Als ich gestern Abend gegen halbneun in das Sportcafe im Wiener Hotel Marriott kam, das traditionell um diese Jahreszeit in diesem Blog auftaucht (weil ich in Wien auftauche), ging gerade ein Spieler mit rotem Trikot vom Platz.
Es handelte sich dabei nicht um, wie der wie gewöhnlich gut informierte Aushilfsreporter von Sky wusste, "Nando Raffael", sondern um den Spielmacher und Star von Hertha BSC. Er hatte eine rote Karte kassiert, weil ihn ein Spieler von TuS Koblenz in seinem Vorwärtsdrang mit miesen Mitteln gehindert hatte, woraufhin Raffael aus vollem Lauf noch ein wenig nachtrat - ein Indiz für den Frust, den Hertha in der zweiten Runde des DFB-Pokals schob.
Koblenz lag mit 2:0 in Front. Ramos erzielte sehr spät noch einen Anschlusstreffer, zu mehr kam es aber nicht mehr. Immerhin entnehme ich den Berichten, dass die Gegentreffer nicht auf das Konto des jungen Innenverteidigers Sebastian Neumann gehen, dem ich einen positiveren Start gewünscht hätte - das 0:1 war ein "freak goal", ein Koblenzer Befreiungsschlag aus der eigenen Hälfte, der über Sejna ins Hertha-Tor ging, das 0:2 ein Elfmeter, den Domovchiyski verursachte.
Ich kann aus den paar Szenen, die ich letztendlich nur gesehen habe, keine Schlüsse ziehen, mich macht aber ein Satz stutzig, den Markus Babbel anschließend im Interview von sich gab: "Ich wusste nach unserer Siegesserie ja gar nicht mehr, was ich den Jungs sagen soll - jetzt habe ich wieder Ansatzpunkte." Das klingt nicht gut.
Denn bei aller Dominanz von Hertha in Liga zwee muss den Verantwortlichen doch klar sein, dass das bisher auch ein wenig trügerisch war - es hätte genug zu besprechen gegeben, gerade in den Details, auf die es in engen Spielen ankommt. Der Trainer hat also vermutlich selbst ein wenig zu den Einstellungsproblemen beigetragen, die Hertha in Koblenz allen Berichten nach hatte.
So entsteht ein Erlebnis des "same as it ever was": es wird Herbst, Hertha scheidet aus dem DFB-Pokal aus, Raffael werden die Füße kalt, wir werden uns wärmer anziehen müssen.
2 Kommentare:
es war schlicht das schlechteste spiel der laufenden saison - von jedem. volle konzentration auf die liga (den aufstieg), die (der) ist wichtiger. (vorletzte saison ist uns das auch ganz gut bekommen, gab da auch verletzungssorgen...)Aellms
Ich finde es auch schwer falsch, von Dominanz in der 2. Liga zu sprechen. Bloß weil man da ungeschlagen ist, dominiert die Mannschaft nicht derart ihre Gegner, dass man zufrieden sein könnte. Wie eh und je hinterlässt mich die Hertha nach ihren (gewonnenen) Spielen eher mit einem "Puh, ging gut" als mit einem "Na bitte". Im Spielaufbau erkenne ich (Laie) nur sehr selten etwas, was ich für einstudiert halte. Alles zwischen Abwehr und Mittelfeld scheint mir eher Improvisation zu sein.
Kommentar veröffentlichen