Sonntag, Oktober 07, 2007

Polyvalenz

Berlin beginnt sich allmählich an Lucien Favre zu gewöhnen, und der Trainer umgekehrt auch an Berlin: Gestern beim Heimspiel gegen Cottbus probierte er eine Taktik, die ihm eine "Falko-Götz-Anstecknadel" einbringen sollte. Er zog Arne Friedrich zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder auf die rechte Außenposition (Simunic und von Bergen bildeten die Innenverteidigung), und zog Sofian Chahed ins rechte Mittelfeld. Vor der Abwehr spielten Mineiro und Dardai, links Fathi und Gilberto, vorne Pantelic und Lima. Favre spricht gern von "Polyvalenz", er mag es, wenn ein Spieler auf mehreren Positionen einsetzbar ist. Die Körpersprache von Sofian Chahed gab dazu einen beredten Kommentar: Mit eingezogenem Kopf und mit angezogener Handbremse schlich er rechts herum, immer bestrebt, korrekt zu verschieben, niemals daran interessiert, in einen freien Raum zu gehen. Mit dieser Mauerformation hat Favre die DNA der alten Hertha freigelegt: Diese Mannschaft ist an Lethargie und geistiger Armut nicht zu überbieten. Simunic ist das beste (schlechteste) Beispiel - defensiv ließ er sich zweimal gefährlich überlaufen, offensiv will er mit dem Match nichts zu tun haben. Einmal ließ er den vordersten Cottbuser aussteigen, sah freien Raum vor sich, zögerte dann so lange, bis der nächste Gegner kam, und spielte den üblichen Querpass. Die erste Halbzeit war das übelste Spiel, das ich im Olympiastadion seit den Uefacup-Auftritten vor zwei Jahren gesehen habe. Nach der Pause kamen Ebert für Chahed und Grahn für Dardai, es wurde aber nur wenig besser. Cottbus verlegte sich darauf, alle paar Minuten einen Mann vom Feld zu tragen zu lassen, und mit jeder Minute, die verstrich, wuchs die monströs langweilige erste Halbzeit zu einem Menetekel heran: Das ist Hertha BSC, wenn sie das Spiel bestimmen soll. (Sie hat noch eine andere Seite, eine reagierende, sie kann in einem schnellen Spiel manchmal etwas bewerkstelligen - ein langsames Spiel schnell machen, das kann sie nicht, dafür fehlt es ihr an Willen, Geist, Stolz.) In der letzten Minute vergab Pantelic noch einen Elfer - er war, trotzdem, der beste Berliner in einer indiskutablen Mannschaft. Lima, Dardai, Chahed, Okoronkwo waren Totalversager, Simunic und Grahn sind problematisch. Dass es für ein Match dieser Sorte noch Punkte gibt (Cottbus war ebenfalls inferior), entspricht den Regeln, ist aber ein Hohn.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

heimspiel gegen rostock?