Zwei Tage vor dem Derby gegen Union hält der Zoff noch an, der sich daran entzündet hat, dass eine Stundung der Stadionmiete bekannt wurde, die Hertha schon in der Rückrunde der letzten Saison eingeräumt worden war. Da diese Miete nun nachträglich zurückgezahlt wird, können die aktuellen Zahlungen nicht bedient werden, die nun neuerlich gestundet werden, diese sollten allerdings niedriger sein, denn in der zweeten Liga ist die Miete niedriger.
Bei der Union regt das manchen auf, dass der teuerste Kader der Konkurrenz indirekt auch noch durch den Berliner Senat gefördert wird. Tatsächlich sieht das nicht gut aus, ein Vorwurf ist den Anbietern der Leistung allerdings nicht zu machen, denn sie haben für das Olympiastadion außer der Hertha keinen dauerhaften Mieter und sind damit in etwa in der Situation eines Investors, der an unrentabler Lage ein großes Objekt errichtet hat und nun seinem einzigen potentiellen Mieter ziemlich hilflos ausgeliefert ist.
Bedenklicher ist die Sache aus der Perspektive von Hertha, denn diese hat versucht, diesen Umstand vor den Mitgliedern und vor der Öffentlichkeit wenn schon nicht zu verheimlichen, dann doch zumindest so offensiv wie möglich nicht zu thematisieren. Das fällt ganz eindeutig unter Mauschelei, denn gerade dann, wenn der Eindruck entstehen könnte, hier richte es sich ein Club mit der lokalen Politik, ist Transparenz oberstes Gebot. Hertha hat auf diese Weise ja auch seine Fans bloßgestellt, die sich zu Recht über die indirekte Hilfe eines städtischen Gelsenkirchener Unternehmens an Schalke 04 mokiert haben, und nun blöd dastehen.
Das Detail aus dem Haushalt verdeutlicht nur, was ohnehin allen klar ist: Die Saison 2010/2011 hat etwas von einem Hasardakt. Dass der Hertha jetzt ausgerechnet vor dem Derby eine schwache Karte aus dem Blatt gefallen ist, bleibt hoffentlich ein Detail, das den großen Plan nicht stört. Die Gelegenheit, diese peinliche Sache offen und unumwunden nach vorn zu bringen, wurde im Mai 2010 versäumt, als zweimal die Mitglieder der Geschäftsführung und dem Präsidenten gegenüber saßen. Vielleicht wurde es ja sogar erwähnt, dann war ich aber nicht der einzige, der es überhört hat. Von damals bleibt mir als nachdrücklich immer noch die Aussage von Finanzvorstand Ingo Schiller in Erinnerung: "Die kommende Saison ist auch ohne Transfererlöse durchfinanziert." Bei aller Interpretierbarkeit selbst dieses Satzes - war das nicht einfach ganz eklatant gelogen?
2 Kommentare:
Angenehm unaufgeregt und auch selbst/Hertha-kritisch, gefällt mir gut.
Ich glaube schon, dass Hertha in große Schwierigkeiten kommen würde, sollte sie nicht aufsteigen (und das ist noch vorsichtig formuliert). Umso besser für Euch, dass bisher die Punkte nur so purzelten.
Ach ja, eins noch: "die Union" ist die CDU, "Union" als Kurzform für den Fußballverein immer ohne Artikel.
Mal wieder sehr treffend eingenagelt, die Mietstundungsthematik. Am besten gefällt mir aber der kleine Seitenhieb mit dem Artikel vor Union.
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