Montag, Januar 23, 2006
Bully
Ich mache mir ein wenig Sorgen um Arsenal. Das Team aus London tut sich schwer in dieser Saison, schwerer noch als im letzten Jahr, als die ungeschlagenen Meister von 2004 so unsanft vom Thron gerüpelt wurden. Am Wochenende gab es eine deprimierende, verdiente 0-1-Niederlage bei Everton, und Arsène Wenger begann hinterher wieder sein altes Klagelied: Das hatte mit Fußball nichts zu tun, das ist physischer Terror, das ist nacktes "bullying". Wenn ich ihn so reden höre, beschleicht mich der Verdacht, daß er den Blick für die Verhältnisse verloren hat. Denn die Hochbegabtentruppe, die er trainiert, war am Samstag auch taktisch schlecht aufgestellt: Hinten eine riskant weit vorgeschobene Viererkette, die Beattie bei seinem Tor ein einziges Mal durchlief; im defensiven Mittelfeld den jugendlichen Feingeist Fabregas und den seit Monaten schwachen Gilberto; im offensiven Mittelfeld die hilflosen Außenläufer Ljungberg und Reyes sowie der positionslose Pires; und als tief hängende Spitze den großen Henry, der weniger oft den Unterschied macht, als er es eigentlich seinem Status nach sollte. Arsenal spielte ohne eigentlichen Stürmer, und ohne eine erste Linie in der Hälfte von Everton. Sie konnten also kaum einmal dort das Spiel machen, wo es auf eigene Chancen hinauslaufen konnte. Stattdessen waren sie fast die ganze Zeit beschäftigt, überhaupt einmal Beattie zu überwinden, den einzigen Abgreifer von Everton, der zwanzig Meter in der Hälfte von Arsenal schon zu verteidigen begann, unterstützt von einem "gefluteten" Mittelfeld (großartiges Bild des englischen Kommentators). Das sind grundlegende Probleme der Spielanlage, und ich erkenne aus Wengers Äußerungen nicht, daß er sie in dieser Form zugeben würde. Arsenal spielt den besten Kombinationsfußball, wenn sie dazukommen. Sie sind aber völlig hilflos, wenn man sie stört. Auch wenn es blöd klingt, aber die Hertha hat ein ähnliches Problem auf viel niedrigerem Niveau - sie will auch vor allem spielen, und stellt schnell die Arbeit ein, wenn sich Hindernisse zeigen. Ich liebe Reyes und Henry (und Bastürk und Boateng, von mir aus), aber Beattie hat am Samstag die Richtung gezeigt.
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