Sonntag, März 13, 2005

Helden des Remis

Seit gestern hat Hertha wieder mehr Unentschieden als Siege. Ein 3:3 auswärts gegen Bayer Leverkusen ist prinzipiell nicht blamabel, es sei denn, man möchte in dieser Saison noch etwas lukrieren. Falko Götz war nach dem Spiel fast überschwänglich - er stand ja auch an der Linie und sah ein Drama, während ich im Fernsehen sehr viel Unvermögen auf beiden Seite sah (vor allem aber bei Bayer) und eine nicht ganz plausible Austauschpolitik von unserem Coach. Daß wir Dick Van Burik nach fünfzehn Minuten durch eine rote Karte verloren, war konsequent: beide Gegentore waren ihm anzulasten, das erste war eine Koproduktion mit Simunic. Götz hat sich in der Frühjahrssaison mit Van Burik (und Kovac) arrangiert, er hat diese beiden Besetzungen nicht mehr hinterfragt, während ich diese beiden Position perspektivisch für die entscheidenden Aufgaben der nächsten Zeit halte: Van Burik ist für einen Central Defender insgesamt zu wenig verläßlich, und Kovac ist für einen "Skipper" nach vorne zu konfus (er begeht auch viele der prekären Fouls vor dem Sechzehner, darin steht ihm allerdings Thorben Marx nicht nach). Ein großes Team braucht gerade an diesen beiden Planstellen neues Personal. Vermutlich können wir jetzt zwei Spiele lang Madlung studieren, der im Zweikampf gegen Bernd Schneider gezeigt hat, daß er außen nichts zu suchen hat - Malik Fathi hätte sich so nicht versetzen lassen. Warum war aber Madlung dort, und nicht Fathi? Ich finde, Götz hätte schon bald nach dem Führungstreffer zum 3:2 in der 60. Minute einen Wechsel vornehmen sollen, hätte mit Madlung zentral eine konventionelle Viererkette wiederherstellen sollen (statt Kovac, ich weiß, das sieht riskant aus, aber Marx hat ihn bisher immer noch gut vertreten, indem er nach innen rückte) - und Reina hätte früher kommen müssen, statt Neuendorf. Dann hätten wir gestern einen wichtigen Sieg gelandet, ruhend auf dem Wahnsinn von Marcelinho, und auch ein wenig auf einem Trainer, der im richtigen Moment den Hasard wagt. Falko Götz aber war mehrmals kalmierend tätig. Der schlechte TV-Regisseur dieses Spiels, der bei sinnlosen Nahaufnahmen häufig die Vorgänge auf dem Platz übersah, dachte offensichtlich ebenfalls so, und rückte ihn immer wieder ins Bild: Gemach, Jungs, gemach - ihr habt heute die Chance auf ein heroisches Unentschieden. Das scheint die Signatur dieser Saison zu werden - nach dem "tragischen" Remis gegen Kaiserslautern, und den in letzter Sekunde vermiedenen Niederlagen gegen Bremen oder Rostock.

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