Sonntag, September 30, 2007
Rückfall
Die beiden Spiele der vergangenen Woche brachten (neben der furchtbaren Verletzung von Lucio) einen Rückschlag für die Hertha, aus dem sie vielleicht wichtigere Dinge lernen kann als aus einem frühen Höhenflug. Das 1:3 im Heimspiel gegen Hansa Rostock am Dienstagabend, bei Flutlicht und tollen Bedingungen, war unnötig, aber nach dem sehr frühen Führungstor durch Pantelic in jeder Hinsicht verdient. Das war wieder die alte Hertha, die nicht nachsetzt und sich auf einer technischen Überlegenheit ausruhen zu können meint. Wichtiger aber war das Spiel in der Arena auf Schalke am Freitag, das ich nur im Fernsehen gesehen habe: Da wurden nämlich systemische Unterschiede deutlich, von denen ich mir nicht sicher bin, ob Lucien Favre sie mit der nötigen Dringlichkeit sieht und anspricht. Zwei Beispiele: der Unterschied zwischen der Achse Mineiro/Schmidt gegenüber Ernst/Jones, und der Unterschied zwischen den Torhütern Neuer und Drobny. Immer schon ärgere ich mich an dieser Stelle (ein Blog ist nun einmal ein Besserwissermedium) darüber, dass niemand bei der Hertha das zentrale defensive Mittelfeld als Aufgabe ansieht. Wer am Freitag sah, welcher gigantische Unterschied zwischen dem dynamischen Jones und dem aufreizend langsamen Ballschlepper Mineiro besteht (auch körperlich und auch in Hinsicht auf Autorität auf dem Platz), kann nur skeptisch sein für die Zukunft. Schalke spielte nominell mit einer Raute, de facto aber agierten Ernst und Jones so weit vorne, dass Hertha keine Luft hatte. Wenn sie selbst angriff, fehlte Pantelic ein Partner (dass Favre nach einer Stunde zuerst Lima brachte und dann sogar noch Pantelic für den in wirklich schwierigen Situationen nutzlosen Okoronkwo auswechselte, ist für mich ein klassischer "error of judgement"). Der Unterschied bei den Torhütern betrifft die Spieleröffnung: Neuer hat mit ein, zwei Abwürfen und Abschlägen für Spielzüge gesorgt, auf die Hertha nur in letzter Sekunde reagieren konnte - einer führte zu dem Elfmeter, den von Bergen verschuldete und Rafinha verwandelte. Drobny dagegen schießt oft einfach weit aus, noch nie habe ich ihn etwas eröffnen gesehen, eine Situation antizipieren, die er selbst erst schafft. Dass er auch in seinem Stellungsspiel nicht immer souverän wirkt, haben die Hyänen von den Berliner Tabloids schon gewittert - sie bringen schon wieder Fiedler in Position. Interessanter Moment in der Saison also, wir sind weniger weit von der alten Hertha entfernt, als wir uns wünschen würden. Unterschied: das technische Niveau ist gestiegen, die Spielintelligenz ist viel größer, aber an zentralen Stellen fehlt immer noch Personal, und mental ist die Hertha weiterhin viel zu unausgeglichen, um einen ähnlichen Charakter wie die gar nicht so toll anzusehende, aber virile und kollektive Schalke 04 zu entwickeln.
Samstag, September 22, 2007
Tabellenführung
Vor einem Jahr hat die Hertha auch schon einmal kurz die Tabelle angeführt, damals mit zwei Siegen und vier Remis. Nun steht sie wieder für eine Nacht ganz oben - mit vier Siegen und zwei Niederlagen. Das heutige 3:2 gegen den BVB war phasenweise begeisternd, zeigte aber auch jede Menge Lernbedarf. Ich war den ganzen Nachmittag hindurch ein wenig mellow, der Schlafmangel der letzten Nächte war zu spüren. Habe aber doch ganz gut mitbekommen, was sich da so tat. Die Hertha hat das Spiel dominiert, dabei aber keineswegs immer den Zug gezeigt, den sie drauf hat. Sie geriet in Rückstand, ein ganz unnötiges Tor, das aus einer dieser typischen Querpassketten in den Defensive entstand, von Chahed zu Friedrich, der zu Simunic, der zu Fathi, der dann schon weit links draußen stand und unter Druck geriet - plötzlich war der Ball wieder im Zentrum bei Petric, der mit einem Distanzschuss abschloss. Toll das Comeback noch vor der Pause, Pantelic verwertete volley einen Abpraller nach einem Freistoß von Ebert. Der Schiedsrichter wollte anscheinend viel laufen lassen, nicht immer sah das überzeugend aus, denn der BVB arbeitete mit vielen kleinen Fouls. Lima ist aber auch leicht umzustoßen. In der Pause sah es so aus, als wäre Grahn mit in der Kabine gewesen, die Mannschaft blieb aber unverändert, und bald bekam der heute wieder großartige Pantelic einen dieser typischen Bälle vertikal in den Lauf zwischen den Verteidigern - sein Schuss war satt, Weidenfeller wehrte zur Seite ab, dort war Lúcio mitgelaufen und schloss ab. Später kam Okoronkwo, der im Strafraum ein Solo gegen den langsamen Wörns anzettelte und eiskalt abschloss - er dehnte seinen Jubel gleich zu einer halben Ehrenrunde aus und fand nicht mehr ins Spiel zurück. Andernfalls wäre das Spiel wohl 4:1 ausgegangen, aber Oko bekam zwar noch mehrmals den Ball, ließ ihn aber nicht mehr laufen. Am Ende schwamm die zu diesem Zeitpunkt schon deutlich umformulierte Mannschaft (Simunic ins defensive Mittelfeld, von Bergen an seine Stelle, Mineiro für Ebert) noch einmal ein wenig. Der wesentliche Eindruck: Die Hertha schwankte heute zwischen den Andeutungen eines enormen Potentials und einem Mangel an Nachdruck und Konzentration, der nur in dieser Liga nicht fatal sein muss. In den Foren schreiben die Fans schon vom "Lichtbringer" Lucien. Es stimmt, er holt etwas heraus aus diesem Team, das plötzlich exzellente Technik zeigt und unglaubliche Spielfreude. Ich wünschte mir nur noch etwas mehr Autorität auf dem Platz.
Spitzenspiel
Rechtzeitig zum heutigen Heimspiel gegen den BVB sind wir wieder da (den Zumutungen des modernen Flugverkehrs gerade entronnen, gerieten wir gestern an einen Taxilenker, der seinen Wagen ähnlichen Belastungen wie ein moderner Fussballspieler aussetzte: schnelle Antritte und harte Bremsmanöver). Für mich beginnt die Saison mit der Hertha heute eigentlich erst so richtig, denn bisher hatte ich meistens aus der Distanz zusehen müssen. Manager Hoeneß hat auch schon die Parole ausgegeben: "Wer heute gewinnt, ist erst mal oben mit dabei." Damit hat er ganz Recht, und das ist auch erst mal deutlich vorsichtiger formuliert als im Vorjahr, als er - später in der Hinrunde allerdings - den denkwürdigen Satz sagte: "In der Liga trennt sich die Spreu vom Weizen, und wir gehören zum Weizen." Nicht mit Coach Götz, der zuviel Wildwuchs zuließ. Erst im Sommer fand die Umstellung auf nachhaltige Teamwirtschaft statt: Hoeneß fand in der Schweiz einen neuen Trainer, der geduldig ein Samenkorn nach dem anderen in die einzelnen Spieler einpflanzt - Schußtechnik (Okoronkwo), Wendigkeit (Ebert), Vertikalpässe (Friedrich) usw. Was da heranwächst, macht auch mir Spaß. Da geht es nicht darum, in den Himmel zu wachsen, sondern das Erdreich für viele Ernten fruchtbar zu machen. Eine Dreipunktewirtschaft. Wohlan!
Donnerstag, September 20, 2007
The Special One

Ein wenig sensationell ist sie schon, die Sache mit der Demission von José Mourinho als Trainer des Chelsea FC (in einem "mutual agreement", wie der Verein in einem offenen Brief betont). Sie hatte sich aber schon abgezeichnet, als nämlich vor nicht langer Zeit der Hund der Familie Mourinho nach Portugal zurückgeschickt werden musste - das Haustier war offensichtlich nicht den Vorschriften entsprechend importiert worden, die Rückreise fand in einem Privatjet statt. Vermutlich wurde Mourinho damals auch vom Glück verlassen, denn seither ist ihm mit dem Chelsea FC in seinem Brotberuf als Fussballtrainer nicht mehr so viel gelungen - stilbildend sind im Moment andere Mannschaften. Ich werde ihn vermissen, es gab keinen größeren Kindskopf als ihn in der Premier League, seine Arroganz und seine Krawattenknoten werden unerreicht bleiben, sein System hat sich als eines des Übergangs erwiesen. "The Special One" glaubte, er wäre größer als der englische Fußball. How silly!
New Model Army

Mittwoch, September 19, 2007
Oligarchen
Am Sonntag haben wir in San Francisco den neuen Film von David Cronenberg gesehen: "Eastern Promises", eine brutale Geschichte aus der russischen Unterwelt in London. Die Stamford Bridge kommt darin auch vor, die entsprechende Szene kann man so lesen, dass eben auch kriminelle Russen in London gern zum Fußball gehen, oder aber auch so, dass der Chelsea FC selbst zum Einzugsgebiet des organisierten Verbrechens gehört. In diesem Zusammenhang ist es von beiläufigem Interesse, was die Zeitungen in diesen Tagen von den entsprechenden Oligarchen vermelden: Roman Abramowitsch lässt gerade die größte Yacht der Welt bauen, meldet "Vanity Fair". Alisher Usmanow, der gerade seine Anteile an Arsenal auf über 20 Prozent erhöht hat, hat die Kunstsammlung des Cellisten Mstislaw Rostropowitsch und dessen Frau gekauft, um sie auf russische Erde zurückzubringen. Der smarte Abramowitsch wird bald selbst vollständig offshore leben, der wenig feinsinnig wirkende Usmanow arbeitet gegen sein Image als feister Kapitalist an. Der Populist Michel Platini hat sich indes mit einem offenen Brief wichtiggetan, in dem er ein wenig willkürlich Manchester United und den FC Liverpool dafür kritisiert, dass sie nicht mehr sich selber gehören, sondern Investoren. Warum er wohl den FC Chelsea nicht erwähnt hat? Vielleicht hatte er Besuch von einem russischen Handlanger.
Mittwoch, September 12, 2007
Team 2011

Donnerstag, September 06, 2007
Seltenes Ergebnis
Ich zitiere von der offiziellen Webseite von Hertha BSC: Herthas U17 hat die erste Hürde im Berlin-Pokal mit Bravour gemeistert: Gegen die B-Junioren von Hilalspor Berlin (Bezirksliga) gewannen die Schützlinge von Trainer Thomas Krücken mit 41:0. Im Hinblick auf das wichtige Bundesliga-Spiel in Osnabrück schonte Krücken angeschlagene Spieler. "Ich bin sehr zufrieden mit den Jungs, die gespielt haben. Wir haben bis zur letzten Minute konsequent aus den Positionen agiert, ohne nachlässig zu werden", sagte er nach dem Sieg. Gleichzeitig verteilte er aber auch Lob an den Gegner: "Hilalspor hat sich nicht hinten reingestellt und versucht mitzuspielen. Das durfte man nicht erwarten."
Dienstag, September 04, 2007
Verkehrsmittel

Sonntag, September 02, 2007
Fruehstuecksfernsehen
Der Flughafen Heathrow gilt als chaotisch. Ich habe gestern davon profitiert, denn die BA-Maschine nach Toronto war erst mit einer Stunde Verspaetung startklar, deswegen konnte Simon mir noch den Endstand des Hertha-Spiels gegen Wolfsburg durchgeben: 2-1 durch ein spaetes Tor von Okoronkwo. Die Mannschaft scheint dem Publikum im Olympiastadion heuer etwas zu bieten. Ich war also gut gestimmt fuer den langen Flug, auf dem wir uns dann bei der Komoedie Blades of Glory auch noch sportlich amuesierten. Gerade habe ich im Keller des Hauses in Scarborough, GTA, aus dem ich vor drei Jahren schon einmal korrespondiert habe, das 3-1 von Arsenal gegen Portsmouth gesehen, eine exzellente Team-Leistung, die sehr verheissungsvoll fuer die lange Saison wirkt. Besonders gefaellt mir der schon abgeschriebene, extrem "polyvalente" Mathieu Flamini, der heute hinten rechts spielte. Der hiesige Soccer Channel ist auf die Premier League konzentriert, es sieht nicht so aus, als waere Bayerns Auftritt beim HSV irgendwo zu sehen. Egal, das war ein Auftakt nach Mass fuer das Auswaertsspiel bei den transatlantischen Verwandten. Und jetzt ist noch nicht einmal Mittag.
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