbeute, dann vergaß die Mannschaft diese Option und begann mit ihrem üblichen Kleinklein, wobei Ellery Cairo auf der linken Seite fehlbesetzt war. Dardai und Kovac in der Zentrale machten Dienst nach vager Vorschrift, und Nando Rafael blieb so wirkungslos, wie wir es inzwischen gewohnt sind. Die Aufstellung war ein übler Kompromiß aus der finanziellen Not: Wichniarek, der gestern auf jeden Fall eine Option gewesen wäre, sitzt inzwischen nicht einmal mehr auf der Bank. Man will ihn anscheinend unter allen Umständen zu Neujahr von der Gehaltsliste haben. Bastürk war ein Schatten seiner selbst, dass er auch Pfiffe bekam, empfand ich aber als unfair. An vielen Stellen hörten wir das Stadion richtiggehend stöhnen angesichts der Stümpereien der Hertha, des Ballgeschiebes, der Alibiaktionen. Dass hinterher sich wieder Niko Kovac in die Rolle des Führungsspielers begab, indem er sich zum Interview meldete, verstärkt nur meine Abneigung gegen ihn: Er hat einfach begriffen, dass man sich in einer lahmen Mannschaft mit geraden Sätzen weiter bringen kann als mit schnellem Spiel. Er hat sich in die Grundaufstellung zurückgeäussert. Im Moment zerren viele Kräfte an der Hertha, die meisten davon sind negativ, und niemand stemmt sich dagegen als der Rhetor Niko Kovac mit dem Worten: "RC Lens ist keine Mäusetruppe."

Keine Kommentare: