Samstag, November 13, 2010

Außenbahner

Das 2:0 des BVB gegen den HSV am gestrigen Abend bei grimmigem Wetter war auch für Hertha-Fans von großem Interesse. Aus mehreren Gründen. Erstens standen drei Spieler auf dem Platz, die noch im Vorjahr in Berlin aktiv waren - ihre sehr unterschiedlichen Erfahrungen zeugen von den verschlungenen Wegen, die der Fußball nimmt.

Gojko Kacar stand beim HSV endlich einmal in der Startelf, musste aber schon nach einer halben Stunde mit einer Verletzung vom Platz, deren Ursache in der Zeitlupe furchtbar aussah. Jaroslav Drobny hatte bei den zwei Gegentoren keine Chance und konnte sich zwischendurch einmal bei einem Kopfball auszeichnen - aber der HSV war insgesamt zu chancenlos, als dass er aus diesem Spiel irgendetwas Positives hätte mitnehmen können, sieht man einmal von der Tatsache ab, dass er spielte.

Der Glückliche war Lukasz Piszczek, der unter Jürgen Klopp auch rechts hinten spielt, der dann aber nach der Pause einmal offensiv durchging, seine Ablage zurück an den Elferpunkt brachte das Führungstor durch Kagawa mit sich. Der Pole wirkt gut integriert, was kein Wunder ist, denn der BVB wirkt insgesamt wie eine sehr gut ausbalancierte Mannschaft.

Und die Hertha könnte sich, zweitens, das System durchaus genauer anschauen: Denn anders als Babbel spielt Klopp nominell mit einer doppelten Sechs (Sahin und Bender), was konkret aber bedeutet, dass die Außenbahnen wichtiger und dynamischer sind, und dass generell im Offensivspiel eine große Flexibilität herrscht. Am Spiel der Hertha in Paderborn fiel ja auch auf, dass es ein richtiges Flügelspiel nicht gibt, weil der Übergang zwischen Spieleröffnung und dem "letzten Drittel" nur mäßig funktioniert.

Babbel hat in Paderborn umgestellt, dort aber aus defensiven Gründen. Ich finde, es ist höchst an der Zeit, das 4-1-4-1 zu verabschieden und - perspektivisch mit Lustenberger neben Niemeyer - ein zusammenhängenderes System zu wählen, aus dem heraus sich dann mehr ergibt.

Das zweite Tor des BVB gestern, an dem Piszczek nicht beteiligt war, war grandios aufgrund der Vielfalt an Qualitäten, die dabei zu sehen waren - ein gewonnener Kopfball im Mittelfeld, ein genial verzögerter vertikaler Pass von Kagawa in den Lauf von Götze, der schon fast am Fünfereck ist, als er querlegt (genau genommen war das, glaube ich, ein missglückter Lupfer, der eigentlich ein versuchter Torabschluss war), und dann dieser schon beinahe arrogante, dabei aber ganz und gar professionelle sanfte Ableger von Großkreutz mit dem Außenrist auf Barrios, der in der Mitte nur noch einschieben musste.

Das war ein Spielzug, wie Arsenal ihn lange Zeit patentiert hatte, heute aber nur noch selten zusammenbringt. Lukasz Piszczek hat bei der Hertha immer schon angedeutet, dass er in einer guten Mannschaft wachsen kann - jetzt ist er in der momentan besten deutschen gelandet. Ich bin gespannt, wie weit er noch kommt.

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