Donnerstag, Oktober 06, 2005
Lebensdauerkarte
Heute habe ich "Fever Pitch" gesehen, den neuen Film der Brüder Farrelly, für die ich viel übrig habe. Das Buch von Nick Hornby mag ich gern, obwohl mir dieser Autor sonst nichts bedeutet. Der Film spielt nun aber in den USA, deswegen ist nicht mehr Fußball die Leidenschaft, um die es geht, und Arsenal das Team, auf das der Held fixiert ist - vielmehr geht es um Baseball und die Boston Red Sox, das ewige Loser-Team, das kurz vor der Präsidentenwahl zwischen Bush und Kerry sensationell die World Series gewann. Es gibt im Film eine Szene, die mich sehr amüsiert hat. Der junge Mann, in den sich das von Drew Barrymore gespielte Mädchen verliebt, hat von seinem Onkel zwei Dauerkarten geerbt - so ist das im Baseball, man denkt in Äonen. Vor der Saison gibt es die große Auktion: Wer darf mit zu welchem Spiel, wer bietet am meisten für die Spiele gegen die Yankees (Baseballs Bayern München), wer sitzt wann neben dem glücklichen Lebensdauerkartenbesitzer? (Sie kommen übrigens als Abreißblock, ungefähr wie die Dauerkarten der BVG.) Auf dem Höhepunkt des Films, als es um die Entscheidung zwischen Team oder Mädchen geht, wechselt das Abonnement um ein Haar den Besitzer - für 125.000 Dollar! Unter der Hand. Aus Liebeskummer. Neulich habe ich versucht, online für Highbury eine Karte zu bestellen - ohne Silver oder Gold Club Membership sieht es schlecht aus, und diese Memberships werden nur frei, wenn jemand zurücktritt. Ist ein wenig wie in Bayreuth. Oder wie in Boston. Einen wichtigen Unterschied gibt es in "Fever Pitch" noch: Baseball wird vom Frühling in den Herbst gespielt, die Saison beginnt, wenn es schön wird, und endet dann, wenn man sich warm anziehen muß. Der Fan führt also ein Winterleben und ein Sommerleben. Mir ist die Berliner Dramaturgie lieber: die Fans ziehen sich warm an, durchschreiten gemeinsam den Winter, wenn der Frühling kommt, kommt auch die Entscheidung! Und die Sommerpause ist kurz. Gerade lang genug für die Zustellung der neuen Dauerkarte.
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