Sonntag, Mai 14, 2006

Halbwahrheiten


Schluß, aus, das war's: Die Saison ist zu Ende. Hertha hat gestern noch ein 1:2 in Nürnberg eingepackt, das macht 12 Siege, 12 Remis und 10 Niederlagen, 48 Punkte und eine Tordifferenz von plus 4. In den beiden Jahren davor wäre das jeweils der neunte Platz gewesen, auch das ein Hinweis darauf, daß die Liga inzwischen leichter mit Mittelmaß zu bestehen ist. Die Hertha hat in dieser Saison häufig gezeigt, daß sie gar nicht mittelmäßig sein müßte. Sie hat nur hartnäckig unter ihren Möglichkeiten gespielt, hat sich geweigert, für mehr als jeweils dreißig Minuten die Initiative zu ergreifen, sie hat sich feige und faul durch den Uefacup gemogelt, sie hat die Beantwortung ihrer Systemfragen verschoben, und geht mit zu vielen offenen Fragen in die Sommerpause. Am Spiel gegen Nürnberg fand ich nur eine Tatsache bemerkenswert (neben dem Fall Simunic, dessen Entscheidung über seinen Verbleib ich noch abwarten will): Die Jungen Boateng und Okoronkwo konnten in tragenden Rolle andeuten, was von ihnen zu erwarten ist. Beide haben nicht überzeugt. Sie machen das Spiel nicht einfach, sondern überkompliziert. Boateng beherrscht den besonderen Pass, das hat er schon mehrfach gezeigt. Gestern hat er zu viel gewollt, umgeben von Leuten wie Cairo (der den siebzehnfachen Drübersteiger kultiviert, aber selten am Gegner vorbeikommt), oder Okoronkwo (der den eleganten Ballverlust kultiviert). Chahed mußte wieder in der durch Simunics Blödheiten bald dezimierten Viererkette aushelfen. Er kann in der Fabregas-Position mehr. Das war ein halbes Match gestern, eine halbe Saison. Das Resultat ist eine halbe Sommerpause und der UI-Cup. Uijegerl, wie die Wiener sagen, wenn sie etwas bedauern.

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