Sonntag, Dezember 18, 2011

Scheidungskrieg

Hertha BSC hat am letzten Tag der Bundesligahinrunde 2011 ein jämmerliches Bild abgegeben, das die Mannschaft nur zum Teil und mit ein wenig Glück gerade noch ein wenig geraderücken konnte. Es war klar, dass sich alles um die Trainerfrage drehen würde, aber es kam dann doch sehr überraschend, dass Coach Babbel sich nach dem Schlusspfiff an keine Sprachregelung mehr gebunden fühlte.

Er gab dem verdutzten Sky-Moderator Jan Henkel zu verstehen, dass er schon Anfang November in der Länderspielpause die Verantwortlichen von seinem Entschluss in Kenntnis gesetzt hatte, nach Juni 2012 in Berlin nicht weitermachen zu wollen. Henkel vergaß darüber vollkommen, die wichtigste Frage zu stellen: Warum? Was fehlte Babbel in Berlin? Woran haperte es? Denn so lange sind die Spiele ja noch nicht her, in denen Hertha (unter Babbel) andeutete, dass ein wenig mehr möglich sein könnte als nur Abstiegskampf. Es herrschte Aufbruchsstimmung, und Babbel konnte sich diese zu einem guten Teil auf die Fahnen schreiben.

Er will aber weg, und in Hoffenheim konnte man gestern zum ersten Mal den Eindruck bekommen, dass da möglicherweise noch etwas hinter den Kulissen eine Rolle spielt, das sich nun fast schon zu erkennen gegeben hat. Es sieht jedenfalls so aus, als wäre zwischen Babbel und Preetz persönlich etwas zerbrochen, und zwar schon vor längerer Zeit - die Motive dafür werden wir im Detail kaum erfahren, man kann sie sich aber in Ansätzen denken.

Babbel hat immer ein wenig "gefremdelt" mit Berlin, mit der Stadt, mit den (paar) Medien, mit den Erwartungen, die hier schnell in die Höhe schießen. Er hat sich hier wohl nie eine Rolle wie Schaaf in Bremen oder gar Wenger in London vorstellen können, während Preetz wohl Hoffnungen in diese Richtung hatte. Hoffnungen, die man nach den Siegen gegen den BVB und dem (trügerischen) 3:0 gegen Köln haben konnte.

Die Absage Babbels (seine diesbezügliche Aussage halte ich für glaubwürdig) muss da eine ziemliche Erschütterung bewirkt haben, der Mannschaft konnte man diese deutlich ansehen, denn seit November läuft da nicht mehr viel, da kann Babbel noch so oft von "sensationellen Jungs" sprechen. Gegen Hoffenheim bedurfte es erst eines Gegentreffers durch einen Weitschuss von Salihovic (ungenügend unter Druck gesetzt von Ottl, der wieder einmal insgesamt teilnahmslos wirkte, aber auch Lustenberger - statt Niemeyer - fand nie einen Rhythmus) und einer roten Karte für Raffael (nach Tätlichkeit an Salihovic), vor allem aber einer grotesk zurückschaltenden Hoffenheimer Mannschaft, um Hertha ins Spiel kommen zu lassen.

Ebert, der davor abwesende Ramos, Lell, Hubnik ergriffen die Initiative, es ging nun mehr nach vorn, dies alles aber in einem insgesamt sehr dürftigen Spiel. Torun, der für den früh verletzten Rukavytsya kam, steht sinnbildlich für die ein wenig hektische Betriebsamkeit und für stereotype Bemühungen (er zieht immer nach innen), die immerhin dazu führte, dass dann auch noch Vorsah ausgeschlossen wurde (Foul an Ramos, öffnender Pass: Ottl) und Hertha eine halbe Stunde 10:10 gegen den Eindruck einer hinten heraus doch mäßigen Hinrunde spielen konnte.

In der letzten Minute konnte Hubnik noch einen Ball nach Chaos im 1899-Strafraum über die Linie befördern, und die Emotionen, die das mit sich brachte, müssten Babbel eigentlich ein wenig wehmütig gestimmt haben. Denn in Berlin ist sehr wohl etwas möglich. Aber das Ausmaß der Kränkung, das in seiner Absage liegt, ist ihm wohl nicht bewusst.

So blieben Manager Preetz und der ihm beigesprungene Präsident Gegenbauer als die Deppen des Tages zurück, weil sie immer noch an einer Sprachregelung festzuhalten versuchten, deren Dummheit ihnen doch nicht verborgen geblieben sein kann: Bis 21. Januar wollten sie die Medien vertrösten - wer immer sich das ausgedacht hat, glaubt wohl an den Weihnachtsmann.

De facto steht nun zur Disposition, ob Babbel für das Cupspiel am Mittwoch noch tragfähig ist - nach den Emotionen von Sinsheim sollte das aber kein Problem sein, Preetz und Babbel müssen einfach einmal noch Kreide fressen, und dann können sie das Geheimnis für alle Zeiten versiegeln, wie sie diese wunderschöne Männerfreundschaft, auf die Herthas Zukunft gebaut werden sollte, so vermasseln konnten.

1 Kommentar:

Natalie hat gesagt…

Deine Überschrift ist ja noch doppelbödiger als ohnehin schon ;)