Ein wenig zu früh haben die Spieler des Arsenal FC sich darauf gefreut, am Sonntag nach sechs Jahren endlich wieder einmal "Silberzeug" in die Höhe halten zu können. Sie waren die Favoriten für das Carling Cup-Finale 2011 gegen Birmingham City, bekamen das Match aber nie in den Griff und verloren am Ende nach einem sagenhaften "howler" (Bild) von Koscielny und Sczeszny mit 1:2.
Es hat sich gerächt, dass Arsène Wenger diesen zweiten englischen Cupbewerb immer als Nebensache abgetan hat, ihn in dieser Saison nun aber plötzlich zu einer wichtigen Sache erklärt hat, zum Sprungbrett für drei mögliche weitere Titel. Da hätte er sich doch besser an den Leuten beim deutschen BVB orientiert, die sich hartnäckig weigern, eine Favoritenrolle zu übernehmen, die sie dem Tabellenstand nach längst haben.
Es rührt an die tiefsten Geheimnisse des Fußballs, dass in einem Match nicht einfach zwei Mannschaften gegeneinander antreten, sondern zwei Rollen zu vergeben sind. Arsenal ist eigentlich an die Favoritenrolle gewöhnt, sie müssen sich schließlich Woche für Woche in der Premier League mit Team wie Birmingham auseinandersetzen, die bestens darauf eingestellt sind, einen der großen Clubs zu ärgern.
In einem Finale spitzt sich die Sache dann noch zu, aber es hatte schon auch ein Moment von Fatalität, wie Lee Bowyer nach wenigen Sekunden schon auf Sczeszny zulief - der Keeper hätte eigentlich streng genommen vom Platz gemusst, und Birmingham einen Elfmeter bekommen müssen (eine verschärfte Wiederholung des Lehmann-Dramas aus dem CL-Finale 2006), aber eine falsche Abseitsentscheidung verhinderte das. (Hätte Arsenal mit zehn Mann und bei 0:1 nach vier Minuten noch eine Chance gehabt? Ich glaube, ja, und für mein Gefühl hat das Schicksal sich gestern einen grausamen Spaß mit Sczeszny gemacht, der in der vorletzten Minute dann ja doch noch draufzahlte.)
Ohne den Talisman Fabregas ist Arsenal eine ganze Klasse schwächer, daran ist leider nicht zu rütteln, so sehr ich Nasri und Arshavin gern in die Verantwortung rufen würde. Nun steht ein FA-Cup-Spiel gegen Leyton Orient an, für das Wenger hoffentlich eine Zweit- bis Drittelf nominiert, denn Spieler wie Song, Clichy, auch Sagna wirken allmählich doch erschöpft vom dichten Terminkalender, und die aussichtsreichste Konkurrenz läuft ja noch zweieinhalb Monate: Arsenal ist der erste Verfolger von MeanU in der Premier League.
An Barcelona will ich gar nicht denken. Am Abend sah ich dann noch, wie Coach Babbel im Sportplatz des RBB darüber philosophierte, wie lange es dauert, einer Mannschaft wie Hertha die Gewinnermentalität beizubringen, die sich auch über Widerstand hinwegsetzt - jener Widerstand, der in Liga zwee manchmal einfach gar nicht da ist, der in England aber die erste Qualität des Systems ausmacht. Wer dort etwas gewinnen will, muss wirklich Gigantisches leisten. Der Carling Cup wäre da tatsächlich nur eine Abkürzung gewesen.
1 Kommentar:
Hertha & Arsenal, schöne - und v.a. nachvollziehbare Kombi.
Von dem Vorschlag, heute gegen die Os mit ´ner B-Elf anzutreten, halte ich allerdings nichts. Kann Deine Argumentation nachvollziehen. Aus meiner Sicht wäre es aber noch viel fataler, wenn man jetzt auch gleich noch im FA-Cup die Segel streichen müsste. Da drohte erst recht n Knacks.
Nee, jetzt bleibt nur die Hoffnung, sich gegen Orient und Sunderland am WE zu stabilisieren und hoffentlich etwas Selbstvertrauen zurück zu gewinnen. Sonst kannste das Barca-Spiel vergessen und ebenso die seit gestern Abend wieder noch bessere Ausgangsposition in der Liga.
UP THE GUNNERS
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