Mit einem 2:1 gegen FSV Frankfurt hat Hertha dieses Jahr beendet. Das Spiel führte tief in die Geheimnisse des Fußballs, am Ende zählt aber auch hier nur die Statistik: 42 Punkte aus 19 Spielen, das ist mehr als in der Zweitligasaison vor zwei Jahren. Das ist beeindruckend, und das Spiel gegen Frankfurt machte beinahe den Eindruck, als wäre es selbst beeindruckt von dieser Hertha. Denn am Ende ergab es sich einfach, sodass ein Rückstand noch gedreht werden konnte. Der Kicker schrieb danach von einer Willensleistung, die notwendig war, um das Match zu drehen. Es war aber auch eine Mischung aus Zufall, Intuition, unklarer Regelauslegung, und dem Beitrag eines Mannes, der zu Recht zum Herthaner der Hinrunde gekürt wurde: Fabian Lustenberger war bei der Entstehung des Siegtreffers auf entscheidende Weise "instrumental", wie man da in England so schönt sagt. Der Schweizer macht jetzt auch noch den Hubnik (minus dessen Aussetzern) und schaltet sich vorne ein, wenn es Spitz auf Knopf steht. Es sagt viel über den Coach, von dem Hertha derzeit geleitet wird, dass er sich ohne Ansehen von Stand und Rang auf diese Innenverteidigung festgelegt hat: Lustenberger und Brooks wurden kaum rotiert (während Holland nach der Vertragsunterzeichung bis 2016 gleich einmal geschont wurde).
Wie schon im Hinspiel, als Brooks einem Gegentreffer den Weg bereitete, trug er auch dieses Mal mit einem Foul an der Strafraumgrenze dazu bei, dass der FSV an seinem Nimbus als Hertha-Nemesis arbeiten konnte: Der Freistoß wurde im Nachschuss zum 1:0 verwertet. Danach wechselte der Coach mehrfach offensiv ein, mit Mukhtar und Kachunga kamen junge Leute, aber es war der bis dahin eher schwache Ronny, der bei einem Freistoß für Hertha nicht auf seinen starken linken Fuß setzte, sondern ohne auf Ballfreigabe, Mauer etc. zu warten kurz auf Ndjeng spielte, der in den Sechzehner lief und kühl verwertete. Das war regulär, aber es bleibt immer ein wenig Ratlosigkeit, denn ganz offensichtlich war auch der Referee auf einen ruhenden Ball eingestellt, gesperrt war er aber nicht, und so zählte der Treffer. Ronny kam dann wenig später doch noch zum Schuss, dieses Mal aus dem Spiel heraus, und so ist zu diesem Weihnachtsfest für Hertha wirklich fast alles Eierlikör, vor allem der Vorsprung auf den FCK.
Unübersehbar war gegen FSV Frankfurt (das Spiel gegen Paderborn habe ich leider nicht gesehen), dass die Hertha-Offensive durchaus Probleme hat im Moment. Allagui fremdelt, Sahar auch, Ronny lässt sich zu leicht den Ball wegnehmen, Ramos suchte ihn auf dem ganzen Feld, so war es Kluge, der die Arbeit der Spielorganisation übernahm. Hertha gewann schließlich (und nicht zum ersten Mal) eher glücklich, und doch folgerichtig, wenn man sich die Zahlen ansieht: späte Tore gab es mehrfach, es existiert etwas in diesem Team, das in den letzten drei Monaten entstanden ist, eine Art unverdrossener Optimismus, das Glück auf seine Seite zwingen zu können (bestärkt von dem Wissen, dass es nicht ganz so schlimm ist, wenn das nicht gelingt, wie gegen Köln).
Die Ostkurve bemühte sich nach Kräften, den Protest gegen die DFL nicht in Weihnachtsstimmung aufzulösen, doch da zeigte sich, dass es gar nicht leicht ist, bei einem Spiel nicht mitzugehen. Hertha war nicht mitreißend, hat aber im Moment etwas von einem zielstrebigen Wanderer, dem man sich gern anschließen möchte, weil er das Gefühl vermittelt, er hätte die beste Schrittfrequenz, um den Gipfel zu erreichen.
Sonntag, Dezember 16, 2012
Donnerstag, Dezember 06, 2012
Sein linker Fuß
Es zählt zu den besten Momenten für Fußballbeobachter, wenn er ein Tor noch in der Entstehung schon begreift. So war es am Montagabend, als Ronny das Auswärtsspiel in Cottbus entschied. Diese Ballannahme am Sechzehnereck, in der eine mögliche Drehung schon enthalten war, das ließ sich vor dem Fernseher (als Möglichkeit) ausnehmen, inklusive der kurzen Ecke, die sich gleich danach anbieten würde. Die Freiheit der Schussbahn konnte sich nur in den Hundertstelsekunden ergeben, die zusammen genommen eine Aktion von vielleicht zwei Sekunden Dauer ausmachen, die aber doch im Kopf des Zuschauers (in den des Spielers kann ich ja nicht hineinschauen, aber da muss es ganz ähnlich sein) eine äußerst komplexe und doch ungeheuer einfache Sach ergeben: Ballannahme, Drehung, Tor. Die Qualität der Ballannahme (der Ball kam steil von oben) war in diesem Fall der entscheidende Faktor, alles andere war Trademark Ronny.
Hertha hat damit ein Spiel gewonnen, das gut auch remis hätte enden können. Ronny hat nämlich die Probleme hintangestellt, die durchaus vorhanden sind. Ramos fehlte, Ben-Hatira fehlt schon länger, Pekariks Fehlen lässt Djeng vorne fehlen. Allagui ist kein Winger. Sandro Wagner ist kein guter "target man". Das sah man besonders deutlich bei einer exzellenten Konterchance für Hertha kurz vor dem Gegentor, als Wagner es schaffte, den "linking pass" hinter die nachrückenden Kollegen ins Seitenaus in der Bastians-Gegend zu spielen. JLu stellt im Moment so auf, dass er zugleich Kaderpolitik und Talentabwägung betreibt. Er hält die Gruppe zusammen, auch um den Preis, dass es der Mannschaft ein bisschen an offensiver Schärfe fehlt.
Bei aller Freude über Ronny sollte man ja nicht übersehen, dass er durchaus zerstreut sein kann; er verliert auch eine Menge Bälle, und ein wenig musste man in Cottbus sogar Sorge haben, dass er sich eine zweite gelbe Karte einhandeln könnte. Doch er hat eine ganze Reihe entscheidender Momente gehabt in dieser Zweitligahinrunde. Zweifellos ist er der Herthaner der Stunde. Das lässt es abgebracht erscheinen, noch einmal an das Spiel zu erinnern, mit dem das Kalenderjahr für uns begonnen hat: Vor dem Auswärtsspiel in Nürnberg ließ der neue Coach Skibbe verkünden, dass er auf Ronny als Spielmacher setzen wolle; nach 45 (zugegeben schwachen) Minunten nahm er ihn aus der Mannschaft, und damit war die erste taktische Idee von Skibbe perdu. (Was den Abstieg anlangt, glaube ich immer noch, dass das sehr unglückliche Ausscheiden gegen Gladbach im Pokal das entscheidende Spiel war: Aber damit kommen wir nur in das Dickicht der Konjunktive, und mittelfristig wären wir mit Skibbe sicher nicht glücklich geworden.)
Jos Luhukay hat hingegen eine Personalpolitik, die anscheinend sehr langmütig ist, und es zahlt sich auch aus. Ramos fand wieder in die Spur, Ronny erfand sich nahezu neu, Lustenberger wird der neue Arne (nur weniger verkrampft), Holland hat Angebote, Brooks wird der neue Simunic. In Paderborn sollte die lange Serie der ungeschlagenen Spiele halten, dann könnte Hertha sich über den Winter in aller Ruhe personell neu aufstellen - mit den aus Verletzungspausen zurückkommenden Spielern wird der Wettbewerb nämlich noch einmal deutlich härter werden (Exempel: Hubnik). Luhukay macht da viel richtig, vor allem scheint er es auch gut zu kommunizieren (nach innen). Sieht viel danach aus, dass Entscheidungsträger ohne Profilierungsneurosen eben doch die bessere Arbeit leisten.
Hertha hat damit ein Spiel gewonnen, das gut auch remis hätte enden können. Ronny hat nämlich die Probleme hintangestellt, die durchaus vorhanden sind. Ramos fehlte, Ben-Hatira fehlt schon länger, Pekariks Fehlen lässt Djeng vorne fehlen. Allagui ist kein Winger. Sandro Wagner ist kein guter "target man". Das sah man besonders deutlich bei einer exzellenten Konterchance für Hertha kurz vor dem Gegentor, als Wagner es schaffte, den "linking pass" hinter die nachrückenden Kollegen ins Seitenaus in der Bastians-Gegend zu spielen. JLu stellt im Moment so auf, dass er zugleich Kaderpolitik und Talentabwägung betreibt. Er hält die Gruppe zusammen, auch um den Preis, dass es der Mannschaft ein bisschen an offensiver Schärfe fehlt.
Bei aller Freude über Ronny sollte man ja nicht übersehen, dass er durchaus zerstreut sein kann; er verliert auch eine Menge Bälle, und ein wenig musste man in Cottbus sogar Sorge haben, dass er sich eine zweite gelbe Karte einhandeln könnte. Doch er hat eine ganze Reihe entscheidender Momente gehabt in dieser Zweitligahinrunde. Zweifellos ist er der Herthaner der Stunde. Das lässt es abgebracht erscheinen, noch einmal an das Spiel zu erinnern, mit dem das Kalenderjahr für uns begonnen hat: Vor dem Auswärtsspiel in Nürnberg ließ der neue Coach Skibbe verkünden, dass er auf Ronny als Spielmacher setzen wolle; nach 45 (zugegeben schwachen) Minunten nahm er ihn aus der Mannschaft, und damit war die erste taktische Idee von Skibbe perdu. (Was den Abstieg anlangt, glaube ich immer noch, dass das sehr unglückliche Ausscheiden gegen Gladbach im Pokal das entscheidende Spiel war: Aber damit kommen wir nur in das Dickicht der Konjunktive, und mittelfristig wären wir mit Skibbe sicher nicht glücklich geworden.)
Jos Luhukay hat hingegen eine Personalpolitik, die anscheinend sehr langmütig ist, und es zahlt sich auch aus. Ramos fand wieder in die Spur, Ronny erfand sich nahezu neu, Lustenberger wird der neue Arne (nur weniger verkrampft), Holland hat Angebote, Brooks wird der neue Simunic. In Paderborn sollte die lange Serie der ungeschlagenen Spiele halten, dann könnte Hertha sich über den Winter in aller Ruhe personell neu aufstellen - mit den aus Verletzungspausen zurückkommenden Spielern wird der Wettbewerb nämlich noch einmal deutlich härter werden (Exempel: Hubnik). Luhukay macht da viel richtig, vor allem scheint er es auch gut zu kommunizieren (nach innen). Sieht viel danach aus, dass Entscheidungsträger ohne Profilierungsneurosen eben doch die bessere Arbeit leisten.
Samstag, Dezember 01, 2012
Reinkarnation
Beim Spiel von Hertha gegen den FC Köln am Donnerstag ist mir etwas klar geworden, was vermutlich andere auch schon bemerkt haben: In Berlin spielt wieder ein Marcelinho. Der prägende Spieler der nuller Jahre und der Ära Hoeneß hat in Ronny eine neue Inkarnation gefunden. Die Ähnlichkeiten sind auf jeden Fall verblüffend, und nicht alle sind nur positiv. Ronny neigt, wie sein Vorgänger, auch dazu, gelegentlich ein wenig zu viel selbst zu wollen. Dann bleibt er zu lange am Ball, und läuft sich fest. Bei seinem Tor gegen Köln hatte es aber wieder Sinn, dass er so lange am Ball blieb, er zog von rechts in Richtung Mitte, den Ball auf seinem linken Fuß, und brachte sich mit jedem weiteren Schritt in eine immer bessere Position für den Torabschluss, den er dann auch zustandebrachte. Schürrle von der anderen Seite hat dieses schwer zu verteidigende Manöver in der Bundesliga eine Weile gepachtet gehabt, aber Ronny ist dafür auch bestens geeignet. Was mich an ihm vor allem an Marcelinho erinnert, ist seine Ballführung. Er schleppt häufig den Ball so mit, als klebe er am Fuß, und spielt dann manchmal einen dieser öffnenden Vertikalpässe (gegen Köln waren das zwei, drei herrliche Beispiele).
Ronny scheint sich seiner neuen Position zunehmend bewusst zu werden, er tritt jedenfalls sehr selbstbewusst auf, geht lange Wege auf dem Platz, und hat sich somit auf jener Spielmacher-Angreifer-Schnittstelle etabliert, die Marcelinho auch für sich definiert hatte. Gegen Köln ging in der zweiten Halbzeit nicht mehr so viel, zum Glück folgt das nächste Spiel erst am Montag, denn in Sachen Offensivpressing war Hertha am Donnerstag eher ein Ausfall. Köln genügte eine solide Leistung, um das Spiel in Schach zu halten, das Tor durch McKenna war eher ein Zufallsprodukt, ermöglicht durch eine davor unterbeschäftigte und ein wenig passive Hertha-Defensive (die Flanke hätte so nicht kommen dürfen). Obwohl Sandro Wagner hinterher auf den "Zweipunkteschnitt" verwies, über dem Hertha liegt, machte das Spiel doch deutlich, dass diese Zweitligasaison schwieriger werden dürfte als die vor zwei Jahren, als Hertha schließlich ziemlich durchmarschierte. Gegen Cottbus gibt es die Möglichkeit, einen deutlichen Hinweis zu geben, wie es weitergehen soll.
Ronny scheint sich seiner neuen Position zunehmend bewusst zu werden, er tritt jedenfalls sehr selbstbewusst auf, geht lange Wege auf dem Platz, und hat sich somit auf jener Spielmacher-Angreifer-Schnittstelle etabliert, die Marcelinho auch für sich definiert hatte. Gegen Köln ging in der zweiten Halbzeit nicht mehr so viel, zum Glück folgt das nächste Spiel erst am Montag, denn in Sachen Offensivpressing war Hertha am Donnerstag eher ein Ausfall. Köln genügte eine solide Leistung, um das Spiel in Schach zu halten, das Tor durch McKenna war eher ein Zufallsprodukt, ermöglicht durch eine davor unterbeschäftigte und ein wenig passive Hertha-Defensive (die Flanke hätte so nicht kommen dürfen). Obwohl Sandro Wagner hinterher auf den "Zweipunkteschnitt" verwies, über dem Hertha liegt, machte das Spiel doch deutlich, dass diese Zweitligasaison schwieriger werden dürfte als die vor zwei Jahren, als Hertha schließlich ziemlich durchmarschierte. Gegen Cottbus gibt es die Möglichkeit, einen deutlichen Hinweis zu geben, wie es weitergehen soll.
Donnerstag, November 29, 2012
Luftnummern
Eine Niederlage von Energie Cottbus in Sandhausen verschafft Hertha heute die Gelegenheit, mit einem Heimsieg gegen den FC Köln die Verhältnisse an der Tabellenspitze ein wenig weiter zu verdeutlichen. Der Abstand zu Platz 4 betrüge dann sieben Punkte, die Auswärtsfahrt in die Lausitz stünde damit unter einem Vorzeichen von Gelassenheit. Doch noch ist es nicht soweit, erst muss gespielt werden. Die Begegnung hat für mich einen deutlichen Vanitas-Zusammenhang. Denn ziemlich genau drei Jahre ist es her, dass Hertha gegen Köln ein Heimspiel in der ersten Liga hatte (um genau zu sein, es war der 8. November). Es war ein echtes Sch***-Spiel, in dem Raffael zweimal an die Stange schoss, und in dem am Ende Novakovic ein Tor für Köln erzielte, die in dieser Saison in der Liga blieben (obwohl ich damals einem Fan der Geißböcke verheißen hatte, dass eine spielerisch so unproduktive Truppe keine Erstligaberechtigung hat. Inzwischen hat sich mein damaliger Wunsch erfüllt, auch wenn er längst nicht mehr so heftig ist wie damals im unmittelbaren Gefühl der Ohnmacht. Köln liegt deutlich hinter Hertha in Liga 2, und in Berlin sieht es zumindest sportlich gut aus, wie auch der ungefährdete, vom Spielverlauf begünstigte und zu keinen größeren Analysen inspirierende Auswärtssieg in Aue am Wochenende bestätigte.
Am Montag fand eine kurze Mitgliederversammlung ohne Kontroversen statt. In der momentanen guten Stimmung wollte niemand ausführlicher auf die finanzielle Situation eingehen, aus der allerdings deutlich hervorgeht, dass Hertha inzwischen in einem wirtschaftlichen Gesamtzustand ist, der auf Jahre hinaus das Schicksal einer Fahrstuhlmannschaft erwarten lässt. Mit 42 (nach anderer Rechnung: 67) Millionen Euro Schulden und dem entsprechend limitiert verstärkbaren Zweitligakader in die nächste Erstligasaison zu gehen (vom alternativen Szenario will ich nicht reden), verheißt schwierige Zeiten, und zwar auf längere Frist. Das trübt für meine Begriffe doch sehr eindeutig das schöne Bild des Moments. Michael Preetz hat mit Jos Luhukay eine überzeugende Personallösung für den sportlichen Bereich gefunden, was die Finanzen anlangt, vertrauen er und Präsident Gegenbauer in Ingo Schiller noch immer dem Mann, der schon die Schuldenära Hoeneß mitgetragen und mitgestaltet hatte.
Hertha braucht dringend einen vernünftigen Wirtschaftskurs, stattdessen lassen sich die Bosse mit Ion Tiriac fotografieren, als wäre es allen Ernstes eine Option, dass jemand Geld in Hertha investiert, das er vorher dem rumänischen Gemeinwesen entzogen hat. Solange das so ist, solange Hertha finanziell agiert wie Griechenland vor 2008, bleibe ich Fan unter Vorbehalt. Sportlich bin ich dabei, aber einer Entlastung des Managements würde ich nicht zustimmen. Deswegen bin ich auch gar nicht hingegangen.
Am Montag fand eine kurze Mitgliederversammlung ohne Kontroversen statt. In der momentanen guten Stimmung wollte niemand ausführlicher auf die finanzielle Situation eingehen, aus der allerdings deutlich hervorgeht, dass Hertha inzwischen in einem wirtschaftlichen Gesamtzustand ist, der auf Jahre hinaus das Schicksal einer Fahrstuhlmannschaft erwarten lässt. Mit 42 (nach anderer Rechnung: 67) Millionen Euro Schulden und dem entsprechend limitiert verstärkbaren Zweitligakader in die nächste Erstligasaison zu gehen (vom alternativen Szenario will ich nicht reden), verheißt schwierige Zeiten, und zwar auf längere Frist. Das trübt für meine Begriffe doch sehr eindeutig das schöne Bild des Moments. Michael Preetz hat mit Jos Luhukay eine überzeugende Personallösung für den sportlichen Bereich gefunden, was die Finanzen anlangt, vertrauen er und Präsident Gegenbauer in Ingo Schiller noch immer dem Mann, der schon die Schuldenära Hoeneß mitgetragen und mitgestaltet hatte.
Hertha braucht dringend einen vernünftigen Wirtschaftskurs, stattdessen lassen sich die Bosse mit Ion Tiriac fotografieren, als wäre es allen Ernstes eine Option, dass jemand Geld in Hertha investiert, das er vorher dem rumänischen Gemeinwesen entzogen hat. Solange das so ist, solange Hertha finanziell agiert wie Griechenland vor 2008, bleibe ich Fan unter Vorbehalt. Sportlich bin ich dabei, aber einer Entlastung des Managements würde ich nicht zustimmen. Deswegen bin ich auch gar nicht hingegangen.
Mittwoch, November 21, 2012
Stegreifkünstler
Es war vermutlich der unwahrscheinlichste des ganzen Spiels, denn Sahar befand sich in einem Pulk an der torentfernten Stelle, der Ball musste durch diesen Pulk hindurch, und überquerte die Linie gewissermaßen noch halb "undercover". Dann war er aber drin, und ein "hunderprozentiger" (Niemeyer) Arbeitssieg war auf dem Konto. Für die Tabelle bedeutet das, dass sich eine Dreiergruppe an der Spitze ein klein wenig abgesetzt hat, zu Cottbus und zu Rang Blech sind es nun vier Punkte.
Es war ein seltsamer Abend, weil ihm eine Zeitreise voranging. Der Tod von Alex Alves hat nicht nur vor Augen geführt, wie brutal dieses Leben immer wieder sein kann, er hat auch gezeigt, wie enorm die Veränderungen waren, die Hertha seither durchlebt hat. Als einen sicheren Erstligisten, ja als Team aus der erweiterten Spitzengruppe habe ich sie eigentlich nur gekannt, ein Fan mit mittellangem Gedächtnis, der die Zeit der zweiten Liga vor 1997 nicht wirklich mitbekommen hat. Und nun also schon das zweite Zweitligajahr binnen kurzer Zeit, immerhin neuerlich unter Bedingungen, die zumindest ein Chaos wie in Köln nicht zuließen. Die Mannschaft von Jos Luhukay scheint bestens auf den Zweitligabetrieb eingestellt zu sein. Bei Peer Kluge stelle ich immer wieder fest, dass da anscheinend ein echter Spitzenfußballer bei Hertha angeheuert hat - dass er das nur phasenweise zeigt, muss nicht überraschen bei einem Mann mit so durchwachsener Karriere, aber manchmal macht er Dinge, die mich leise aufjubeln lassen.
Daneben gefällt mir im Moment der "no nonsense"-Stil von Fabian Holland besonders gut. Er macht manchmal im Spielaufbau gewisse Kleinigkeiten, die viel über das Fußballspiel als solches verraten, das ja in einem hohem Maß aus Routinen besteht, in die man aber eben manchmal eine Idee einbauen sollte. Bei Holland kann man die Ausbildung noch sehr schön sehen, er bietet sich immer wieder für die Dreiecke an, in denen der Ball nach vorn gehen soll (während Ronny zum Beispiel andere, ungewöhnlichere Wege sucht, beim Dribbling wie beim Passen).
Im Spiel gegen St. Pauli gab es insgesamt eine gute Vertikalität bei exzellentem Flügelspiel, die manche fast schon brillante Kombinationen ergab. Dass der kopfballstarke Ramos häufig an deren Ende war, gibt dem ganzen Spiel eine Richtung, der nur noch Tschauner im Wege stand. Und auch er nur bis zur 85. Minute, denn dann kam diese Flanke von Pekarik, gegen deren Verarbeitung auch mit noch so viel Geistesgegenwart nichts zu machen war. Hertha spielt nicht in den ersten Häusern dieses Jahr, aber die Vorstellungen sind sehr ansprechend.
Sonntag, November 18, 2012
Emphase
Die Rivalität zwischen dem Arsenal FC und Tottenham Hotspur bringt regelmäßig großartige Spiele hervor. Mein Favorit bleibt wahrscheinlich noch lange ein 4:1 von Arsenal an der White Hart Lane vor zwei Jahren, in einer Begegnung im Carling Cup, die in die Verlängerung ging und vielleicht die beste Leistung von Samir Nasri im englischen Fußball mit sich brachte. Aber es war die Weise, wie Arsenal sich damals das Spiel zu eigen machte, die für mich unvergesslich ist.
Es ist wirklich erstaunlich, wie die von den Businessfaktoren her ja eigentlich deutlich zu favorisierende Mannschaft von Arsenal gegen Tottenham immer wieder den Kopf aus der Schlinge zieht - besonders wegweisend war das im Mai 2006, als Tottenham am letzten Tag den vierten Platz verspielte. Es war der Sommer, in dem Arsenal das neue Stadion bezog, und ich möchte mir gar nicht ausmalen müssen, wie die Geschichte verlaufen wäre, hätte Arsenal damals die CL-Qualifikation nicht geschafft (vielleicht allerdings hätten sie damals, auch das hätten die Parzen sich ausdenken können, ein paar Wochen später den FC Barcelona im CL-Finale besiegt ....).
Wie auch immer, ich habe eine Menge im Kopf, wenn es wieder zu einem Derby kommt wie gestern im Emirates. Zwei nicht gerade vor Kraft strotzende Mannschaften kamen da zusammen, es war dann aber eine klare Sache, und ein Moment erwies sich als der entscheidende: Nach einem übermotivierten und brutal aussehenden Tackle von Adebayor gegen Cazorla sah der Wanderarbeiter aus Togo die rote Karte ("straight red"), da war das Spiel noch keine zwanzig Minuten alt, und Tottenham führte 1:0 durch - Adebayor (ein Abstaubertor).
Mit zehn Mann hätte Tottenham nun eigentlich Arsenal die ultimative Blamage bereiten können: Sie hätten nur "den Bus parken" müssen, wie das Sunderland oder Norwich manchmal so perfekt können, und Arsenal hätte einmal mehr seine Impotenz gegen kompakte Teams zeigen können. Doch erstens ist das Mittelfeld von Tottenham mit Sandro und Huddlestone eher durchschnittlich besetzt, zweitens hatte Naughton mit Walcott zu viele Probleme, und drittens tauchte Per Mertesacker, der die Arsenal-Viererkette immer wieder mit utopischen Abseitsfallen überfordert, einmal vorne auf und erzielte mit Tony-Adams-Luftstand den Ausgleich.
Danach lief es eine pausenübergreifende halbe Stunde sehr gut für Arsenal, bevor Bale beim Stand von (aus seiner Sicht) 1:4 mit einem Treffer die blanken Nerven im Emirates wieder spürbar machte. Es gab dann aber doch noch einen fünften Treffer durch Walcott, und so wurde es kein Zittersieg, sondern ein Ergebnis, das man in England als "emphatic" bezeichnet. Es ist noch nicht einmal ein halbes Jahr her, da gab es das gleich Ergebnis, und damals erwies sich das Spiel als wegweisend: Arsenal schaffte einmal mehr die CL-Platzierung, Tottenham fiel aus der Spitzengruppe (in dieser kuriosen vergangenen Saison, als kein einziges Team wirklich kontinuierlich gut war).
Für Arsenal gibt es vor allem eine Lektion aus dem Derby-Sieg: Die Vertragsverhandlungen mit Theo Walcott müssen zu einem positiven Ende gebracht werden. Der Winger, der gern der nächste Thierry Henry werden würde (dafür müsste er zentral spielen, wie er meint), ist nicht nur einer der größten Stars der Mannschaft, er ist auch eine Integrationsfigur, und er ist torgefährlich (als Scorer und als Assistent). Er ist längst ein Führungsspieler, und sollte auch wie ein solcher bezahlt werden. Walcott kommt jetzt in das Alter (und zeigt zunehmend jene Erfahrung und Spielintelligenz), in dem er zu einem echten Topspieler werden könnte. Ihn jetzt ziehen zu lassen, wäre in jeder Hinsicht das falsche Zeichen.
Ein weiteres positives Indiz aus den letzten Spielen ist das Selbstbewusstsein von Giroud. Er lässt das Offensivspiel zunehmend besser zusammenwachsen, er trifft inzwischen regelmäßig, vor allem aber kann er den Ball behaupten, Freistöße ziehen, sogar Pässe spielen. Ihm sehe ich im Moment fast am liebsten zu, ein Schicksal wie das von Chamakh sollte ihm erspart bleiben, schließlich hat Giroud keinen Van Persie, gegen den er sich behaupten müsste - er muss nur einfach den Niederländer vergessen machen. Derzeit sieht es so aus, als würde er sich das zutrauen.
Es ist wirklich erstaunlich, wie die von den Businessfaktoren her ja eigentlich deutlich zu favorisierende Mannschaft von Arsenal gegen Tottenham immer wieder den Kopf aus der Schlinge zieht - besonders wegweisend war das im Mai 2006, als Tottenham am letzten Tag den vierten Platz verspielte. Es war der Sommer, in dem Arsenal das neue Stadion bezog, und ich möchte mir gar nicht ausmalen müssen, wie die Geschichte verlaufen wäre, hätte Arsenal damals die CL-Qualifikation nicht geschafft (vielleicht allerdings hätten sie damals, auch das hätten die Parzen sich ausdenken können, ein paar Wochen später den FC Barcelona im CL-Finale besiegt ....).
Wie auch immer, ich habe eine Menge im Kopf, wenn es wieder zu einem Derby kommt wie gestern im Emirates. Zwei nicht gerade vor Kraft strotzende Mannschaften kamen da zusammen, es war dann aber eine klare Sache, und ein Moment erwies sich als der entscheidende: Nach einem übermotivierten und brutal aussehenden Tackle von Adebayor gegen Cazorla sah der Wanderarbeiter aus Togo die rote Karte ("straight red"), da war das Spiel noch keine zwanzig Minuten alt, und Tottenham führte 1:0 durch - Adebayor (ein Abstaubertor).
Mit zehn Mann hätte Tottenham nun eigentlich Arsenal die ultimative Blamage bereiten können: Sie hätten nur "den Bus parken" müssen, wie das Sunderland oder Norwich manchmal so perfekt können, und Arsenal hätte einmal mehr seine Impotenz gegen kompakte Teams zeigen können. Doch erstens ist das Mittelfeld von Tottenham mit Sandro und Huddlestone eher durchschnittlich besetzt, zweitens hatte Naughton mit Walcott zu viele Probleme, und drittens tauchte Per Mertesacker, der die Arsenal-Viererkette immer wieder mit utopischen Abseitsfallen überfordert, einmal vorne auf und erzielte mit Tony-Adams-Luftstand den Ausgleich.
Danach lief es eine pausenübergreifende halbe Stunde sehr gut für Arsenal, bevor Bale beim Stand von (aus seiner Sicht) 1:4 mit einem Treffer die blanken Nerven im Emirates wieder spürbar machte. Es gab dann aber doch noch einen fünften Treffer durch Walcott, und so wurde es kein Zittersieg, sondern ein Ergebnis, das man in England als "emphatic" bezeichnet. Es ist noch nicht einmal ein halbes Jahr her, da gab es das gleich Ergebnis, und damals erwies sich das Spiel als wegweisend: Arsenal schaffte einmal mehr die CL-Platzierung, Tottenham fiel aus der Spitzengruppe (in dieser kuriosen vergangenen Saison, als kein einziges Team wirklich kontinuierlich gut war).
Für Arsenal gibt es vor allem eine Lektion aus dem Derby-Sieg: Die Vertragsverhandlungen mit Theo Walcott müssen zu einem positiven Ende gebracht werden. Der Winger, der gern der nächste Thierry Henry werden würde (dafür müsste er zentral spielen, wie er meint), ist nicht nur einer der größten Stars der Mannschaft, er ist auch eine Integrationsfigur, und er ist torgefährlich (als Scorer und als Assistent). Er ist längst ein Führungsspieler, und sollte auch wie ein solcher bezahlt werden. Walcott kommt jetzt in das Alter (und zeigt zunehmend jene Erfahrung und Spielintelligenz), in dem er zu einem echten Topspieler werden könnte. Ihn jetzt ziehen zu lassen, wäre in jeder Hinsicht das falsche Zeichen.
Ein weiteres positives Indiz aus den letzten Spielen ist das Selbstbewusstsein von Giroud. Er lässt das Offensivspiel zunehmend besser zusammenwachsen, er trifft inzwischen regelmäßig, vor allem aber kann er den Ball behaupten, Freistöße ziehen, sogar Pässe spielen. Ihm sehe ich im Moment fast am liebsten zu, ein Schicksal wie das von Chamakh sollte ihm erspart bleiben, schließlich hat Giroud keinen Van Persie, gegen den er sich behaupten müsste - er muss nur einfach den Niederländer vergessen machen. Derzeit sieht es so aus, als würde er sich das zutrauen.
Sonntag, November 11, 2012
Wühlkiste
Den Pflichtsieg beim Aufsteiger und Abstiegskandidaten SV Sandhausen hat Absteiger und Aufstiegskandidat Hertha BSC souverän erledigt, dank einiger ruhender Bälle und einiger später Gelegenheiten, die dann auch jene Kräfte nutzten, die von Manager Preetz in einem Anfall von Torschlußpanik verpflichtet worden waren: Es gibt ja eindeutig zu viele Offensivkräfte in diesem Kader, in Spielen wie dem am Freitag hat Coach Lukuhay dann auch Gelegenheit, ein wenig an der Stimmung zu arbeiten. Allagui bekam seine Gelegenheit, desgleichen Ben Sahar. Elias Kachunga handelte sich neulich in der 4. Liga eine gelb-rote Karte ein, beim Auswärtsspiel in Zwickau könnte er heute schon wieder dabei sein; eigentlich aber war er ja für die zweite Liga gedacht und wurde als neuer Bär gehandelt.
Hertha konnte mit der fast optimalen Aufstellung antreten. Das bedeutet, dass Hubnik derzeit weiterhin das Nachsehen gegenüber Brooks hat, und dass Ronny hinter Ramos keineswegs eine hängende Spitze gab, sondern einen überall präsenten Verteiler und Antreiber, unterstützt von Kluge, der nominell neben Niemeyer spielte, aber auch einige Wege macht, und gern vor dem Tor auftaucht (etwa bei der zweiten Chance von Ramos, dessen Schuss knapp am linken langen Pfosten vorbeiging, wo Kluge auch schon wieder war).
Dass so manche mutmaßliche Spitzenmannschaft den gemeinen Eckball nicht besonders wichtig nimmt, verwundert mich schon lange (bei Barcelona sehe ich das noch ein, die haben aber auch wirklich ein anderes erfolgreiches System). Unter Luhukay aber wird ein Fußball gespielt, der vom Möglichen ausgeht, und deswegen nützt Hertha Ecken und Freistöße relativ gut. Ronnys Schusstechnik ist dabei sicher hilfreich. Sandhausen war nicht nur kein zweites Ingolstadt, die Mannschaft aus dem Südwesten hatte auch noch Pech (beim zweiten Tor sah der Keeper nicht gut aus), und selbst das überraschende 1:3 eine Viertelstunde vor Schluss (in Unterzahl, Bastians ein wenig schlafmützig) konnte nichts mehr bewirken. Im Gegenteil kamen nun die Reservisten von Hertha und belohnten sich fürs Bankdrücken (Tore gab es wie in der Wühlkiste).
In den ersten 13 Runden hat die Mannschaft die Grundlagen gelegt für ein attraktives "run-in", in dem sie noch einmal ordentlich gefordert werden wird. Denn die nächsten vier Gegner haben es in sich: St. Pauli, Aue, Köln und Cottbus. Gesetzt den Fall, Hertha wäre am Ende der Rückrunde noch nicht für den Wiederaufstieg qualifiziert, aber noch im Rennen: das Berlin-Brandenburg-Derby mit Cottbus würde so heiß werden wie nie zuvor. Und ich erinnere mich an manche Blamage gegen die Lausitzer im Olympiastadion. Aber ich eile in Gedanken voraus, das hat auch damit zu tun, dass ein Spiel wie das gegen Sandhausen wenig Denkanstöße gibt. Drei Punkte sind alles, was daraus hervorgehen kann.
Hertha konnte mit der fast optimalen Aufstellung antreten. Das bedeutet, dass Hubnik derzeit weiterhin das Nachsehen gegenüber Brooks hat, und dass Ronny hinter Ramos keineswegs eine hängende Spitze gab, sondern einen überall präsenten Verteiler und Antreiber, unterstützt von Kluge, der nominell neben Niemeyer spielte, aber auch einige Wege macht, und gern vor dem Tor auftaucht (etwa bei der zweiten Chance von Ramos, dessen Schuss knapp am linken langen Pfosten vorbeiging, wo Kluge auch schon wieder war).
Dass so manche mutmaßliche Spitzenmannschaft den gemeinen Eckball nicht besonders wichtig nimmt, verwundert mich schon lange (bei Barcelona sehe ich das noch ein, die haben aber auch wirklich ein anderes erfolgreiches System). Unter Luhukay aber wird ein Fußball gespielt, der vom Möglichen ausgeht, und deswegen nützt Hertha Ecken und Freistöße relativ gut. Ronnys Schusstechnik ist dabei sicher hilfreich. Sandhausen war nicht nur kein zweites Ingolstadt, die Mannschaft aus dem Südwesten hatte auch noch Pech (beim zweiten Tor sah der Keeper nicht gut aus), und selbst das überraschende 1:3 eine Viertelstunde vor Schluss (in Unterzahl, Bastians ein wenig schlafmützig) konnte nichts mehr bewirken. Im Gegenteil kamen nun die Reservisten von Hertha und belohnten sich fürs Bankdrücken (Tore gab es wie in der Wühlkiste).
In den ersten 13 Runden hat die Mannschaft die Grundlagen gelegt für ein attraktives "run-in", in dem sie noch einmal ordentlich gefordert werden wird. Denn die nächsten vier Gegner haben es in sich: St. Pauli, Aue, Köln und Cottbus. Gesetzt den Fall, Hertha wäre am Ende der Rückrunde noch nicht für den Wiederaufstieg qualifiziert, aber noch im Rennen: das Berlin-Brandenburg-Derby mit Cottbus würde so heiß werden wie nie zuvor. Und ich erinnere mich an manche Blamage gegen die Lausitzer im Olympiastadion. Aber ich eile in Gedanken voraus, das hat auch damit zu tun, dass ein Spiel wie das gegen Sandhausen wenig Denkanstöße gibt. Drei Punkte sind alles, was daraus hervorgehen kann.
Donnerstag, November 08, 2012
Arsenal auf Schalke
Der Arsenal FC gibt in diesen Wochen ein Bild des Jammers ab. Am Dienstag beim Auswärtsspiel bei Schalke gab es sogar eine glückliche 2:0-Führung bis kurz vor der Pause, es reichte dann aber doch nur zu einem 2:2. In der zweiten Halbzeit und in der ersten Viertelstunde war die mutmaßliche Spitzenmannschaft aus London derart eklatant unterlegen, dass man sich eigentlich wundern müsste. Wer aber den schleichenden Niedergang über die letzten paar Jahre schon länger beobachtet, muss sich im Rückblick eher über die paar starken Spielen im September wundern, die in dieser Saison kurz hoffen ließen, Arsenal hätte endlich wieder einmal Fortschritte gemacht, und zwar sowohl taktisch wie mental.
Doch der Oktober war brutal, und jetzt hat Arsène Wenger wieder einmal vor allem damit zu tun, die Situation schönzureden. Wo liegen die Probleme? Erstens hat Arsenal schon wieder ein Lazarett. Zwei Spieler, die stark in die Saison gingen, von denen man aber weiß, dass sie nie eine durchspielen werden, fehlen seit Wochen: Abou Diaby und Kieran Gibbs. Dazu kommt die Absenz von Torhüter Sczeszny, auch wenn Vito Mannone seine Sache insgesamt ganz gut macht.
Zweitens, und viel wichtiger, hat Arsenal eine anachronistische taktische Konzeption. Gegen Manchester United am vergangenen Wochenende, aber auch gegen Schalke, war deutlich zu sehen, dass das stumpfe Flügelspiel dazu führt, dass sich das kreative Mittelfeld aufreibt. Der zuletzt auffällig unauffällige Arteta und der aus Platzmangel weit zurückfallende Cazorla finden kaum einmal dynamische Ansätze, und Wilshere fehlt nach der langen Pause noch der Rhythmus (was zu der gelb-roten Karte in Gelsenkirchen führte). Podolski hat in London gut begonnen, am Dienstag hatte er eine gute Szene, die zum 2:0 durch Giroud führte. Doch insgesamt ist der neue Publikumsliebling schwach.
(Kai Dittmann von Sky, ein Kommentator, dessen Emphase ich meistens gut aushalte, gab übrigens einen schönen Beleg für die patriotische Blindheit beim deutschen Bezahl- und Ex-Premium-Sender: er sah in Podolski "einen der besten bei Arsenal", dabei ging das Spiel völlig an diesem vorbei, maßgeblich beim 2:2 durch Farfan, als Podolski neugierig mit nach hinten lief, um einen Schalke-Spielzug zu beobachten, gegen den zu intervenieren nicht zuletzt seine Aufgabe gewesen wäre - hätte er mitgedacht, hätte er begreifen können, dass er allein eine Chance hatte, Farfan zu decken.) Podolski läuft häufig planlos, verteidigt energisch, aber ohne Intelligenz, und wirkt momentan desintegriert.
Bei der derzeitigen Planlosigkeit von Arsenal bekommen sogar die Abräumerqualitäten von Mertesacker etwas Positives. Er bringt wenigstens Grundtugenden, auch wenn sein Aufbauspiel geradezu schmerzhaft ideenlos ist, was nur zum Teil daran liegt, dass bei Arsenal sich zu wenige Spieler kreativ freilaufen. Bei Schalke fiel eigentlich am meisten auf, wie intelligent das Team von Stevens den Begriff Raumdeckung interpretiert - das war ein Spiel gegen Ball, Gegner und Raum gleichzeitig, ein gewissermaßen planquadratisches und flächendeckendes Anlaufen von potentiellen Spielräumen, mit dem zugleich der ballführende Gegenspieler unter Druck gesetzt wurde.
Holtby und Neustädter können dann bei Balleroberung schöne Pässe spielen, weil Huntelaar, Farfan und Afellay (und sogar Jones) unentwegt in Lücken laufen. Durch diese Bewegung wird es für Viererketten, zumal uneingespielte wie die mit Sagna, Mertesacker, Koscielny und dem Aushilfsaußendecker Vermaelen, enorm schwierig. Der erste Gegentreffer wurde möglich, weil Mertesacker auf Abseits spielte (statt lieber die konservativere Variante zu wählen, Huntelaar zu "decken"), Vermaelen aber nicht mitmachte. Soviel zum neuen "Bollwerk" unter Co-Trainer Steve Bould.
Arsenal wird schlecht gecoacht, schlecht aufgestellt (Ramsey schon mehrfach auf "Rechtsaußen", im Grunde der Kroos-Fehler von Löw revisited), schlecht eingestellt. Da sich aber im Fußball alles schnell ändern kann, das Personal prinzipiell begabt ist, und selbst Arsène Wenger (in den Grenzen seines zunehmend verbissenen Weltbilds) lernfähig ist, kann sich das alles bald wieder ändern.
Heute Abend spielt der SK Rapid gegen Leverkusen, das ist willkommene Ablenkung.
Doch der Oktober war brutal, und jetzt hat Arsène Wenger wieder einmal vor allem damit zu tun, die Situation schönzureden. Wo liegen die Probleme? Erstens hat Arsenal schon wieder ein Lazarett. Zwei Spieler, die stark in die Saison gingen, von denen man aber weiß, dass sie nie eine durchspielen werden, fehlen seit Wochen: Abou Diaby und Kieran Gibbs. Dazu kommt die Absenz von Torhüter Sczeszny, auch wenn Vito Mannone seine Sache insgesamt ganz gut macht.
Zweitens, und viel wichtiger, hat Arsenal eine anachronistische taktische Konzeption. Gegen Manchester United am vergangenen Wochenende, aber auch gegen Schalke, war deutlich zu sehen, dass das stumpfe Flügelspiel dazu führt, dass sich das kreative Mittelfeld aufreibt. Der zuletzt auffällig unauffällige Arteta und der aus Platzmangel weit zurückfallende Cazorla finden kaum einmal dynamische Ansätze, und Wilshere fehlt nach der langen Pause noch der Rhythmus (was zu der gelb-roten Karte in Gelsenkirchen führte). Podolski hat in London gut begonnen, am Dienstag hatte er eine gute Szene, die zum 2:0 durch Giroud führte. Doch insgesamt ist der neue Publikumsliebling schwach.
(Kai Dittmann von Sky, ein Kommentator, dessen Emphase ich meistens gut aushalte, gab übrigens einen schönen Beleg für die patriotische Blindheit beim deutschen Bezahl- und Ex-Premium-Sender: er sah in Podolski "einen der besten bei Arsenal", dabei ging das Spiel völlig an diesem vorbei, maßgeblich beim 2:2 durch Farfan, als Podolski neugierig mit nach hinten lief, um einen Schalke-Spielzug zu beobachten, gegen den zu intervenieren nicht zuletzt seine Aufgabe gewesen wäre - hätte er mitgedacht, hätte er begreifen können, dass er allein eine Chance hatte, Farfan zu decken.) Podolski läuft häufig planlos, verteidigt energisch, aber ohne Intelligenz, und wirkt momentan desintegriert.
Bei der derzeitigen Planlosigkeit von Arsenal bekommen sogar die Abräumerqualitäten von Mertesacker etwas Positives. Er bringt wenigstens Grundtugenden, auch wenn sein Aufbauspiel geradezu schmerzhaft ideenlos ist, was nur zum Teil daran liegt, dass bei Arsenal sich zu wenige Spieler kreativ freilaufen. Bei Schalke fiel eigentlich am meisten auf, wie intelligent das Team von Stevens den Begriff Raumdeckung interpretiert - das war ein Spiel gegen Ball, Gegner und Raum gleichzeitig, ein gewissermaßen planquadratisches und flächendeckendes Anlaufen von potentiellen Spielräumen, mit dem zugleich der ballführende Gegenspieler unter Druck gesetzt wurde.
Holtby und Neustädter können dann bei Balleroberung schöne Pässe spielen, weil Huntelaar, Farfan und Afellay (und sogar Jones) unentwegt in Lücken laufen. Durch diese Bewegung wird es für Viererketten, zumal uneingespielte wie die mit Sagna, Mertesacker, Koscielny und dem Aushilfsaußendecker Vermaelen, enorm schwierig. Der erste Gegentreffer wurde möglich, weil Mertesacker auf Abseits spielte (statt lieber die konservativere Variante zu wählen, Huntelaar zu "decken"), Vermaelen aber nicht mitmachte. Soviel zum neuen "Bollwerk" unter Co-Trainer Steve Bould.
Arsenal wird schlecht gecoacht, schlecht aufgestellt (Ramsey schon mehrfach auf "Rechtsaußen", im Grunde der Kroos-Fehler von Löw revisited), schlecht eingestellt. Da sich aber im Fußball alles schnell ändern kann, das Personal prinzipiell begabt ist, und selbst Arsène Wenger (in den Grenzen seines zunehmend verbissenen Weltbilds) lernfähig ist, kann sich das alles bald wieder ändern.
Heute Abend spielt der SK Rapid gegen Leverkusen, das ist willkommene Ablenkung.
Sonntag, November 04, 2012
Künstlerblech
Das Heimspiel von Hertha gegen Ingolstadt konnte ich nur unter ungünstigen Bedingungen in der Sportbar in Wien sehen, die ich traditionell um diese Zeit des Jahres mehrfach aufsuche, um mich auf dem Laufenden zu halten. Viel gibt es dazu nicht zu vermelden, das torlose Remis gibt dem FCK und Cottbus heute Gelegenheit, Hertha in der Tabelle auf den vierten Platz zu verweisen, der am Saisonende mehr als nur Blech bedeuten würde.
Dass es mit einem Torerfolg nicht geklappt hat, hatte verschiedene Gründe. Der Gegner war natürlich einer davon, aber Hertha ließ Ingolstadt auch mächtig ins Spiel kommen. Dass Niemeyer fehlte, erwies sich als überraschend starker Faktor. So musste man jedenfalls den Eindruck bekommen. Kluge und Ronny bildeten das zentrale Mittelfeld, so richtig zu merken war die Unwucht aber vor allem weiter vorn, wo Ramos und Wagner einander nicht verstanden. Interessanterweise erwies sich die offensivere Variante des aktuellen Hertha-Systems als die stumpfere. Nach ungefähr einer halben Stunde hatte Ingolstadt die Spielkontrolle zerstört, es begann ein wildes Durcheinander, in dem die Gastmannschaft leidenschaftlicher wirkte, ohne viel Produktives zustande zu bringen.
Es reichte aber immerhin, die zerfahrenen Hertha-Bemühungen immer wieder frühzeitig zu beenden. Es war ein Match, das vor allem aus "interceptions" bestand. Ronny war sich seiner Verantwortung bewusst, übertrieb es aber mit frühzeitigen Abschlüssen, wie man generell sagen muss, dass Hertha an diesem Abend nicht die Geduld hatte, das Favoritenspiel konsequent zu Ende zu spielen. Sie suchte Abkürzungen, und fand Ballverluste. Dass Coach Jos so lange mit einem Spielerwechsel wartete, hatte wohl auch mit mangelndem Vertrauen in Allagui zu tun, der sich mit seinen Abseitsstellungen dann auch tatsächlich nicht hervortat. Schlechter als Wagner (uninteressant) und Ramos (überambitioniert und hektisch) war er damit auch nicht.
Ben-Hatira und Niemeyer sollten die Mannschaft wieder besser machen, die deutlich produktiver ist, wenn Kluge nicht der "holding midfielder" ist. Bei Ronny müsste das nächste Unterrichtsfach "Rhythmus" heißen, er kann ja die tollen Beschleunigungen, er muss sie aber dosieren lernen, und er kann nicht dauernd draufhalten, das wird so nicht reichen. Insgesamt eine interessante Lehrstunde, dann das wird hoffentlich der Alltag für den Rest der Saison sein: dass Hertha seine Favoritenrolle gegen beträchtlichen und im Falle Ingolstadts auch nicht ungeschickten Widerstand durchsetzen muss.
Dass es mit einem Torerfolg nicht geklappt hat, hatte verschiedene Gründe. Der Gegner war natürlich einer davon, aber Hertha ließ Ingolstadt auch mächtig ins Spiel kommen. Dass Niemeyer fehlte, erwies sich als überraschend starker Faktor. So musste man jedenfalls den Eindruck bekommen. Kluge und Ronny bildeten das zentrale Mittelfeld, so richtig zu merken war die Unwucht aber vor allem weiter vorn, wo Ramos und Wagner einander nicht verstanden. Interessanterweise erwies sich die offensivere Variante des aktuellen Hertha-Systems als die stumpfere. Nach ungefähr einer halben Stunde hatte Ingolstadt die Spielkontrolle zerstört, es begann ein wildes Durcheinander, in dem die Gastmannschaft leidenschaftlicher wirkte, ohne viel Produktives zustande zu bringen.
Es reichte aber immerhin, die zerfahrenen Hertha-Bemühungen immer wieder frühzeitig zu beenden. Es war ein Match, das vor allem aus "interceptions" bestand. Ronny war sich seiner Verantwortung bewusst, übertrieb es aber mit frühzeitigen Abschlüssen, wie man generell sagen muss, dass Hertha an diesem Abend nicht die Geduld hatte, das Favoritenspiel konsequent zu Ende zu spielen. Sie suchte Abkürzungen, und fand Ballverluste. Dass Coach Jos so lange mit einem Spielerwechsel wartete, hatte wohl auch mit mangelndem Vertrauen in Allagui zu tun, der sich mit seinen Abseitsstellungen dann auch tatsächlich nicht hervortat. Schlechter als Wagner (uninteressant) und Ramos (überambitioniert und hektisch) war er damit auch nicht.
Ben-Hatira und Niemeyer sollten die Mannschaft wieder besser machen, die deutlich produktiver ist, wenn Kluge nicht der "holding midfielder" ist. Bei Ronny müsste das nächste Unterrichtsfach "Rhythmus" heißen, er kann ja die tollen Beschleunigungen, er muss sie aber dosieren lernen, und er kann nicht dauernd draufhalten, das wird so nicht reichen. Insgesamt eine interessante Lehrstunde, dann das wird hoffentlich der Alltag für den Rest der Saison sein: dass Hertha seine Favoritenrolle gegen beträchtlichen und im Falle Ingolstadts auch nicht ungeschickten Widerstand durchsetzen muss.
Montag, Oktober 29, 2012
Laufkundschaft
Im sozialen Netzwerk schrieb am Wochenende ein Herthaner, er müsse "in der Dusche frühstücken" angesichts der Anstoßzeiten in der zweiten Liga. Mir ging es ähnlich, ich war auf halb Zwei eingestellt, und kam gerade rechtzeitig zur Übertragung, als Eintracht Braunschweig im Spitzenspiel gegen Hertha in Führung ging. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, die paar Kilometer rüber zu fahren nach Westen, aber angesichts der vielen Arbeit in den letzten Wochen und angesichts der Ungewissheit, ob ich eine Karte würde organisieren können, ließ ich das dann doch kurzfristig bleiben. Das Ergebnis des Spiels kann man nun allerdings ohnehin auch so lesen, dass ein Duell Eintracht Braunschweig - Hertha BSC im kommenden Jahr in Liga eins nicht vollkommen undenkbar ist.
Es war ein interessantes Spiel, und eigentlich können wir stolz sein auf Hertha. Denn Jos Luhukay hat offensichtlich wirklich schon einiges am Charakter der Mannschaft getan. Die zweite Halbzeit war ein Beispiel dafür, wie eine Spitzenmannschaft (in der zweiten Liga) mit ihrer Verantwortung umgeht. Das war echter Dominanzfußball, und es zählte dabei auch eine Tugend, die im Fußball umso schwerer aufzubringen ist, als gerade Teams wie Braunschweig systematisch daran arbeiten, den Gegner zu frustieren: Geduld. Ronny versteckte sich dieses Mal nicht, wie er es sonst gelegentlich zwischendurch tut. Er war der Motor der ganzen Angelegenheit, er schlug dann auch die Flanke auf Ramos.
Personell tritt Hertha nun schon eine Weile mit einem durchaus plausiblen System an, in dem im Grunde nur eine wesentliche Variante eingebaut ist: sie betrifft den zweiten Stürmer, der bei stärkeren Gegnern durch einen offensiven Mittelfeldspieler ersetzt wird (Ronny als "Zehner"), während sonst Kluge weit vorn anläuft und auch verwertet, und Ramos einen direkten Kollegen bekommt (Wagner derzeit vor Sahar und Allagui). Schulz ist ein vielversprechender Winger, zumal er ja eigentlich vorerst Understudy von Ben-Hatira ist. Niemeyer hat sich konsolidiert, die Viererkette agiert hinter einer kompakt abschirmenden Mannschaft. Kraft hat häufig nicht viel zu tun.
Hertha ist keine "Laufkundschaft", hieß es nach dem Spiel in Braunschweig. Das stimmt, der Aufstieg ist gewissermaßen Pflicht, die Favoritenstellung hat die Mannschaft angenommen. Die Spielanlage entspricht den Verhältnissen in der zweiten Liga, sie ist auf alle Umstände adaptierbar. Jos Luhukay, so scheint es, hat Hertha aus der Identitätskrise herausgeführt, indem er sie an den modernen Fußball herangeführt hat. Braunschweig spielt, mit weniger renommiertem Personal, auch einen modernen Fußball, die zweite Liga hat mehr Niveau, als ich mir anfangs dachte. Am Ende aber spielte Hertha wie die Spitzenmannschaft, und Braunschweig verteidigte wie ein "upsetter". Damit waren die Hierarchien hergestellt, auch wenn die Tabelle sich derzeit anders liest. Nun geht es gegen Ingolstadt und Sandhausen, bevor der November mit Heimspielen gegen St. Pauli und Köln zwei kleine Klassikaner bringt.
Es war ein interessantes Spiel, und eigentlich können wir stolz sein auf Hertha. Denn Jos Luhukay hat offensichtlich wirklich schon einiges am Charakter der Mannschaft getan. Die zweite Halbzeit war ein Beispiel dafür, wie eine Spitzenmannschaft (in der zweiten Liga) mit ihrer Verantwortung umgeht. Das war echter Dominanzfußball, und es zählte dabei auch eine Tugend, die im Fußball umso schwerer aufzubringen ist, als gerade Teams wie Braunschweig systematisch daran arbeiten, den Gegner zu frustieren: Geduld. Ronny versteckte sich dieses Mal nicht, wie er es sonst gelegentlich zwischendurch tut. Er war der Motor der ganzen Angelegenheit, er schlug dann auch die Flanke auf Ramos.
Personell tritt Hertha nun schon eine Weile mit einem durchaus plausiblen System an, in dem im Grunde nur eine wesentliche Variante eingebaut ist: sie betrifft den zweiten Stürmer, der bei stärkeren Gegnern durch einen offensiven Mittelfeldspieler ersetzt wird (Ronny als "Zehner"), während sonst Kluge weit vorn anläuft und auch verwertet, und Ramos einen direkten Kollegen bekommt (Wagner derzeit vor Sahar und Allagui). Schulz ist ein vielversprechender Winger, zumal er ja eigentlich vorerst Understudy von Ben-Hatira ist. Niemeyer hat sich konsolidiert, die Viererkette agiert hinter einer kompakt abschirmenden Mannschaft. Kraft hat häufig nicht viel zu tun.
Hertha ist keine "Laufkundschaft", hieß es nach dem Spiel in Braunschweig. Das stimmt, der Aufstieg ist gewissermaßen Pflicht, die Favoritenstellung hat die Mannschaft angenommen. Die Spielanlage entspricht den Verhältnissen in der zweiten Liga, sie ist auf alle Umstände adaptierbar. Jos Luhukay, so scheint es, hat Hertha aus der Identitätskrise herausgeführt, indem er sie an den modernen Fußball herangeführt hat. Braunschweig spielt, mit weniger renommiertem Personal, auch einen modernen Fußball, die zweite Liga hat mehr Niveau, als ich mir anfangs dachte. Am Ende aber spielte Hertha wie die Spitzenmannschaft, und Braunschweig verteidigte wie ein "upsetter". Damit waren die Hierarchien hergestellt, auch wenn die Tabelle sich derzeit anders liest. Nun geht es gegen Ingolstadt und Sandhausen, bevor der November mit Heimspielen gegen St. Pauli und Köln zwei kleine Klassikaner bringt.
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