Mittwoch, Januar 18, 2006

Ein Mann von Welt


England ist wie immer mein Team, wenn es um die Fussball-WM geht. Ich habe mit dem Wembley-Tor und anderen antiken Geschichten nichts am Hut. Ich glaube, es waren Waddle und Hoddle, durch die ich zum Fan des englischen Spiels wurde, und seit vielen Jahren ist die Premier League für mich das Maß aller Dinge. Leider kommt England in diesem Jahr mit einem Coach nach Deutschland, von dem ich wenig halte: Sven-Göran Eriksson ist, was man auf der Insel "a pompous fart" nennt. Er hat jegliche Autorität gegenüber dem Team lange eingebüßt. Jetzt hat ihm das Revolverblatt "News of the World" einen Streich gespielt. Eriksson und sein Berater wurden nach Dubai geflogen, um dort einen Scheich zu treffen, der angeblich in den englischen Fußball investieren möchte. Der Nationaltrainer empfahl Aston Villa als erschwinglichen Klub, und sich selbst gleich als Trainer mit dazu, unter dem Vorbehalt, daß er vorher noch mit England den WM-Titel holen muß. "News of the World" hat mit allen Tricks gearbeitet, mit versteckter Kamera (in die Eriksson immer wieder direkt schaut), mit suggestiven Fragen, und mit genauer Mitschrift, was Eriksson während seines Trips so konsumiert hat. Es ist ungefähr so, als hätte man Klinsmann beim Wodka mit Gazprom-Miller erwischt, wie er ihm die finanzielle Lage von Borussia Mönchengladbach schildert, und sich für ein Engagement ab Herbst 2006 ins Gespräch bringt. So unvorstellbar das ist, so gut paßt die Geschichte aus Dubai zu Eriksson, zur Insel, zur Globalisierung des Fußballs aus dem Geist der Rohstoff-Hausse: Es ist mehr Kohle drin denn je.

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