Sonntag, April 23, 2006

Offener Sack


Eigentlich wollte ich das Auswärtsspiel der Hertha bei Mönchengladbach ja mit Christian live anschauen - er der leidenschaftlichste Bökelberger, den ich kenne; ich ein durch den Uefacup leicht abgekühlter, aber immer noch hoffnungsfroher Herthaner. Aus terminlichen Gründen ging das nicht, ich saß allein vor dem Fernseher. Durch die Verletzung von Simunic mußte Coach Götz umstellen. Er tat dies konservativ, brachte Kovac ins Team zurück und zog Chahed in die Viererkette nach hinten. Dazu schied Yildiray Bastürk schon nach einer halben Stunde aus, ohne daß ein größeres Problem ersichtlich gewesen wäre. Daß die Partie schließlich 2:2 ausging, ist typisch für die Hertha, die gestern in der zweiten Halbzeit so überlegen war wie in der ganzen Saison sonst nur einmal, im Herbst in Köln. Da wurde großartig kombiniert, aber auch viel vergeudet. Gilberto erwies sich als Meister der Invention, nicht aber der Präzision. Gladbach rannte ohnmächtig hinterher, dann kam sogar noch Jeff Strasser, und wie sehr das Remis am Ende eine Niederlage der Hertha war, bewies Trainer Köppel, der am liebsten die Pfeife gekapert hätte, um selbst den Schlußpfiff zu setzen. War auch eine enge Sache, denn in letzter Sekunde zog Gilberto noch einmal so knapp am Gehäuse von Kasey Kellerwand vorbei, daß die Grundfesten der neuen Arena wackelten. Wenn das Fernsehbild nicht trügt (und die Kamera auf einem Zeppelin befestigt ist), dann haben die Gladbacher ein beeindruckend großes Feld. Die Hertha hat das genossen, aber nicht genützt. Jetzt ist die ganze Saison zu einem offenen Sack geworden, bei dem nicht ganz klar ist, ob oben soviele Punkte hineinkommen, wie die Hertha hinten hinaus immer liegen läßt. Gegen Gladbach zum Beispiel steht es nach den zwei Saisonspielen 4:4 bei zwei Remis. Klingt nach Mittelmaß im Mittelfeld.

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