Dienstag, Juli 22, 2008

Fütterung

Die Hertha hat von Fluminense in Rio de Janeiro den Spieler Cicero Santos geholt. Er bekommt die Nummer 7, was auf seine designierte Position in der Doppelsechs verweist, gilt aber als vielseitig einsetzbar. Bei der heutigen Exhibition gegen den FC Liverpool soll er schon zu sehen sein. Der Transfer ist in zweierlei Hinsicht signifikant, nach innen und nach außen. Nach innen zeigt er, wie sehr Lucien Favre (und Michael Preetz?) inzwischen die Abläufe bei der Hertha verändert haben. Bis vor einem Jahr war diese taktische Position noch nicht einmal als Aufgabe erkannt worden, inzwischen erweckt der ganze Kader den Eindruck, dass er aus Optionen besteht - für jede Position und für jede taktische Variante stehen Spieler zur Verfügung, es gibt, wie bei richtig guten Clubs, für alle Mannschaftsteile eine intensive Konkurrenzsituation und es gibt sogar eine Schattenmannschaft, also für jeden Stammspieler einen "understudy", wobei dieses Verhältnis nicht auf allen Positionen gleich eindeutig ist - wird Nicu die Zweitbesetzung für Ebert, oder Pisczcek die Zweitbesetzung für Cicero, wenn der über links kommen soll? Möglichkeiten sonder Zahl. Allerdings, und dies betrifft die Transferpolitik nach außen, mit Spielern, um die uns momentan noch kaum jemand beneidet. Es hängt also viel davon ab, dass sie sich zeigen, bewähren, steigern, dass die Mannschaft mit den Individuen wächst, und dass die Angebote kommen für Leute wie Kacar, Stein, Raffael, Radjabali-Fardi etc. Hertha stellt sich ganz klar als "feeder club" neu auf, als Fütterungsinstitut für größere und reichere Vereine, die schon länger professionell arbeiten. Die Transfers, die bisher Geld brachten, waren eher den Wirren des Marktes geschuldet (über sieben Millionen für Kevin-Prince Boateng!). Die nächste Welle könnte schon eher etwas mit der Qualität der Einkäufe zu tun haben. Vor ein, zwei Jahren lag Hertha noch ganz am Rande des großen Marktes, sie kaufte stagnant ein und schob Spieler mit Verlust ab. Jetzt bewegt sie sich mit ein wenig mehr Geschick. Cicero Santos wird ab heute zeigen können, wie gut er ist - wenn er sehr gut ist, bleibt er zwei Jahre und bringt acht Millionen Gewinn. Wenn er halbwegs gut ist, kann er wenigstens helfen, Dardai endlich zu überwinden. Wenn er schlecht ist, halten sich die Verluste in Grenzen - er kommt auf Leihbasis für zwei Jahre.

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