Donnerstag, September 20, 2012

Sprachregelung

Der Bezahlsender Sky hat sich am zweiten Tag der CL-Übertragung in meinen Augen ein wenig rehabilitiert. Ob die Hostessen vom Vortag noch einmal einen Auftritt hatten, habe ich nicht mitbekommen, vielleicht habe ich sie bloß übersehen, weil ich gerade nicht im Zimmer war. Die Besetzung des runden Tisches war aber schon einmal ein wenig interessanter, wenngleich Stefan Effenberg natürlich auch an Expertentum allenfalls einbringen kann, dass er selber mal gespielt hat - sehen tut er nicht viel.

Interessant war, dass Ronald Reng mit am Tisch saß. Schon mit seinem ersten Beitrag machte er klar, dass er anders zu sprechen gewillt war, dabei konnte man aber jederzeit mitverfolgen, dass er während seines Beitrags genau abwägen musste, wieviel an Beobachtung er in seine knappe Sprechzeit einbringen konnte. Das ist ein einigermaßen komplexer Akt an Performance bei gleichzeitiger Selbst- und Fremdbeobachtung, der einem in solchen Runden abverlangt wird.

Die meisten Teilnehmer verzichten darauf, indem sie sich auf Worthülsen beschränken, jemand wie Ronald Reng hat da offensichtlich andere Ansprüche, ist aber auch nicht so blöd, einfach den Intellektuellen raushängen zu lassen, sondern er macht das, was einzig angebracht ist: innerhalb des Formats das Bestmögliche herauszuholen.

Die kleine Parallelmontage der FCB-Trainerbank mit den Torszenen deutete dann noch an, was an guten Fußballabenden möglich wäre. Die übertragenden Anstalten verfügen ja über Tonnen von Bildmaterial, und was sie daraus machen, ist so gut wie nichts - wir sehen auch nach dem Spiel zumeist das, was wir schon während des Spiels gesehen haben. Ich bin sehr für Wiederholung von Szenen, weil sie tatsächlich in der Regel eine Menge sehen lassen, was sich oft erst beim vierten oder fünften Mal ergibt (anders gesagt: man sieht immer noch etwas, wenn man noch einmal hinschaut). Aber es wäre doch auch toll, noch tiefer in das Übertragungsmaterial zu gehen. Doch das ginge alles von der Redezeit für Stefan Effenberg ab.

Manchmal träume ich davon, dass Sky sich nachts, wenn niemand hinschaut, in einen anderen Sender verwandelt, der dann einmal ein Spiel ausschließlich aus der Perspektive einer Kamera hinter dem Tor zeigt (nicht live, klar, sondern eines, das am Abend "regulär" lief), oder einfach eines in der Totale. Es gibt so viele Möglichkeiten, mehr zu zeigen, aber die Tendenz geht natürlich in die andere Richtung: Verknappung der Bildmengen, Reduktion des Fußballs gleich nach dem Match auf ein paar Formeln (Toni Kroos schießt "wie aus dem Stand", sieh einer an).

Was die Kommentierung der anderen Spiele anlangt, ist die Sache anscheinend klar: Fünf der acht Matches liefen mit Stadionton, auch Manchester United gegen Galatasaray. Damit hat Sky auch die letzten Reste internationaler Originalkommentare einkassiert. Man spricht Deutsch, oder gar nix!

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