
Donnerstag, November 29, 2007
Understudy

Mittwoch, November 28, 2007
Anerkennungskultur
Bei der Mitgliederversammlung am Montag war ich nicht, da lag mir das Karlsruhe-Spiel noch im Magen, und ich sah auch keine Möglichkeit, dass sich dort etwas Wichtiges ergeben würde. Aus dem Ältestenrat kam dann aber doch ein Statement, das ich unterschreibe: Manager Hoeneß macht zu viel. Geld und Sport, das stemmt kein Mann allein, und wenn er es tun will, dann leidet mindestens ein Bereich. Bei Hertha (bei Hoeneß) ist es auf jeden Fall der sportliche. Seine Ein- und Verkaufspolitik ist, über die Jahre und mit der Ausnahme Marko Pantelic, fragwürdig. Er hat die zentralen Probleme des Teams (defensives Mittelfeld) nie erkannt, er hat alle zwei Jahre seine Prämissen geändert, und er spricht beim Scouting immer noch zuerst von "Spielern, die uns angeboten werden" und nicht von "Spielern, die wir schon lange im Auge haben". Er sollte also einen Sportdirektor bestellen, das wäre die natürlichste Sache der Welt und würde seinem Nimbus als großer Macher nichts nehmen. Wird und will er aber nicht. Der Präsident des Aufsichtsrats, Gegenbauer, sprach in dem Zusammenhang von einer "mangelnden Anerkennungskultur" in Berlin. Lächerlich. Die ganze Führungsebene der Hertha ist eine einzige Anerkennungskultur, männerfreundschaftlich abgesichert nach außen und gegen (auch konstruktive) Kritik. Dass sich das im Kader und in den Leistungen über die Jahre widerspiegelt, ist kein Wunder. 2010 will Hoeneß die Mannschaft auf einem CL-Platz übergeben - wie das gehen soll, wo doch die anderen Vereine nicht schlafen und zum größeren Teil kompetenter geführt werden, ist mir ein Rätsel, das ich nicht durch Anerkennungskultur lösen will.
Freitag, November 23, 2007
Fanfreundschaft
Wäre die Hertha lernfähig (wofür es wenig Indizien gibt), dann müsste sie dieses Spiel ganz genau studieren: 1:2 beim Karlsruher SC, nach einer Pausenführung von 1:0. Der Sieg für die Heimmannschaft war in jeder Hinsicht verdient und erspielt, und zwar in einer Weise, die ziemlich genau dem entsprechen dürfte, was Lucien Favre sich unter einem "jouer juste" vorstellt. Kombinationssicher aus der Verteidigung heraus, laufbereit und immer wieder über die Flügel, so hat Karlsruhe auch dann die Ruhe nicht vollständig verloren, als Pantelic einmal zeigte, was wirksam sein könnte - er lief in einen riskanten Querpass, nahm den Ball mit, ein Weltklassehaken und ein Schuss aus 20 und ein paar Metern, das war gegen den Spielverlauf, und genau so hätte die Hertha das heute auch gewinnen können. Sie hätte dazu die Balleroberung in der Hälfte von Karlsruhe noch ein wenig leidenschaftlicher betreiben müssen, und sie hätte die gut zehn Minuten vor der Pause, als der Gegner ein wenig irritiert war, nicht verschleppen sollen. Hat sie aber getan, danach wurde sie Opfer des eigenen Phlegmas. In der Entstehungsgeschichte des Ausgleichs kann man deutlich erkennen, wie zum Beispiel Dardai in der Rückwärtsbewegung ein paar Schritte mit zu Boden gerichtetem Kopf dahintrabt, ein Spieler, der geistig gar nicht da ist, und dann auch nicht, als der wieder einmal völlig apathische Chahed eine flache Flanke von seiner Seite zulässt, die Hajnal annimmt, den in dieser Szene wieder einmal "schlendrierenden" Simunic verlädt, und einsendet. Beim Siegestreffer sah Malik Fathi alt aus, der Freis laufen ließ. Favre hatte halb mutig, halb konservativ aufgestellt, mit Lustenberger in der Spielmacherolle, und Dardai neben Simunic zentral defensiv im Mittelfeld. Pisczek rechts und Ebert links auf den Flügeln, allerdings nicht wirklich mit Zug nach außen und an die Grundlinie, auch deswegen, weil Chahed und Fathi von hinten die Variationsmöglichkeiten nicht schaffen und die Räume nicht offenlaufen. Man könnte das ganze Spiel heute auch deswegen zu einem Lehrspiel machen, weil die Körpersprache so viel verrät: die locker gespielten Pässe, die wirken wie im Training und auch tatsächlich in einem Spiel dieser Kategorie fehl am Platz sind - daran erkennt man, dass sich die Hertha immer noch nicht begreift, und gegen eine taktisch gute, willensstarke Mannschaft, die vom Standing her eigentlich "unter" ihr steht, findet sie selbst keine Mittel. Die Fans feiern jetzt noch Party, aus historischen Gründen, die sich meiner Kenntnis entziehen, gibt es eine Fanfreundschaft mit Karlsruhe. Ich war erst einmal in dieser Stadt, wegen eines Interviews mit Peter Sloterdijk, der mir in Jogginghose morgens die Tür öffnete. Es ging damals um ein Buch über Blasen. Der Hertha möchte ich zurufen: Get real, ihr Memmen! Und ich möchte zumindest Chahed und Dardai nicht mehr sehen, auch Okoronkwo nicht in der Form von heute, und für die rechte Offensivposition braucht es auch noch einen Mann. Und Favre könnte sich allmählich auf ein erkennbares Konzept konzentrieren - er redet fast nur von Taktik, verändert sie dabei dauernd, und lässt die Mentalität der Mannschaft, als wäre Coach Götz noch da. Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.
Karlsruhe

Samstag, November 17, 2007
Spielpraxis

Freitag, November 16, 2007
Studium
Gestern habe ich noch geschrieben, dass Malik Fathi auf Bachelor studiert, eine Stunde später las ich, dass Cesc Fabregas nachmittags um 15 Uhr "Mathematik-Stunden" hat, weil er einen Studienabschluss in "Business" machen will - die besseren Fußballer drängen an die Uni, Bologna hin oder her. Im Spiel gegen Reading am Montag, einem ungefährdeten 3:1-Auswärtssieg von Arsenal, hat sich Fabregas übrigens mit breitem Grinsen eine gelbe Karte geholt, gegen Wigan in einer Woche wird er fehlen. Dafür hat Flamini, für mich einer der Spieler dieser Saison bisher, den ich im August noch nicht ganz im Ernst der Hertha zur Verpflichtung empfohlen habe, weil er bei Arsenal keine Chance mehr zu haben schien, Flamini also hat das Führungstor schießen können, weil Arsenal es mustergültig versteht, das Spiel immer wieder an die Flügel zu verlagern, sodass der defensive Mittelfeldspieler (der Simunic, wenn man das vergleichen möchte) sich häufig am Elfmeterpunkt bereitmachen kann. Nick Hornby, dessen Buch "Fever Pitch" in Wien gerade gratis 100.000mal unter die Menschen gebracht wird, sagt heute in einem Interview mit dem "Standard", dass er zwar immer noch zu Arsenal geht, aber nicht mehr ganz so mit dem Herzen dabei ist: Die Mannschaft feiert keine "häßlichen Siege" mehr, wie damals, als er mit ihr zusammenwuchs. Stattdessen geht er ins Emirates Stadium wie "ins Kino" - so sehe ich das auch, wenngleich nicht live. Großes Kino, mit Adebayor als "Super Fly" und Almunia als "Tormann am Rande des Nervenzusammenbruchs", mit Clichy aus "Beau Travail" und Wenger aus "Tagebuch eines Landpfarrers".
Donnerstag, November 15, 2007
Klapsmühle
Eine Woche, in der die meisten Herthaner bei ihren Nationalteams sind, ist für die Boulevardmedien eine schwierige Sache. Sie schreiben dann über den Hinterbliebenen Pal Dardai, der sich wundert, warum er seinen Stammplatz verloren hat ("ich sehe niemanden, der auf meiner Position viel besser ist als ich" - ich auch nicht, das ist ja das Problem), oder sie enthüllen, dass Malik Fathi sich an der Humboldt-Universität eingeschrieben hat, um einen Mono-Bachelor (so heißt das heute) in Sportwissenschaft zu machen. Den heißesten Fall hat aber die "Bild" entdeckt: die Seele von Josip Simunic. Nach seinen häufigen roten Karten hat der Kroate einen Mentaltrainer konsultiert, offensichtlich auf dringendes Anraten des Vereins. In Kroatien wurde er dazu befragt, die Antwort fiel kategorisch aus: "Weder bin ich nervös, noch bin ich wütend, und am wenigsten bin ich verrückt." Da ist es wieder, das alte Vorurteil, dass ein Mann sein Innenleben mit sich selbst auszumachen hat, vor allem ein Mann, der sein Geld mit einem Mannschaftssport verdient. Dabei ist Simunic ein klassischer Fall (ich wage eine Ferndiagnose): kulturell hin- und hergerissen zwischen Selbstbild und Realität, zwischen dem Macho-Haufen in der Nationalmannschaft und dem Testosteron-Vakuum in Berlin, zwischen Gehaltszettel und Leistungsdaten, zwischen coolen Aktionen und unbedachten Reaktionen, hat er einfach eine Menge zu verarbeiten. Diese Erfahrungen passen in keine Slot-Machine. Die Medien bilden eine Kulisse, die den Widerstand des Sportlers verstärkt: "Ich bin doch nicht verrückt." Dieter Hoeneß bildet eine Kulisse, die den Widerstand des Sportlers auch verstärkt. Herausfinden kann er nur durch gute Erfahrungen - idealerweise im defensiven Mittelfeld, wo er auch offensive Möglichkeiten hat, mit seinem Problem umzugehen. Wo er lernen kann, umzuschalten (das Spiel) in einer Kultur, in der alle ständig versuchen, "den Schalter umzulegen".
Sonntag, November 11, 2007
Rasenheizung

Freitag, November 09, 2007
Provinz
Es sah eher nach Strafkolonie als nach Spaziergang aus, was Arsenal am Mittwoch gegen Slavia Prag erlebte: ein Match bei einem Wetter, bei dem man keinen Hund vor das Haus schicken würde. Es endete mit einem 0:0, das den Pragern nach der 0:7-Schlappe im Hinspiel die Würde zurückgab und Arsenal den einen Punkt, den sie noch brauchten für die sichere Qualifikation. Liverpool übertraf mit dem 8:0 gegen Besiktas das Schützenfest von London noch um ein Tor, der englische Kommentator zeigte sich zufrieden, dass die Mannschaft von Rafael Benitez endlich "rhythm and impetus" gefunden zu haben scheint. Ob das späte 2:2 von Bolton in der Allianz-Arena gegen Bayern München gestern im Uefa-Cup verdient war oder nicht, muss ich nicht entscheiden - es ist jedoch, zusammen mit den zwei späten Toren von Everton in Nürnberg, ein Indiz dafür, dass die Teams aus der Premier League im internationalen Bewerb auf Erfahrungen aus dem nationalen Betrieb zurückgreifen können, während die Erfahrungen der Bundesliga im internationalen Betrieb in die Irre führen. Deutsche Clubs erleben sich im Europacup als provinziell (in der Allianz-Arena war's jedenfalls der Rasen), während englische Clubs in internationalen Spielen ein wenig Atem holen können von den Strapazen der Liga.
Montag, November 05, 2007
Comeback Kids

Sonntag, November 04, 2007
Nordbank-Arena

Donnerstag, November 01, 2007
Besetzung
Nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal gegen den Regionalligisten aus Wuppertal hat Manager Hoeneß einerseits Josip Simunic als Blitzableiter genommen (weil der Kroate wieder einmal ausgeschlossen worden war), andererseits die interessante Formulierung gebraucht, dass die Hertha "nicht optimal besetzt" ist. Das Fehlen von Pantelic ließ ihn darauf aufmerksam werden, dass in dem Kader, den er mehr oder weniger in alleiniger Letztverantwortung kompiliert hat, nicht viele gute Spieler sind. Machen wir doch einfach den leicht abgewandelten Kicker-Test, gehen wir die Spieler durch und ordnen wir sie ein: Drobny (Tor, Ligadurchschnitt). Chahed (Außenverteidiger, unterer Ligadurchschnitt), Friedrich (Kapitän, Innenverteidiger, oberer Ligadurchschnitt), Fathi (Außenverteidiger, Ligadurchschnitt), Simunic (zentrale Defensive, Ligadurchschnitt), Dardai (Mittelfeld defensiv, indiskutabel), Mineiro (Mittelfeld defensiv, unterer Ligadurchschnitt), Ebert (Mittelfeld offensiv, oberer Liagdurchschnitt mit Potential), Gilberto (Mittelfeld, oberer Ligadurchschnitt), Grahn (Offensivallrounder, Ligadurchschnitt), Pantelic (Angreifer, internationale Klasse), Okoronkwo (Angreifer, Ligadurchschnitt mit hoher Begabung), Lima (Angreifer, bedeutungslos). Und so weiter. Es gibt in dieser Mannschaft nur einen außergewöhnlichen Spieler, der war in Wuppertal nicht auf dem Feld, sondern saß brav neben dem Manager unter der Haube. Die Krankheiten der Hertha sind dem Manager seit Jahren nicht aufgefallen, ich schlage deswegen vor, dass er einen Sportdirektor engagiert, der sich besser auf die Zusammenstellung eines Kaders in Hinblick auf eine funktionsfähige Mannschaft versteht. Oder er holt sich einmal das DFB-Auge Siegenthaler und lässt sich von ihm sein Team erklären. Ich bin aus Wien zurück, und werde am Samstag, wie es aussieht, nach Hamburg fahren, um einmal zu sehen, wie das Team auswärts auftritt - das Spiel gegen den HSV sollte ihr entgegenkommen, der alten Dame Hertha, die dem Spielverständnis ihres Managers so unerfreulich ähnlich sieht, wenn sie nicht gerade ein wenig von Favres neuem Geist atmet.
Abonnieren
Posts (Atom)