Donnerstag, März 22, 2012

Bademeister

"Die falsche Wahl", so titelte die Kicker am Montag über Hertha und König Otto Rehhagel. Ich sehe das auch so, heute aber ist Donnerstag, und der Mannschaft bleibt nichts anderes übrig, als sich auf das Spiel gegen Mainz vorzubereiten. Die meisten Trainingseinheiten sind inzwischen geheim, von den öffentlichen gibt es auf dem sehr verdienstvollen Blog Immer Hertha immer wieder Hinweise auf die Trainingsinhalte.

Ich will es einmal so sagen: Man gewinnt aus diesen Andeutungen nicht den Eindruck, dass an den Grundlagen gearbeitet wird. Medizinbälle mitten im Abstiegskampf? Natürlich ist die Kondition ein Thema, selbst Niemeyer räumt inzwischen ein, dass Hertha zu wenig läuft. Aber sollte man diese Arbeit an der Fitness nicht mit dem Ball machen, wie es die meisten Spitzenteams tun? Man liest immer wieder von Torschusstraining und diesem und jenem, aber noch nie habe ich in den letzten paar Wochen von taktischen Übungseinheiten gelesen, in denen das trainiert würde, was Gladbach gestern gegen Bayern mit ein wenig Glück und enormer Hingabe geradezu schulbuchmäßig gezeigt hat: eine zugleich kompakte wie flexible Teamleistung, die es erlaubt hat, dem FCB 120 Minuten lang die Stirn zu bieten.

Dazu müsste man trainieren, wie Felix Bastians in die Viererkette integriert wird, wie Christian Lell seine Stärke auf der rechten Außenposition zurückgewinnt, wie die Außenbahnen mit den Sechsern interagieren, um den Ball aussichtsreich nach vorne zu bringen. Dazu müsste man üben, in welchen Konstellationen man sich bei Ballbesitz in der eigenen Hälfte freiläuft, und vieles mehr - generell scheint Hertha ein Team mit zufälligen Laufwegen zu sein, was nichts anderes bedeutet, als dass falsch trainiert wird.

Ein wenig Wehmut ob der vertrackten Umstände darf anlässlich des gestrigen Spiels auch noch einmal erlaubt sein, denn gegen Gladbach im Pokal war Hertha (unter Skibbe!) die bessere Mannschaft, mit einer auch taktisch reifen Leistung. Gegen Dortmund trat das Team noch einmal so solide auf, danach nicht mehr, denn danach begannen die Experimente. Darauf wollte Christian Lell vermutlich seine Bemerkung gemünzt haben, die Mannschaft müsse "ausbaden", dass sie mangelhaft eingestellt werde. Er wurde vom Management zurückgepfiffen, dass er in der Sache allerdings recht hat, ist unübersehbar.

1 Kommentar:

Oliver hat gesagt…

Verehrter Marxelinho, jetzt bin ich mal gespannt, was du schreiben wirst, du willst doch auch bestimmt viel lieber, daß du irgendwann mal ein Spiel Hertha gegen Arsenal kommentieren könntest. Ich habe damals Herthas Sieg gegen Chelsea und Milan im Olympiastadion gesehen, das waren große Fußball-Abende. Also sei einmal gnädig mit König Otto, warum gab es von Anfang an nur Häme und Spott von dir für ihn?
Skibbe bekam eine Chance von dir, Otto, mit jetzt schon sechs Punkten, nie.