Dienstag, Juli 01, 2008

Selección









Es
war
keine rauschende Ballnacht, dieser 1:0-Sieg von Spanien über Deutschland am Sonntag, aber es hat gereicht, um ein interessantes Turnier zu einem tollen Abschluss zu bringen. Meine österreichische Konditionierung (gegen die deutsche Fußballnationalmannschaft) erweist sich immer wieder als überraschend beständig - Einsicht spielt da gar keine Rolle, meine deutliche Präferenz für Berlin gegenüber Wien auch nicht, sobald ein Länderspiel mit Deutschland angepfiffen wird, nehmen die tieferen Gehirnschichten in mir Partei für den Gegner. Am Sonntag war das ein Vorteil, denn fast alle Freunde waren im Grunde zerrissen: sie wollten Deutschland gewinnen sehen, sie lieben aber den Fußball viel zu sehr, um nicht die Schönheit des spanischen Spiels erst recht anzuerkennen. So saßen wir dann also noch in einem Lokal in Kreuzberg, spätnachts, und suchten nach möglichen Ursachen für das deutsche Ungenügen. Ich glaube immer noch, dass Löw seine Reaktion auf die erste Halbzeit gegen Kroatien bis ins Finale nachhing. Dass er Jansen aus dem Spiel nahm, und Friedrich gegen Österreich zurückkam, war Chiffre dieses Turniers - die Preisgabe mindestens der rechten Außenbahn konnte nie richtig kompensiert werden. Unser Mann von Hertha hat tatsächlich gegen Portugal, respektive gegen Cristiano Ronaldo höchstpersönlich, wacker verteidigt (obwohl ich da auch empfehlen würde, die Minuten 40-46 noch einmal anzusehen, und vergessen wir nicht, der Sieg verdankte sich einem Foul von Ballack). Gegen die Türkei und gegen Spanien aber war Friedrichs Zugriff auf das Match zu schwach - er hat meistens reagiert, kaum einmal einen prägenden Pass gespielt. Im Verein mit Metzelder (sinnlose Vorstöße) und dem ebenfalls anfälligen Mertesacker (ratlose Fehlpässe) sowie dem Nullsummengenie Lahm ergab das eine Viererkette, die zum Rest der Mannschaft viel zu selten kreativen Kontakt fand. Deutschland war entzwei geschnitten, schon gegen die Türkei und erst recht gegen Spanien. Die Selección von 2008 hat den ersten Titel für das Land seit 1964 geholt. Es wurde verschiedentlich bemerkt, dass Torres dieses Siegestor vielleicht nur erzielen konnte, weil er schon ein Jahr Erfahrung in der Premier League hat - nur dort lernt man, in extrem umkämpften Situationen technische und überraschende Lösungen zu suchen. Philipp Lahm stand besser zum Ball, Lehmann kam überstürzt aus dem Tor, und Torres schlug zu. Ein Weltklassetor vom vermutlich derzeit besten Stürmer der Welt. Es war ruhig auf der Reichenberger Straße, als ich gegen ein Uhr morgens nach Hause ging und im Geist einige öffnende Pässe zwischen stehenden Autos spielte.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Und wo bleibt die Nachricht des Tages?, fragt Valdano. Hast Du Dein Reisebüro schon kontaktiert? Und konnte es Dir sagen, wie man zuverlässig und mit maximal 8 Mal Umsteigen ins Stadion von Nistru Otaci kommt, dem titanischen Gegner der Hertha? Bei Google Maps jedenfalls sind die Auskünfte eher unbefriedigend, es gibt einen Ort namens Ocnita, und das Stadion heißt: "Stadionul Calarasauca". Das schreit nach einem Foto von Hans van der Meer!