Sonntag, Juni 29, 2008
Finale
Wenn heute Abend Deutschland das EM-Finale spielt, sind meine Sympathien klar verteilt. Ich möchte, dass Spanien gewinnt, nicht nur wegen Cesc Fabregas, sondern wegen der zwei Siege über Russland, wegen des späten Tors von Villa gegen Schweden, wegen der Kaltblütigkeit im Spiel und vor allem im Elfmeterschießen gegen Italien, und wegen einer generellen Vorliebe für fließenden Fußball, den Deutschland bei diesem Turnier ja doch nur insgesamt vielleicht 45 Minuten zustandegebracht hat (20 gegen Polen, 20 gegen Portugal und drei Angriffe gegen die Türkei). Mit dem Turnier endet auch eine seltsame Phase des Nomadisierens - selten habe ich so viele Spiele an so unterschiedlichen Orten gesehen. Im La Raclette in der Lausitzer Straße hat sich so etwas wie ein Basislager ergeben, eigentlich eine Bobo-Hütte, aber mit Stil und Fankultur. Heute aber in den Prenzlauer Berg, wo A. sich schon mehrmals mit ihren Rufen für Lukas Podolski bemerkbar gemacht hat. Sie wird heute aber auch für Fabregas schreien, den sie umso mehr liebt, seit sie weiß, dass seine Leibspeise das Piri-Piri-Hendl ist, ein Gericht ursprünglich aus Mocambique. Woher wir das wissen? Aus den Clips von Arsenal TV, mit denen ich mir die lange Sommerpause vertreibe. Venceremos, Espana!
Donnerstag, Juni 26, 2008
Training

Montag, Juni 23, 2008
Ausdauer

Sonntag, Juni 22, 2008
Fütterung

Freitag, Juni 20, 2008
Schubser

Mittwoch, Juni 18, 2008
Sandsäcke

Dienstag, Juni 17, 2008
Korkmazter

Sonntag, Juni 15, 2008
Hoffenheim

Samstag, Juni 14, 2008
Sagnull
Sieht ganz so aus, als würde Arne Friedrich am Montag im "Endspiel" der Deutschen gegen Österreich wieder in die Mannschaft rutschen. Grund dafür ist meiner Ansicht nach auch, dass Nationalcoach Löw das Spiel gegen Kroatien falsch "gelesen" hat. Die Einwechslung von Odonkor war ein Witz. Löw hätte Klose zur Pause aus dem Spiel nehmen sollen, Podolski nach vorn ziehen und Hitzlsperger vor Jansen für die Stabilität plus zusätzliche offensive Spielräume für Ballack. Dann hätte sich das Gefüge gefestigt, bin ich mir ganz sicher, und es hätte nicht des Radikalumbaus bedurft, den Deutschland jetzt vor sich hat. So sehe ich das als einer von Millionen Nationaltrainern. Noch lieber würde ich mich bei Frankreich einmischen, dort steht ein konfuser Trainer einer Gerontokratie gegenüber: Sagnol haben wir schon auf "Sagnull" umgetauft, so unbedarft ist seine Leistung, zudem grenzt der Starrsinn, mit der Domenech an zwei defensiven Sechsern festhält (vor allem dem schwer erträglichen Makelele), an Blindheit vor dem Feind. Die Niederlande spielen die tödlichsten Konter dieses Turniers, Robben und van Persie haben gestern gezeigt, wie man laufen muss, wenn Sagnol und Makelele die Gegner sind. Frankreich kann es immer noch ins Viertelfinale schaffen, und Domenech kann die Mannschaft noch umbauen - immerhin hat er Abidal ("Abidull") schon durch Evra ersetzt, was sich als sinnvoll erwies. Seine weiteren Einwechslungen (Anelka für Govou, Gormis für Malouda) erwiesen sich aber als nutzlos. Italien habe ich gestern nicht gesehen, da gab es gleichzeitig eine Vorführung des neuen "Hulk"-Films, der mir gut gefiel. Spanien ist heute natürlich Pflicht, dann sind die 18-Uhr-Spiele auch schon absolviert, und die EM wird zu einer Feierabendveranstaltung.
Mittwoch, Juni 11, 2008
Streichsbier

Orkanje
Christian Eichler hat heute in der FAZ das Spiel der Niederlande als "neorealistisch" bezeichnet - er verwendet diesen Begriff im landläufigen und nicht im filmhistorischen Sinn, wobei der landläufige Sinn sich aus der Abgrenzung von einer "unrealistischen" (romantischen, unproduktiven) Spielweise ergibt, die aufzugeben zu einer Kulturleistung wird. Neorealismus also eher im Sinne von Freuds Realitätsprinzip: einsehen, was Sache ist; nicht mehr neurotisch verlieren, sondern pragmatisch gewinnen; Doppelsechs statt Gruppensex. Die EM ruft natürlich auch die Neologisten auf den Plan. Der Schweizer "Blick" hat einen ersten Volltreffer gelandet: "Orkanje". Was sich sonst noch so tut: Die "Sun" bringt Thorsten Frings mit Arsenal in Verbindung, Hleb ist von den Gerüchten um seine Zukunft schon ein wenig genervt, Fabregas will David Villa zu Arsenal locken, und Cristiano Ronaldo wurde mit Mitarbeitern von Real Madrid fotografiert. Die Berliner Tabloids haben über den Berliner Nationalspieler nicht viel zu berichten, deswegen arbeiten sie auch sprachschöpferisch und loben "Arne Friedlich" dafür, dass er kein Flugzeug entführen lässt, um einen Stammplatz für sich zu erpressen.
Dienstag, Juni 10, 2008
Zunullrunde
Die erste Runde der EM ist gespielt, die meisten Matches habe ich gesehen, wenngleich unter sehr unterschiedlichen Umständen (das 3:0 der Niederlande über Italien gestern im La Raclette in Kreuzberg, am Samstag bei Simon im Wohnzimmer, am Sonntag beim Italiener an der Hasenheide und heute nur das erste Match im Hinterzimmer der Roten Harfe). Russland hat gegen Spanien war 1:4 verloren, aber immerhin ein Gegentor geschossen - in allen übrigen Fällen hat sich die siegreiche Mannschaft zu null durchgesetzt, nur Frankreich blieb gegen Rumänien selbst torlos. Man wird nun Deutschland, Niederlande, Spanien und Portugal favorisieren - ich hänge, schon wegen Cesc Fabregas, an den Spaniern. Russland hat es Spanien heute leicht gemacht, die Mannschaft von Guus Hiddink spielte mit der gleichen Anlage (ballsicheres, flinkes Kombinieren), minus echten Zug zum Tor. Es war ein elegantes, passreiches und zweikampfarmes Spiel, recht unüblich und gerade deswegen toll anzusehen. Iniestas Pass auf David Villa zum 2:0 ist das Paradebeispiel für wunderbare Intuition, gebaut auf einen ganz konkreten Laufweg. In der Schönheit des spanischen Spiels liegt die Gefahr der Brotlosigkeit gegen eine robuste Mannschaft schon offen da - aber es scheint bei dieser EM keine Betonbrigaden zu geben. Auch wenn David Villa heute drei Tore geschossen hat, war es doch Torres, von dem im besten Sinne eine Gefahr ausging, die auf das ganze Turnier ausstrahlen könnte. Torres gegen Metzelder? Möchte man dem designierten deutschen Bundespräsidenten des Jahres 2034 nicht wünschen.
Montag, Juni 09, 2008
Klingeltöne
Die Trattoria Masaniello an der Hasenheide in Neukölln ist stolz darauf, schon einmal Fabio Capello zu Gast gehabt zu haben. Gestern waren es ein Häuflein deutscher Patrioten und zwei versprengte Österreicher, die den angenehmen Garten bevölkerten, als Österreich gegen Kroatien ein frühes Gegentor nicht mehr auszugleichen vermochte und Deutschland später gegen Polen einen schwungvollen Start hinlegte, dann ein wenig einbrach, schließlich aber durch eine Defensivblödheit von Golanski noch zum 2:0 kam, beide Male durch Podolski. Völliges Unverständnis fand ich mit meiner Zustimmung zu der Einwechslung von Lukas Piszczek - "un ragazzo Berlino"! Er hätte aber, wie ich die Stimmung im Land einschätze, gar nicht mehr zur Hertha zurückzukommen gebraucht, wenn er gestern getroffen hätte - gegen Deutschland. Ohnehin erwies er sich als eher ungefährlich. Auf dem Heimweg, es war ein perfekter Abend in Berlin, ließen sich noch zwei Gören auf dem Hermannplatz mit "Deutschland!" und "Polen raus!" vernehmen, auf der Skalitzer Straße begegnete mir ein Fahrradkorso - Klingeln statt Hupen. Die EM hat begonnen, heute greifen erste Favoriten von mir ein: La France und die Niederlande.
Sonntag, Juni 08, 2008
Schlagerspiel
Vor dem Auftakt zur EM habe ich gestern noch einen Ausflug ins Amateurstadion gemacht. Die U17 der Hertha spielte gegen den Vfl Osnabrück, letztes Spiel der Saison, bei einem hohen Sieg konnten die Jungs noch in die Playoffs um die deutsche Meisterschaft einziehen. Spiele dieser Art sind auch immer eine interessante kulturelle Erfahrung. Mir war zum Beispiel nicht bekannt, dass sich um die deutsche Nationalmannschaft inzwischen soviel Liedgut im Schlagerstil angesammelt hat. Der bekannte Schmachtfetzen (österreichisch: "L'amour-Hatscher") "Es gibt Millionen von Sternen (...) aber dich gibt's nur einmal für mich" wurde doch tatsächlich umgedichtet zu "Es gibt Millionen Vereine, aber dich gibt's nur einmal für mich: Deutschland". Solche Dinge wüsste ich nicht, wenn ich nicht Scout ohne Auftrag wäre und mich so zu Spielen der Jugend einfinden würde. Gestern wollte ich Lennart Hartmann sehen, einen der Nachwuchsspieler, die Coach Favre zu den Profis befördert hat. Er spielte auch eine wesentliche Rolle beim 5:1-Sieg, der letztlich dafür sorgte, dass die U17 am kommenden Mittwoch um 18 Uhr wieder im Amateurstadion gegen die Jungs des TSG Hoffenheim spielen kann. Da treffen dann also zwei Vereine aufeinander, die sich auf ihre Ausbildungsarbeit etwas zu Gute halten. Die Mannschaft von Thomas Krücken erscheint mir tatsächlich sehr gut ausgebildet. Sie spielt ein 4-3-3 mit einem jungen, kräftigen Mittelstürmer Abu Bakarr Kargbo, den ich auf dieser Seite schon einmal mit Emile Heskey verglichen habe. Seine Familie stammt aus Sierra Leone. Hinter ihm führte Lennart Hartmann Regie, ein ziemlich klassischer Zehner, überall auf dem Feld aktiv, unprätentiös, guter Laufstil, ein Tor aus einem Weitschuss ist mir entgangen, weil ich zu spät kam. Am Mittwoch werde ich voraussichtlich meiner generellen Präferenz für den Clubfußball willfahren und mir Hertha BSC U17 ansehen, während gleichzeitig Tschechien gegen Portugal spielt. Think globally, watch locally.
Donnerstag, Juni 05, 2008
Große Schritte
Ich kann mich irren, aber mir kommt vor, dass das internationale sogenannte Transferkarrussell noch nie so wild geeiert hat wie in diesem Frühsommer. Verträge, auch langfristige, scheinen ohne Bedeutung zu sein. Cristiano Ronaldo wird von Barca und Real Madrid umworben, desgleichen Hleb. Chelsea sucht einen Trainer, und fragt sich frustriert durch die Serie A. Arsenal möchte mit Samir Nasri endlich abschließen, wird aber hingehalten. Valencia möchte David Villa auf den Markt werfen, die halbe Premier League bietet mit. Manchester City wirft Sven-Göran Eriksson hinaus, holt Mark Hughes von den Blackburn Rovers und bietet sich als Seniorenresidenz für Ronaldinho an. Mourinho wird Trainer bei Inter, und soll an Essien, Drogba und Carvalho interessiert sein. Manager Hoeneß wird von einem tunesischen Präsidenten hingehalten, der seinen Stürmer Chermiti nicht herausrücken will. Eine Menge von diesen Informationen sind sicher Beschäftigungstherapie für Journalisten, und für Fans, die so das Sommerloch besser überstehen. Hier die Fälle, die mich interessieren: Bleibt Kevin-Prince Boateng bei Tottenham? Kauft Hertha hoffentlich noch eine starke Kraft für die rechte Seite? Wird Hleb der neue Deco, oder holen sie ihn als Ergänzungsspieler für den häufig verletzten Messi? Was wird aus Christopher Schorch? Und ist an der Sache mit Blerim Dzemaili was dran? Er soll der neue Mineiro werden. Wo geht Mineiro hin? Wird Ümit Korkmaz von Rapid Wien sich bei Eintracht Frankfurt durchsetzen?
Dienstag, Juni 03, 2008
Kleine Schritte
Valdano weist zu Recht auf das Interview mit Coach Favre im "Kicker" hin. Es ist ein gutes Beispiel diplomatischer Arbeit, denn einerseits stellt er sich schon einmal in die Verantwortung, die er im nächsten Jahr viel stärker zu spüren bekommen wird, andererseits spielt er den Ball vorsorglich in die Hälfte von Manager Hoeneß. Favre sagt: "Ich bin keiner, der davonläuft", er weiß aber, dass er bei Ausbleiben einer sichtbar verbesserten Spielkultur und der daraus resultierenden Siege irgendwann "davongelaufen" wird. Was danach mit der Hertha geschehen würde, ist schwer auszumachen - nachdem die Hertha über Jahre hinweg recht erratisch alle möglichen Wege nach oben ausprobiert hat, ist dies derjenige, der über Innovation und sportliche Kompetenz führen soll. Wenn das nix wird, dann kann man schon einmal mit Friedhelm Funkel sprechen, denn dann ist die Hertha kein Fall mehr für Ambitionen, sondern für sportliche Konsolidierungsexperten. Noch will ich mir aber den Sommer nicht durch Pessimismus verderben lassen.
Abonnieren
Posts (Atom)