Hertha hat am Freitagabend mit 2:0 gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth gewonnen, sie hat sich dabei nicht sehr schwer getan, es hing am Ende vor allem davon ab, eine der erarbeiteten Chancen auch zu nützen. Im Vorfeld hatten die gewohnt sachlichen Berliner Tabloiden von einem "Giganten-Gipfel" geschrieben (gibt es Giganten in einer zweiten Liga?), davon war im Olympiastadion vor fast 40000 Zuschauern nichts zu sehen.
Der Matchplan von Fürth muss ungefähr so ausgesehen haben: Zuerst lullen wir die Berliner eine Halbzeit lang ein, und dann wiegen wir sie sachte aus dem Spiel. Das wäre auf ein torloses Remis hinausgelaufen, zu dem Lell mit seinem Hauptanspielpartner Hubnik dann wohl die meisten gelungenen Berliner Pässe beigesteuert hätte. Zum Glück nahm das Spiel zwischendurch gelegentlich ein wenig Fahrt auf, häufig über Ramos.
In der zweiten Halbzeit war es schließlich Kobiashvili, der ausnahmsweise einmal dynamisch an die Grundlinie ging und zu Domovchyiski zurücklegte, der mit Übersicht halbhoch abschloss. Gleich darauf hatte Fürth noch eine sehr gute Ausgleichschance, und in den sterbenden Momenten des Spiels (englische Kommentatorenlyrik: "in the dying moments") setzte Raffael nach Zuarbeit von Ramos den Luxustreffer, der aber umso mehr Freude machte, als das Match davor doch eher Pflicht als Kür war.
Es ist ein bisschen seltsam in dieser Liga, aber man hat doch gelegentlich den Eindruck, dass das keine ernsthafte Herausforderung ist. Oder sagen wir so: Wir haben uns doch in der Regel geistig auf umkämpfte Begegnungen eingestellt, in denen Hertha ihre Vorteile nur mühsam wird durchsetzen können.
Nun steht sie mit 7-2-0 S-U-N an der Tabellenspitze, und arbeitet daran, vielleicht als "Invincibles" durch die Saison zu gehen. Systemdebatten erübrigen sich angesichts der Tabellensituation, aber auch gestern war wieder zu sehen, dass die Spieleröffnung weiterhin mühsam bleibt, weil die Offensivabteilung zwar brav gegen den Ball arbeitet, sich aber bei Ballbesitz Sejna, Mijatovic oder Hubnik schnurstracks weit nach vorn begibt, sodass Niemeyer das weite Land dazwischen fast für sich allein hat. Zugegeben, Raffael und zunehmend auch Domo haben darauf reagiert, und es kam ja auch mehr Pepp ins Spiel.
Ich kann es mir immer noch nicht vorstellen, dass Hertha so problemlos durch die ganze Saison gehen könnte, gestern dachte ich dann aber zwischendurch (weil ja Zeit war dafür) an so einige vermaledeite Momente aus der letzten Saison, und war dann doch ein wenig erstaunt, dass sich das jetzt fast vollständig ins Gegenteil verkehrt. Hertha gleitet durch den Bewerb - nur eben durch den, den sie lieber bei Zuteilung eines normal komplizierten Geschicks gern vermieden hätte. Um es ganz offen zu sagen: Ich freue mich, dass es so gut läuft, aber ich langweile mich auch ein bisschen.
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