Montag, Mai 09, 2005

Rummenigge

Die Bayern sind heuer ein wenig zu einfach Meister geworden. Da jetzt bald die Verhandlungen für einen neuen Fernsehvertrag mit der Liga anstehen, sehen ihre Funktionäre eine günstige Gelegenheit, noch einmal die Niederlage gegen Chelsea zu rationalisieren - die ja keineswegs auf Augenhöhe und durch Tagesumstände zustande kam, wie Hoeneß und Magath gern behaupten, sondern einen Klassenunterschied offenbarte, den Rummenigge jetzt auf die Liga umwälzen möchte. Die Strategie ist dabei dem Bauern abgeschaut, der auf dem ausgelaugten Maisfeld eine Mangoplantage anlegen möchte. Das Maisfeld ist die Liga, in der keine ebenbürtigen Gegner mehr wachsen, weshalb auch die Bayern allmählich verkümmern. Man hat es an der Ausgelassenheit gesehen, mit der sie den Titel gefeiert haben, daß ihnen der "Kukuruz" (wie wir in Österreich sagen) immer noch recht ist, wenn es um eine Mahlzeit geht. Das Mangofeld ist der internationale Fußball: Die Bayern würden gern auf diesem Markt stärker mitwirken, vielleicht eines Tages nur noch während der Woche spielen, und am Samstag vom Balkon aus zusehen, wie sich Bielefeld und Nürnberg um den Mais raufen. Die Bayern würden gelegentlich elf globale Ikonen in ein Match gegen einen galaktischen Gegner schicken. Solange dies noch nicht geht, möchten sie sich die Teilnahme am nationalen Wettbewerb jedenfalls besonders vergüten lassen. Dies ist ein ägerliches Ende für eine Saison, in der in der ersten Hälfte noch die Wiederkehr des Systemfußballs gefeiert wurde - von der am Ende vielleicht wirklich nur der sichere Klassenerhalt von Mainz und Bielefeld übrigbleiben und die Konsolidierung von Hertha BSC, aber eben auf der anderen Seite auch eine wenig begeisternde Meistermannschaft, deren Titel heuer stärker dem Nimbus geschuldet ist als der Leistung, und sicher nicht einem System, auf das Europa schaut. Statt sich starke Gegner zu wünschen, reklamieren die Bayern die Privilegien national, die sie sich international seit fünf Jahren nicht verdient haben. Das ist Stoiberismus. Ich weiß ja, warum ich diesen Club nicht mag.

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