Sonntag, Januar 02, 2005

Dream Team

In der Nacht auf Neujahr träumte mir, daß Ben Stiller bei Hertha BSC im Tor steht. Ich lüge nicht. Es war kein sehr deutlicher Traum, eher ein Bild während des Aufwachens, eine Spielertraube kurz vor dem eigenen Sechzehner, die Mannschaft hat ein Tor geschossen und kehrt zurück zum Anstoß, da stößt der Tormann dazu, und es ist in diesem Moment klar, daß der unorthodoxe Jubel dieses Mannes die Kollegen zu größeren Leistungen anspornen wird. So seltsam träumt man, wenn man gegen Tim Wiese ist, und ein wenig ambivalent für Christian Fiedler. So seltsam träumt man, wenn die Systeme durcheinander kommen: Kino, Fußball. Den Neujahrsnachmittag verbrachte ich vor der Kiste und sah eines der besten Spiele seit langer Zeit. Liverpool forderte Chelsea richtig heraus, in einem unglaublich intensiven, schnellen Match, das auch Torszenen hatte. An der entscheidenden der ersten Hälfte war wieder der Schiedsrichter beteiligt, den ich profund nicht mag: Herr Riley übersah ein klares absichtliches Handspiel von Tiago im Fünfer. Unglaublich, wie schnell die britische Regie das parat hatte, der Kommentator erzählte dann, daß der neue Chef der britischen Premier League mit einem System des elektronischen Beweises liebäugelt. Liverpool-Chelsea bot ein Argument dafür, ein anderes aber auch dagegen, denn das Spiel war so schnell, hatte so wenige Unterbrechungen, und benötigte tatsächlich diese zwei langen, dreiviertelstündigen Spannungsbögen, um zu funktionieren, daß offen bleibt, wo und wie man den Kamerabeweis einsetzen hätte können. Mister Riley hat das Match vielleicht entschieden, denn gegen Chelsea gibt es nur ein, zwei Möglichkeiten, und Joe Cole hat gegen Ende, in einer Wiederholung der Portsmouth-Konstellation vor einer Woche, dann doch wieder die außergewöhnlich konfidente Chelsea Side zum Sieg gebracht. Arsenal gab sich wenig später keine Blöße. Fabregas spielte elegant mit der Hacke auf Ljungberg, das Match gegen Charlton endete 3:1, und ich kann mich wieder der Arbeit zuwenden: ein Review über die Ausstellung The Black Atlantic. Die englische Premier League blieb darin unberücksichtigt. Dabei ist sie die modernste Ausprägung dieses von Paul Gilroy formulierten Konzepts eines "doppelten Bewußtseins" of being European and black at the same time. Just look at the Arsenal Viererkette: Lauren-Toure-Campbell-Cole. Oder auf die Hertha-Attacke: Marcelinho-Gilberto-Rafael. Die Samba-Eskapaden von Marcelinho sind jenes "double consciousness", für das in modernen Profifußball kein Raum mehr ist. Beim Torjubel bricht es durch. Wolfsburg.

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