Montag, Dezember 05, 2011

Winter des Missvergnügens

Vom Spiel ins Kaiserlautern habe ich folgendermaßen Kenntnis erlangt: Samstagnachmittag zwei Textnachrichten von meinem Bruder, Samstagabend das aktuelle Sportstudio, das sich damit logischerweise nicht allzu lange abgab, Sonntagabend die Aufzeichnung im Clubfernsehen im Netz, und dann noch ein routiniert-nichtssagender Beitrag im RBB-Sportplatz.

Was ich aus dieser dosierten Beschäftigung schließen kann? Hertha hat in der Tabelle einen Platz gewonnen, aber das Momentum der Hinrunde vollständig verloren, und ist gegenwärtig so ziellos wie der Trainer, der mit irgendetwas hinter dem Berg hält (das Sportstudio sprach jedenfalls ganz offen von Abschied - schon zur Winterpause?).

Gegen Kaiserslautern (puuh, sahen die Bilder kalt aus!) fehlte dem Spiel jede Struktur, dabei kann man gegenwärtig manchmal sehen, dass Ottl versucht, ballführende Gegner früher "anzulaufen", also weiter vorn - aber er tut dies sporadisch, und er tut es nicht in Abstimmung mit den anderen. Hertha hat in Kaiserslautern immer noch ausreichend Bälle erobert, um bei halbwegs vorhandener Konzentration locker zu gewinnen - doch es hapert an etwas Grundsätzlichem: Die Mannschaft ist anscheinend so eingestellt, dass sie gar nicht auf Sieg spielen kann - jedenfalls nicht über 90 Minuten und in einer permanenten Initiative.

Das Abwarten ist zu ihren Markenzeichen geworden, ein uninteressantes Markenzeichen in einer sehr offenen Liga, in der die Lage für Hertha schon seit Wochen recht ähnlich ist: mit dem Hamstern einzelner Punkte bleibt der Abstand nach oben (sechs Punkte auf Platz 6) wie nach unten (sechs Punkte zum ersten direkten Abstiegsplatz) fast durchweg konstant. Zählt man das Momentum hinzu, dann ist das eine Platzierung auf Kredit, denn wenn es so weiter geht, ist der Rückfall vorprogrammiert.

Was ist zu tun? Die Sache ist ganz eindeutig: Der Manager muss vom Trainer nicht nur ein klares Wort über seine Absichten einfordern, sondern auch eine Strategie für die nächsten Schritte, die ganz wesentlich mit ein, zwei Wintertransfers zu tun haben müssen - dass es die geben wird, glaube ich aus den Mitschriften der Mitgliederversammlung herausgelesen zu haben. Jetzt ist die Stunde von Preetz, denn der Trainer gibt der Mannschaft derzeit nichts.

Ihn interessiert nicht, welche Gelegenheiten die Gegner geben (Leverkusen lag auf dem Silbertablett), er will immer nur den einen Punkt. Da wir nicht wissen, worauf seine Veränderung der Motivlage zurückzuführen ist (sollte es persönliche Gründe geben, irgendein Problem in der Familie, einen Grund zur Sorge, auch das kann man alles nicht ausschließen?), bleibt von außen nur festzustellen: Die Neugierde auf die erste Liga, die gute Ergebnisse und interessante Ansätze brachte, ist verschleudert.

Jetzt regiert ödester Pragmatismus, und der geht vom Trainer aus. Es braucht ein Zeichen von ihm - ein Zeichen des Engagements. Sonst wird Kaiserslautern sich schön bedanken in einem Spiel in zwei Wochen, in dem es nicht mehr darum gehen kann, einen Punkt zu ermauern.

1 Kommentar:

Natalie hat gesagt…

Keine Wintertransfers! Es sollen Djuricin, Schulz, Kargbo zurück zur A-Mannschaft. Eventuell kommt noch Radjabali-Fardi eher zurück aus Aachen. Babbels Passivität ist unerträglich - er versaut's mit einer Mannschaft in der viel mehr steckt als der aktuelle Tabellenplatz. Das wird langsam wie beim VfB. Preetz DARF da nicht tatenlos zuschauen!!!