Die Premier League in England hat die größten TV-Einnahmen der Welt. Das hat damit zu tun, dass sie in vielerlei Hinsicht früh dran war, und dass die Bedingungen für das Bezahlfernsehen auf der Insel andere sind als in Deutschland, wo es eine starke Tradition des freien Empfangs gibt. Nun aber ist ein Gerichtsverfahren anhängig, dessen Ergebnis von allergrößtem Interesse für Fans und Medien ist. Karen Murphy, die in Portsmouth ein Pub betreibt, hat auf das Recht geklagt, in ihrem Wirtshaus nicht das sehr teure englische Sky abonnieren zu müssen, sondern das billigere griechische Programm, in dem die Premier League auch läuft, und sogar - wie in Deutschland ja auch - mit englischem Originalkommentar.
Der Europäische Gerichtshof hat jetzt verlauten lassen, dass in dem zu erwartenden Spruch tatsächlich die Freiheit des Warenverkehrs (in diesem Fall für Decoderkarten und Satellitensignale) wichtiger sein könnte als die geschützten nationalen Märkte der Bezahlsender. Ich könnte diesem Urteil entsprechend also bald Sky Italia abonnieren, um endlich auch wieder spanischen und italienischen Fußball zu sehen, den Sky Deutschland uns ja seit einigen Jahren vorenthält, es könnte dann aber sein, dass Sky Deutschland, das immerhin auch überträgt, wenn Hertha im Pokal nach Oberpfullendorf muss, nicht mehr weitermachen kann.
Noch ist nichts fix, aber wenn man die Sache in Ruhe durchdenkt, dann fällt auf, dass es gar nicht so leicht ist, in dieser Angelegenheit das Interesse von Fans zu definieren. Denn nur die überteuerten Paketdeals, die zwischen den Ligen und den Broadcastern und später zwischen den Anbietern und den Kunden abgeschlossen werden, schaffen ja erst jene Spielräume des Lizitierens, die dazu führen, dass viel mehr Geld an die Vereine fließt, als wenn sie sich einzeln und direkt über das Internet vermarkten würden - wozu die Technologie schon reicht, aber noch sind bei weitem nicht alle Haushalte auf einem Stand.
Derzeit bekommt die Premier League von Sky in England eine Menge Geld, und dann holt sie sich noch einmal extra Einkünfte aus all den Territorien, die die DFL sich gerade erst langsam erschließt bzw. wo diese gerade erst mühsam ihren Marktwert zu erhöhen sucht. In Hinkunft müsste sie vielleicht entweder die Rechte auf europäischer Ebene ausschreiben (kleine Geschäftsidee: schon einmal einen digitalen europaweiten Sportkanal gründen, der nicht Eurosport heißt), mit dem absehbaren Ergebnis, dass außer Sky es keinen Bieter geben würde, der das stemmen kann - und dagegen würde dann wieder die Wettbewerbsbehörde der EU angehen, die Monopole nicht mag.
Ich fürchte, dass die momentane Situation, so unbefriedigend sie ist, die einzige ist, die so viel extra Geld erwirtschaftet (aus unseren Taschen), dass davon hochkompetitive, zentral vermarktete Ligen wie die englische und (auf einem niedrigeren Niveau) auch die deutsche gut leben können. Das negative Beispiel ist Spanien, wo hinter dem zweifellos auch exzellent arbeitenden FC Barcelona gerade noch Real Madrid halbwegs mithalten kann - ein Spiel- und Übertragungsplan, der auf Sparringmatches und zwei, drei Clasicos pro Jahr hinausläuft, ist auch nicht in unserem Sinn.
Ich fahre am Wochenende nach Frankreich, um A. zu besuchen - das Derby zwischen Hertha und Union werde ich deswegen nur nachträglich auf Hertha-Fernsehen sehen können, das von allen mir bekannten digitalen Club-Angeboten leider eines der armseligsten ist, mit dem zusätzliche Nachteil, dass das Angebot nur national zu sehen ist - auch ein wenig widersinnig, denn gerade wenn ich im Ausland und von den hiesigen Übertragungen abgeschnitten bin, würde ich das doch gern via Stream nachholen können. Ich komme aber schon am Montag wieder, am Samstag werde ich mir wohl mit einem Angebot aus den Grauzonen des Netzes zu behelfen versuchen.
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