Mittwoch, Juni 11, 2008

Streichsbier

In Kreuzberg 36 haben wir heute einen richtigen Autokorso, die türkischen Mitbürger freuen sich, weil die armen Schweizer in der letzten Minute den K.O. hinnehmen mussten. Das Spiel habe ich im La Raclette gesehen, wir haben den Geburtstag eines Freundes gefeiert, aus Basel habe ich vor allem mitbekommen, dass es arg geregnet hat. Davor war ich aber noch im Amateurstadion, um der U17 von Hertha beim Hinspiel im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft der entsprechenden Jugendklasse zuzusehen. Gegner war der TSG 1899 Hoffenheim, von dem es heißt, dass dort eine exzellente Jugendarbeit gemacht wird. Kann ich nun aus eigener Anschauung nur bestätigen. Die jungen Stars der Hertha gingen mit 1:6 vollkommen chancenlos unter. Das Spiel wird für die Verantwortlichen schwierig zu analysieren sein, denn wie beschreibt man eine Unterlegenheit, deren Ursachen so sehr in den Details (Ballsicherheit, Körperbeherrschung, Zweikampfstärke, Kompaktheit) liegt? Bei Hoffenheim haben sie mit Bernhard Peters einen der Klinsmann-Experten unter Vertrag, er koordiniert die Jugendarbeit, offensichtlich mit gutem Erfolg. Ein gewisser Pascal Groß, Jahrgang 1991, schoss heute vier Tore, überzeugte aber vor allem als die wesentlich effektivere Version des designierten Hertha-Starlets Lennart Hartmann. Der spielte heute im Zentrum eines 4-2-3-1-Systems, das vor allem an den Flügeln krankte: Pogrygala und Ujazdowski waren defensiv schwach und offensiv isoliert, die langen Verlegenheitsbälle auf Abu Bakarr Kargbo kamen nicht an. Vermutlich war die Mannschaft zu optimistisch, denn die Mittelfeldachse stand viel zu weit vorn und war von den sechs Defensiven ziemlich abgeschnitten - in diesem Raum operierte Hoffenheim nach Belieben, zur Pause stand es schon 0:3, das drehen Spieler mit 17 Jahren nicht mehr. Die Hertha hat eine gute Nachwuchsarbeit, offensichtlich hat man anderswo aber sogar eine ausgezeichnete Nachwuchsarbeit. Hoffentlich "lesen" die Zuständigen diese Niederlage auch richtig. Der Trainer der U17 von Hoffenheim heißt übrigens Guido Streichsbier, er wird mit der Mannschaft in die U19 wechseln.

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