Zur Mitgliederversammlung heute abend werde ich mit einem gewissen Unwillen gehen. Der Grund dafür ist recht einfach: Ich weiß nicht, was ich tun soll. Aller Voraussicht nach werden sich uns heute Alternativen stellen, die wenig verheißungsvoll sind. Immerhin muss man Präsident Gegenbauer zugute halten, dass er geschickt ein Gesamtpaket geschnürt hat, das wenigstens die Situation klärt: Stimmen wir mit absoluter Mehrheit für ihn als Präsidenten, dann bekommen wir auch Michael Preetz als Manager (und Ingo Schiller als Finanzchef, das nicht zu vergessen). Fällt Gegenbauer bei der Präsidentenwahl durch, dann muss irgendetwas eintreten, was bisher nicht absehbar ist, was sich als Entwurf weder persönlich noch inhaltlich bisher formiert hat, es sei denn, da gibt es am Abend noch eine Überraschung.
Vielleicht ein Wort zu Werner Gegenbauer. Da gibt es ja zwei Aspekte zu unterscheiden. Erstens hat sich Hertha BSC unter seiner Hand zu einem Club am Tropf entwickelt. Wenn man es ein wenig zuspitzt, dann muss man doch sagen, dass die finanzielle Situation so eskaliert ist, dass nur ein mäzenatisches Modell das Überleben sichert. Euphemistisch wird das als Investition einer unbekannten Person verkauft, de facto sind das Zuschüsse, ohne die es keine Lizenz mehr gäbe. Da Gegenbauer mit diesem Investor stärker "assoziiert" zu sein scheint als die restlichen Mitglieder des Präsidiums, müsste da also auch in dieser Hinsicht ein Gegenentwurf her. Vielleicht outet sich aber heute ja auch in dieser Hinsicht jemand, und alles ist ganz anders, als wir uns das mit unseren beschränkten Informationen bisher immer vorgestellt haben.
Zweitens ist Gegenbauer, wenn man ihn nicht zu sehr in die Defensive drängt, eigentlich ja ein guter Vereinspapa. Er neigt zwar zu drastischen Formulierungen (niemand will ein "Schlachtfest" mit Michael Preetz anrichten), und er steht für einen, sagen wir mal, nicht unbedingt stark auf Innovation und Kreativität basierten Wirtschaftszweig. Aber unter all den Figuren, die ich bisher in meiner Zeit als Hertha-Fan erlebt habe, ist er noch die am wenigsten peinliche. Von den anderen Mitglieder des Präsidiums kann ich derzeit keine mit einem interessanten Profil erkennen. Also auch hier: Mangel an Alternativen.
Nun zu Michael Preetz. Ihm halte ich eines zu Gute: Er ist nach wie vor ein Sympathieträger für mich, für Vieles, was, was Hertha um die Ohren schlug, kann er nichts. Er hat aber auch gravierende Fehler gemacht: die Entscheidungen für Funkel und Rehhagel ergaben zwei Abstiege, und in beiden Fällen gab es im Verein nicht ausreichend Fußballkompetenz, um die erratischen Kurse der Cheftrainer halbwegs abzufangen. Gegen Preetz spricht also meiner Meinung nach der begründbare Verdacht, dass Hertha einfach in vielen Bereichen den Anschluss verliert - beim Scouting ist man zu blauäugig, die U23 erweist sich für die meisten jungen Spieler als Sackgasse, von den Trainern im Nachwuchs (die ja ihrerseits eine Personalreserve für Hertha sein müssten, siehe Tuchel, sie Streich) drängt sich niemand auf.
Preetz müsste also im Grunde seinen Job neu definieren, um ihn zu behalten. Er wäre für mich ein guter Hertha-Manager, wenn er mit einem ausgewiesenen Sportdirektor und im Idealfall auch mit einem neuen Finanzdirektor aufwarten würde (meiner Skepsis gegenüber Ingo Schiller habe ich mehrfach Gründe beigestellt).
Kann die MV heute Bedingungen stellen? Nicht ausdrücklich, denn sie kann ja nur entweder ein Mandat zu- oder absprechen, und dieses betrifft das Präsidium. Eines aber ist sicher: Der neuerliche Gang in Liga zwee kann eben nicht zu den Bedingungen wie vor zwei Jahren stattfinden. Dass Präsident Gegenbauer das aber so formuliert hat, stimmt mich in hohem Maße bedenklich, und deutet darauf hin, dass hier die Lektionen des Alltags nicht begriffen werden. Es wird Zeit, in Kompetenz zu investieren, nicht immer weiter anonyme Zuschüsse zu versenken.
Dienstag, Mai 29, 2012
Sonntag, Mai 27, 2012
Otto-Show
Jetzt ist es schon wieder fast zwei Wochen her, dass ich in Bukarest in diesem Hotelzimmer saß und ungläubig die Ereignisse von Düsseldorf verfolgte. Als die Fans den Platz stürmten, dachte ich für einen Moment: Das war's, dieses Spiel wird mit 0:3 für Hertha strafverifiziert. Muss werden. Das war natürlich voreilig. Doch dann begannen diese langen zwanzig Minuten, an deren Ende die Mannschaft von Fortuna wieder auf dem Platz stand, während die von Hertha fehlte. Und ich versuchte mir vorzustellen, was in den Kabinengängen gerade erörtert wurde.
Wäre es klüger gewesen, Hertha wäre nicht wieder angetreten? Schiedsrichter Stark hätte seinen Bericht sicher so abgefasst, dass die Schuld für den Spielabbruch dann bei den Berlinern gelegen wäre. Wenn ich die Sache richtig überblicke, dann hatte Hertha damals keine Wahl - so oder so wäre die Sache gegen Berlin ausgegangen, und so ist sie nun auch ausgegangen.
Die zweite Instanz hat neuerlich einen Show-Prozess abgehalten, zu dem Hertha durch die Entsendung von König Otto seinen Teil beigetragen hat. Völlig unverständlich bleibt mir die Form des Verfahrens: Das ganze Brimborium mit den vielen Zeugen, wenn es doch einzig und allein darum gehen konnte, was im Stadion (und nicht in den Kabinengängen) vor sich ging. Und dazu gibt es Filmmaterial noch und nöcher. Die Herren Richter hätten sich eine AV-Kammer einrichten sollen, stattdessen machten sie auf "courtroom drama".
Ich bin in diesem Fall weniger Partei, als man meinen würde. Wenn Hertha den Abstieg verdient hat, dann steigt sie ab. Punkt. Aber das Spiel in Düsseldorf war für meine Begriffe so eindeutig irregulär, dass alle Bemühungen von Wolfgang Stark, den Anschein des Gegenteils zu erwecken, nicht entscheidend sein dürfen. Sind sie aber, denn vor allem zur Deckung dieses Tatsachenentscheids dient das Urteil in beiden Instanzen.
Der Fußball ist nicht gerecht, im Gegenteil dient ein großer Teil seines Apparats der Absicherung der absonderlichen Unwägbarkeiten, von denen das Spiel zum Teil begleitet wird. Governance würde hier aber eben auch bedeuten, dass man ganz genau unterscheiden kann, was Zufall und was höhere Gewalt, was sportlich ist und was unsportlich. Nicht nur unsportlich, sondern irregulär ist es, eine Nachspielzeit, in der ein einziges Tor über Gedeih und Verderb (nun ja, für Hertha kann das ja jetzt wirklich so gesehen werden) entscheiden kann, von Fanmassen belagern zu lassen, die sturmbereit an den Linien stehen. So einfach ist das, und so einfach hat der DFB das ignoriert.
Damit sollte dieses Kapitel geschlossen werden. Es gibt nun wichtigere Dinge zu tun.
Wäre es klüger gewesen, Hertha wäre nicht wieder angetreten? Schiedsrichter Stark hätte seinen Bericht sicher so abgefasst, dass die Schuld für den Spielabbruch dann bei den Berlinern gelegen wäre. Wenn ich die Sache richtig überblicke, dann hatte Hertha damals keine Wahl - so oder so wäre die Sache gegen Berlin ausgegangen, und so ist sie nun auch ausgegangen.
Die zweite Instanz hat neuerlich einen Show-Prozess abgehalten, zu dem Hertha durch die Entsendung von König Otto seinen Teil beigetragen hat. Völlig unverständlich bleibt mir die Form des Verfahrens: Das ganze Brimborium mit den vielen Zeugen, wenn es doch einzig und allein darum gehen konnte, was im Stadion (und nicht in den Kabinengängen) vor sich ging. Und dazu gibt es Filmmaterial noch und nöcher. Die Herren Richter hätten sich eine AV-Kammer einrichten sollen, stattdessen machten sie auf "courtroom drama".
Ich bin in diesem Fall weniger Partei, als man meinen würde. Wenn Hertha den Abstieg verdient hat, dann steigt sie ab. Punkt. Aber das Spiel in Düsseldorf war für meine Begriffe so eindeutig irregulär, dass alle Bemühungen von Wolfgang Stark, den Anschein des Gegenteils zu erwecken, nicht entscheidend sein dürfen. Sind sie aber, denn vor allem zur Deckung dieses Tatsachenentscheids dient das Urteil in beiden Instanzen.
Der Fußball ist nicht gerecht, im Gegenteil dient ein großer Teil seines Apparats der Absicherung der absonderlichen Unwägbarkeiten, von denen das Spiel zum Teil begleitet wird. Governance würde hier aber eben auch bedeuten, dass man ganz genau unterscheiden kann, was Zufall und was höhere Gewalt, was sportlich ist und was unsportlich. Nicht nur unsportlich, sondern irregulär ist es, eine Nachspielzeit, in der ein einziges Tor über Gedeih und Verderb (nun ja, für Hertha kann das ja jetzt wirklich so gesehen werden) entscheiden kann, von Fanmassen belagern zu lassen, die sturmbereit an den Linien stehen. So einfach ist das, und so einfach hat der DFB das ignoriert.
Damit sollte dieses Kapitel geschlossen werden. Es gibt nun wichtigere Dinge zu tun.
Freitag, Mai 25, 2012
Abwärmrunde
Die Veranstaltung Hertha im Dialog 2012 fand in relativ entspannter Atmosphäre statt und hatte wenig von der kommunistischen Parteitagsstimmung, die angesichts solcher gelenkt demokratischer Veranstaltungen häufig aufkommt. Ich hatte den Eindruck, dass die meisten der über 600 Anwesenden sich mit dem Abstieg abgefunden haben. Zudem hat Michael Preetz mit der Bestellung von Jos Luhukay schon ein Faktum geschaffen, das die kommende Saison unabhängig davon bestimmen wird, ob der Geschäftsführer Sport und Kommunikation, wie die Funktionsbezeichnung gestern mehrfach in voller Länge genannt wurde, an dieser Position festhalten wird. Es spricht alles dafür, denn nicht nur hielt Präsident Gegenbauer dem wichtigsten Hertha-Angestellten neuerlich demonstrativ die Stange, es gab auch nur ganz wenige Einwände, die so solide begründet erschienen, dass sie nicht einfach als Wunsch nach einem "Schlachtfest" abgetan werden konnten.
Hertha macht also aus der Alternativlosigkeit des gegenwärtigen Personals ein Programm, das gilt ja auch seit langer Zeit für den Geschäftsführer Geld Ingo Schiller, der eigentlich eine Nebelwerferzulage verdienen würde, denn das macht er seit Jahren sehr gut, allerdings nur auf Grundlage anonymer Investoren, die jene Lücken schließen, die sich in der vorher verkündeten "Durchfinanzierung" gelegentlich ergeben. Ein Nebensatz von gestern sollte aufhorchen lassen: Hertha ginge auf gleicher Grundlage wie vor zwei Jahren in Liga zwee, hieß es da. Bedeutet das, dass man neuerlich einen relativ teuren Kader halten will? Mir graut vor dem Gedanken, dass Ottl hierbleiben könnte. Andererseits: Wer weiß, was Luhukay vielleicht aus ihm herausholen könnte!
Wie üblich gab es zuerst eine Fragerunde durch Axel Kruse, der sich zum Sprecher jener machte, die schon vorher ihr Wissbegehr schriftlich deponiert hatten. Dass es dabei nicht um öffentliche Evaluierung von Entscheidungen gehen würde, machte Kruse zum Beispiel so deutlich: "An Otto Rehhagel hat's nicht gelegen. Für mich eine Legende, der Mann." An Otto Rehhagel hat's aber doch gelegen, man müsste blind sein, das nicht (einzu)sehen. Die Entscheidung für Rehhagel ist diejenige, die Michael Preetz am meisten anzulasten ist, auch wenn er gestern auch dafür nachvollziehbare Gründe nennen konnte. Er hat aber eben die von Beginn an nachvollziehbareren Gegengründe nicht in Betracht gezogen.
Sachliche Argumente fanden natürlich nur in beschränktem Rahmen Platz, dafür waren die Anliegen der dann auch noch persönlich Stellung nehmenden Mitglieder zu divers, dazu schwimmt doch jeder Fan zu sehr im eigenen Süppchen. Immerhin war ganz bezeichnend, wie Präsident Gegenbauer das Profil des neuen Trainers definierte: Luhukay steht für "nach innen ganz strenge Disziplin, nach außen ganz wenig Glamour". Das ist zweifellos ein brauchbares Programm für einen finanziell und sportlich angeschlagenen Zweitligisten mit überstandiger Bayerngenetik, untermotivierten Lateinamerikanern, einigen verdienten Oldies und einer schwer einzuschätzenden Jugendgruppe.
Für heute steht der nächste Gerichtsentscheid über das Düsseldorf-Spiel an. Ich bin sicher nicht der Einzige, der hofft, dass damit endlich Klarheit geschaffen wird. Am kommenden Dienstag hingegen werden wir sehen, ob die Kritiker der gegenwärtigen Hertha-Führung sich gestern nur bedeckt hielten, oder ob sie aus Mangel an einem brauchbaren Gegenkonzept einfach nicht in Formation auftreten können.
Hertha macht also aus der Alternativlosigkeit des gegenwärtigen Personals ein Programm, das gilt ja auch seit langer Zeit für den Geschäftsführer Geld Ingo Schiller, der eigentlich eine Nebelwerferzulage verdienen würde, denn das macht er seit Jahren sehr gut, allerdings nur auf Grundlage anonymer Investoren, die jene Lücken schließen, die sich in der vorher verkündeten "Durchfinanzierung" gelegentlich ergeben. Ein Nebensatz von gestern sollte aufhorchen lassen: Hertha ginge auf gleicher Grundlage wie vor zwei Jahren in Liga zwee, hieß es da. Bedeutet das, dass man neuerlich einen relativ teuren Kader halten will? Mir graut vor dem Gedanken, dass Ottl hierbleiben könnte. Andererseits: Wer weiß, was Luhukay vielleicht aus ihm herausholen könnte!
Wie üblich gab es zuerst eine Fragerunde durch Axel Kruse, der sich zum Sprecher jener machte, die schon vorher ihr Wissbegehr schriftlich deponiert hatten. Dass es dabei nicht um öffentliche Evaluierung von Entscheidungen gehen würde, machte Kruse zum Beispiel so deutlich: "An Otto Rehhagel hat's nicht gelegen. Für mich eine Legende, der Mann." An Otto Rehhagel hat's aber doch gelegen, man müsste blind sein, das nicht (einzu)sehen. Die Entscheidung für Rehhagel ist diejenige, die Michael Preetz am meisten anzulasten ist, auch wenn er gestern auch dafür nachvollziehbare Gründe nennen konnte. Er hat aber eben die von Beginn an nachvollziehbareren Gegengründe nicht in Betracht gezogen.
Sachliche Argumente fanden natürlich nur in beschränktem Rahmen Platz, dafür waren die Anliegen der dann auch noch persönlich Stellung nehmenden Mitglieder zu divers, dazu schwimmt doch jeder Fan zu sehr im eigenen Süppchen. Immerhin war ganz bezeichnend, wie Präsident Gegenbauer das Profil des neuen Trainers definierte: Luhukay steht für "nach innen ganz strenge Disziplin, nach außen ganz wenig Glamour". Das ist zweifellos ein brauchbares Programm für einen finanziell und sportlich angeschlagenen Zweitligisten mit überstandiger Bayerngenetik, untermotivierten Lateinamerikanern, einigen verdienten Oldies und einer schwer einzuschätzenden Jugendgruppe.
Für heute steht der nächste Gerichtsentscheid über das Düsseldorf-Spiel an. Ich bin sicher nicht der Einzige, der hofft, dass damit endlich Klarheit geschaffen wird. Am kommenden Dienstag hingegen werden wir sehen, ob die Kritiker der gegenwärtigen Hertha-Führung sich gestern nur bedeckt hielten, oder ob sie aus Mangel an einem brauchbaren Gegenkonzept einfach nicht in Formation auftreten können.
Dienstag, Mai 22, 2012
Instanzenweg
Das DFB-Sportgericht hat sich gegen eine Wiederholung des Rückspiels zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC ausgesprochen. In einem Verfahren, in dem es, nach allem, was ich so lesen konnte, nicht nur um die relevanten Fragen, sondern auch um eine Menge Unerfreuliches aus den "Katakomben" ging, endet die Begründung schließlich mit einem seltsamen Satz: "So viele Leute gehören nicht auf das Spielfeld." Hertha hätte aber nichtsdestoweniger ohne Beeinträchtigung des Spiel bestreiten können. Wieviele Leute gehören also auf das Spielfeld, damit es nicht zu viele sind, Herr Lorenz? Auf Wienerisch könnte man ihm die Antwort abnehmen: Ein bissl weniger Platzstürmer hättens schon sein dürfen.
Da der Rechtsweg nun einmal beschritten wurde, muss Hertha ihn auch zum Ende gehen. Das bedeutet allerdings eine längere Phase der Ungewissheit, die nur deswegen nicht so stark ins Gewicht fällt, weil heuer eine lange Sommerpause ist - für Mannschaften, die keine Nationalspieler haben. Das ist bei Hertha der Fall, sofern nicht Andreas Ottl noch nachberufen wird. Deswegen sollte man sich die ein, zwei Wochen nehmen, die es brauchen wird, um diesen Fall zu einem fairen und sachgerechten Ende zu bringen. Das nun vorliegende erste Urteil leistet dies nicht.
Parallel hat der Manager, der ja vor den beiden Versammlungen diese und nächste Woche an seiner Selbstverteidigung arbeitet, bereits einen neuen Trainer bestellt. Jos Luhukay ist eine gute Wahl angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit, dass Hertha im kommenden Jahr zweite Liga spielen wird. Auch in der ersten Liga könnte er den Anforderungen dieses Clubs wahrscheinlich ganz gut gerecht werden, die ja einfach zu beschreiben sind: ein wenig mehr Leidenschaft und Verstand in den Überlebenskampf zu bringen.
Die Hoffnung auf Ralf Rangnick, die viele Fans nun enttäuscht sehen, habe ich nie geteilt. Ich schätze ihn, aber er ist keineswegs der Gesamtlöser, der Hertha vollkommen neu aufgestellt hätte. Im Gegenteil hätte er neue Einseitigkeiten gebracht, denn auch er hat viele blinde Flecken, wie sich in seinem bisherigen Arbeiten gezeigt hat. (Ich sehe ihn ein bisschen so wie Favre in seiner Berliner Zeit.) Was Hertha braucht, ist eine vernünftige Balance von Fußballkompetenz: derzeit fehlt sie an allen Enden, es wird nicht eine Person sein, die das im Handstreich beheben kann. Aber all das wird bei den Versammlungen noch ausführlich zur Sprache kommen.
Dass Levan Kobiashvili den Referee Wolfgang Stark in die Gefahr eines Genickbruchs brachte (was bei einem drohenden sechs Meter tiefen Sturz, auf den im Bericht verwiesen wurde, nicht auszuschließen ist), war vor dem DFB-Sportgericht auch Thema, obwohl es eigentlich nicht im strengen Sinn Verhandlungsgegenstand war. Ein tätlicher Angriff ist natürlich untragbar, was genau geschehen ist, macht aber auch eine genaue Rekonstruktion der Vorgänge im Kabinentrakt erforderlich, und gehört an einen eigenen Tisch. Die Verhandlungsführung des DFB-Sportgerichts erweckt ein wenig den Eindruck, es wäre vor allem darum gegangen, den Schiedsrichter zu bestätigen. Dabei muss das doch gar nicht sein: Stark hat das Nötige getan, um den Abend zu Ende zu bringen. Irregulär war er trotzdem. Da schließt das eine das andere nicht aus.
Da der Rechtsweg nun einmal beschritten wurde, muss Hertha ihn auch zum Ende gehen. Das bedeutet allerdings eine längere Phase der Ungewissheit, die nur deswegen nicht so stark ins Gewicht fällt, weil heuer eine lange Sommerpause ist - für Mannschaften, die keine Nationalspieler haben. Das ist bei Hertha der Fall, sofern nicht Andreas Ottl noch nachberufen wird. Deswegen sollte man sich die ein, zwei Wochen nehmen, die es brauchen wird, um diesen Fall zu einem fairen und sachgerechten Ende zu bringen. Das nun vorliegende erste Urteil leistet dies nicht.
Parallel hat der Manager, der ja vor den beiden Versammlungen diese und nächste Woche an seiner Selbstverteidigung arbeitet, bereits einen neuen Trainer bestellt. Jos Luhukay ist eine gute Wahl angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit, dass Hertha im kommenden Jahr zweite Liga spielen wird. Auch in der ersten Liga könnte er den Anforderungen dieses Clubs wahrscheinlich ganz gut gerecht werden, die ja einfach zu beschreiben sind: ein wenig mehr Leidenschaft und Verstand in den Überlebenskampf zu bringen.
Die Hoffnung auf Ralf Rangnick, die viele Fans nun enttäuscht sehen, habe ich nie geteilt. Ich schätze ihn, aber er ist keineswegs der Gesamtlöser, der Hertha vollkommen neu aufgestellt hätte. Im Gegenteil hätte er neue Einseitigkeiten gebracht, denn auch er hat viele blinde Flecken, wie sich in seinem bisherigen Arbeiten gezeigt hat. (Ich sehe ihn ein bisschen so wie Favre in seiner Berliner Zeit.) Was Hertha braucht, ist eine vernünftige Balance von Fußballkompetenz: derzeit fehlt sie an allen Enden, es wird nicht eine Person sein, die das im Handstreich beheben kann. Aber all das wird bei den Versammlungen noch ausführlich zur Sprache kommen.
Dass Levan Kobiashvili den Referee Wolfgang Stark in die Gefahr eines Genickbruchs brachte (was bei einem drohenden sechs Meter tiefen Sturz, auf den im Bericht verwiesen wurde, nicht auszuschließen ist), war vor dem DFB-Sportgericht auch Thema, obwohl es eigentlich nicht im strengen Sinn Verhandlungsgegenstand war. Ein tätlicher Angriff ist natürlich untragbar, was genau geschehen ist, macht aber auch eine genaue Rekonstruktion der Vorgänge im Kabinentrakt erforderlich, und gehört an einen eigenen Tisch. Die Verhandlungsführung des DFB-Sportgerichts erweckt ein wenig den Eindruck, es wäre vor allem darum gegangen, den Schiedsrichter zu bestätigen. Dabei muss das doch gar nicht sein: Stark hat das Nötige getan, um den Abend zu Ende zu bringen. Irregulär war er trotzdem. Da schließt das eine das andere nicht aus.
Montag, Mai 21, 2012
Schlechter Film
Als ich gestern aus Rumänien zurückkam, warf ich spätabends noch kurz den Beamer an und erwischte zwei markante Szenen aus der Wiederholung des CL-Finales vom Samstag: das doch mächtige Bild von Häuptling Hochroter Kopf (aka Uli Hoeneß), wie er von seiner Frau von hinten in den Arm genommen wird, während die Enttäuschung offensichtlich in ihm arbeitet wie das Erdinnere in einem Vulkan, und dann ein Interview mit Petr Cech, der am Tag nach dem Finale seinen 30. Geburtstag feierte. Allein damit könnte man sich lange beschäftigen: was diese beiden Figuren jeweils darstellen. Nur ein paar Worte zu Cech: Ich erinnere mich noch gut an eine Saison, in der er in der Premier League das absolute Maß aller "things goalkeeping" war. Eine Fingerspitzenparade (das Match habe ich längst vergessen) habe ich noch immer vor dem geistigen Auge, es war ein Akt höchster menschlicher Streckung, die entsprechende Zeitlupe erst machte ihn sichtbar.
Es folgte eine schwere Verletzung, es folgte die Stagnation des Chelsea FC in den letzten Jahren, und so hätte man beinahe schon vergessen können, dass Petr Cech einer der größten Torhüter der letzten Dekade ist. Munich 2012 hat das in Erinnerung gerufen, und im Interview konnte man dann auch den Menschen ein bisschen sehen, allem Anschein nach ein guter Typ.
Natürlich ist das Ergebnis vom Samstag nicht gerecht. Wie sollte es auch, wenn zwei Mannschaften davor alles unternommen haben, um sich auf die Entscheidungshöhe so eines Finales zu bringen, in dem es nur mehr eine von zwei Möglichkeiten geben kann? Die Möglichkeiten sind dabei unterschiedlich verteilt, aber auf der prinzipiellen Ebene eben nicht: Beide Ausgänge sind möglich, im konkreten Fall war das so bis zu letzten Sekunde, in der Drogba auf den Ball trat, und dabei eine so seltsame Haltung einnahm, dass er auch hätte wegrutschen können - aber er traf den Ball gut, Neuer war schon verladen, das war die Entscheidung.
Die Vorentscheidung war, dass Schweinsteiger den Ball so trat, dass er so an den Pfosten prallte, dass er entlang der Linie zurücksprang, und dabei den ganz kleinen Korridor fand, der zwischen Cechs Rücken und der Torlinie blieb - ein äußerst unwahrscheinlicher Weg, den der Fußball aber ohne Weiteres und jederzeit findet. Es sind diese Momente, die aus einem "schlechten Film" (Franz Beckenbauer) einen großartigen Film machen, der aber eben nicht immer leicht verkraftbar ist. In schlechten Filmen gewinnen immer die Guten, oder manchmal die Falschen. Darin hat der Vergleich des Gemeinplatzhirschen schon seine Grenze erreicht, denn Fußball ist prinzipiell ein großer Film, in dem ständig an nichts weniger als an das Prinzipielle gerührt wird: dass es eben so oder so ausgehen kann, egal, wie sehr man sich bemüht.
Am zweiten Tag nach dem Spiel setzt sich nun auch eine nüchternere Betrachtung durch. Ich persönlich habe wohl in dem vollen Pub in Iasi die Brillanz des Spiels ein wenig überschätzt, ich sah ein packendes Drama, das es zweifellos war, aber am Ende war es doch ein gar nicht so ungewöhnliches Match, nur eben ganz oben, im Kampf um einen der höchsten Preise. Chelsea war Chelsea, Bayern war Bayern - keines der beiden Teams ging über sich hinaus, fand einen Moment der Transzendenz seiner Schemata, und wäre es nur der gewesen, dass jemand anderer als Robben den Elfmeter gegen Cech geschossen hätte.
So geht es uns mit dem CL-Finale 2012 wie mit dem meisten Dingen im Leben: Wir beginnen sie zu verarbeiten, sie verfestigen sich zu einem Eindruck, der in der Erinnerung bestehen kann. Aber diese Szene zwischen Schweinsteiger und Cech, die würde ich gern einmal in einem jener anderen Universen sehen, die angeblich nur um Haaresbreite von dem unseren entfernt sind. Dort feiert der FC Bayern vielleicht jetzt noch den Sieg im "Dahoamspiel", hält ihn für völlig verdient und fühlt sich wie im "richtigen Film". Nur eben in einer unerreichbaren Wirklichkeit.
Es folgte eine schwere Verletzung, es folgte die Stagnation des Chelsea FC in den letzten Jahren, und so hätte man beinahe schon vergessen können, dass Petr Cech einer der größten Torhüter der letzten Dekade ist. Munich 2012 hat das in Erinnerung gerufen, und im Interview konnte man dann auch den Menschen ein bisschen sehen, allem Anschein nach ein guter Typ.
Natürlich ist das Ergebnis vom Samstag nicht gerecht. Wie sollte es auch, wenn zwei Mannschaften davor alles unternommen haben, um sich auf die Entscheidungshöhe so eines Finales zu bringen, in dem es nur mehr eine von zwei Möglichkeiten geben kann? Die Möglichkeiten sind dabei unterschiedlich verteilt, aber auf der prinzipiellen Ebene eben nicht: Beide Ausgänge sind möglich, im konkreten Fall war das so bis zu letzten Sekunde, in der Drogba auf den Ball trat, und dabei eine so seltsame Haltung einnahm, dass er auch hätte wegrutschen können - aber er traf den Ball gut, Neuer war schon verladen, das war die Entscheidung.
Die Vorentscheidung war, dass Schweinsteiger den Ball so trat, dass er so an den Pfosten prallte, dass er entlang der Linie zurücksprang, und dabei den ganz kleinen Korridor fand, der zwischen Cechs Rücken und der Torlinie blieb - ein äußerst unwahrscheinlicher Weg, den der Fußball aber ohne Weiteres und jederzeit findet. Es sind diese Momente, die aus einem "schlechten Film" (Franz Beckenbauer) einen großartigen Film machen, der aber eben nicht immer leicht verkraftbar ist. In schlechten Filmen gewinnen immer die Guten, oder manchmal die Falschen. Darin hat der Vergleich des Gemeinplatzhirschen schon seine Grenze erreicht, denn Fußball ist prinzipiell ein großer Film, in dem ständig an nichts weniger als an das Prinzipielle gerührt wird: dass es eben so oder so ausgehen kann, egal, wie sehr man sich bemüht.
Am zweiten Tag nach dem Spiel setzt sich nun auch eine nüchternere Betrachtung durch. Ich persönlich habe wohl in dem vollen Pub in Iasi die Brillanz des Spiels ein wenig überschätzt, ich sah ein packendes Drama, das es zweifellos war, aber am Ende war es doch ein gar nicht so ungewöhnliches Match, nur eben ganz oben, im Kampf um einen der höchsten Preise. Chelsea war Chelsea, Bayern war Bayern - keines der beiden Teams ging über sich hinaus, fand einen Moment der Transzendenz seiner Schemata, und wäre es nur der gewesen, dass jemand anderer als Robben den Elfmeter gegen Cech geschossen hätte.
So geht es uns mit dem CL-Finale 2012 wie mit dem meisten Dingen im Leben: Wir beginnen sie zu verarbeiten, sie verfestigen sich zu einem Eindruck, der in der Erinnerung bestehen kann. Aber diese Szene zwischen Schweinsteiger und Cech, die würde ich gern einmal in einem jener anderen Universen sehen, die angeblich nur um Haaresbreite von dem unseren entfernt sind. Dort feiert der FC Bayern vielleicht jetzt noch den Sieg im "Dahoamspiel", hält ihn für völlig verdient und fühlt sich wie im "richtigen Film". Nur eben in einer unerreichbaren Wirklichkeit.
Sonntag, Mai 20, 2012
Block Party
Ich glaube, ich habe gerade eines der aufregendsten Fußballspiele gesehen, an das ich mich erinnern kann. Für Chelsea war es weitgehend eine Block Party, aber für eine Abwehrschlacht war das ein spektakulär vertikales Match, im dem es Geschichten hagelte wie Chancen. Dass Arjen Robben dabei wieder eine Hauptrolle spielte, wird für meine Begriffe dadurch entschärft, dass Torres eine Minute davor wohl auch einen Elfmeter hätte bekommen können. Dass Drogba aber in seinem vielleicht letzten großen Match auf internationaler Bühne einen klassischen Dreischritt vollführte (erhabenes Kopfballtor, dann Elferfoul an Ribéry, und schließlich Matchball), das war vielleicht wirklich die bessere Geschichte als ein Sieg des FCB im "Dahoamspiel", der natürlich verdient gewesen wäre.
Ich fiel, weil ich es offensichtlich nicht schaffe, mir ein wichtiges Match neutral anzuschauen, ungefähr zwanzig Minuten vor Anpfiff auf die Chelsea-Seite, obwohl das aus der Arsenal-Perspektive nicht gut ist (die müssen jetzt CL-Qualifikation spielen). Aber es gab einen Grund: Mir fiel auf oder besser wieder ein, wer Roberto Di Matteo eigentlich ist, ein Mann, mit dem ich wesentliche Momente meiner frühen Begeisterung für die Premier League verbinde, als es in Wien ein Lokal namens Chelsea gab, in dem ich unzählige Stunden verbracht habe.
Di Matteo ist das Element an Chelsea, das am wenigsten Abramowitsch ist, seinetwegen habe ich den Abend dann selbst für mich ein wenig unerwartet durch die "blaue Blume" gesehen.
In Rumänien lief das Spiel auf TVR, in einer astreinen Übertragung vollkommen ohne Werbung, abgesehen von den Uefa-Sponsoren, zu denen hier offensichtlich Uni Credit Tiriac zählt. Eine Besonderheit gab es noch, und die hatte es in sich: In den zehn Minuten unmittelbar vor dem Spiel lief eine Bildungssendung namens "Capodopere" (Bild), in der eine ältere Dame ein Gemälde erklärte. Und das in einem Land, das als im Moment eher raubtierkapitalistisch gilt.
Ein kleiner Tip noch an die Uefa: Eine Deluxe-DVD dieses Abends würde ich sofort kaufen, mit dem Spielfilm, drei, vier weiteren als Bonus (zwei Hintertorkameras, eine Totale, ...) und allen Interviews sowie Tunnel vorher und gesamte Atmo nachher. Denken Sie marktwirtschaftlich, Monsieur Platini! Dieses Material bleibt sonst für ewig im Dunkel der Archive.
Ich fiel, weil ich es offensichtlich nicht schaffe, mir ein wichtiges Match neutral anzuschauen, ungefähr zwanzig Minuten vor Anpfiff auf die Chelsea-Seite, obwohl das aus der Arsenal-Perspektive nicht gut ist (die müssen jetzt CL-Qualifikation spielen). Aber es gab einen Grund: Mir fiel auf oder besser wieder ein, wer Roberto Di Matteo eigentlich ist, ein Mann, mit dem ich wesentliche Momente meiner frühen Begeisterung für die Premier League verbinde, als es in Wien ein Lokal namens Chelsea gab, in dem ich unzählige Stunden verbracht habe.
Di Matteo ist das Element an Chelsea, das am wenigsten Abramowitsch ist, seinetwegen habe ich den Abend dann selbst für mich ein wenig unerwartet durch die "blaue Blume" gesehen.
In Rumänien lief das Spiel auf TVR, in einer astreinen Übertragung vollkommen ohne Werbung, abgesehen von den Uefa-Sponsoren, zu denen hier offensichtlich Uni Credit Tiriac zählt. Eine Besonderheit gab es noch, und die hatte es in sich: In den zehn Minuten unmittelbar vor dem Spiel lief eine Bildungssendung namens "Capodopere" (Bild), in der eine ältere Dame ein Gemälde erklärte. Und das in einem Land, das als im Moment eher raubtierkapitalistisch gilt.
Ein kleiner Tip noch an die Uefa: Eine Deluxe-DVD dieses Abends würde ich sofort kaufen, mit dem Spielfilm, drei, vier weiteren als Bonus (zwei Hintertorkameras, eine Totale, ...) und allen Interviews sowie Tunnel vorher und gesamte Atmo nachher. Denken Sie marktwirtschaftlich, Monsieur Platini! Dieses Material bleibt sonst für ewig im Dunkel der Archive.
Samstag, Mai 19, 2012
FC Vaslui
Heute morgen gibt es so viele Themen, dass ich gar nicht anders kann als antizyklisch zu verfahren. Ich werde also, zumal ich dies in einem Hotelzimmer in Iasi an der Grenze zu Moldawien schreibe, weder über das CL-Finale nachdenken (zwischen dem FCB und dem Chelsea FC vermag ich nicht so richtig Präferenzen zu entwickeln), noch über den Systemwettstreit (zwischen Festgeldmacht und Oligarchenohnmacht, zwischen Bundesliga und Premier League). Ich werde auch mit meinem Kommentar zu Jos Luhukay noch warten, obwohl der ja für beide Ligen unterschrieben hat und diese Personalie also von der Causa unabhängig ist, für deren Verhandlung die zuständigen DFB-Instanzen sich ein zusätzliches Wochenende Denkpause genommen haben. Ich lasse auch den Fall Robin van Persie noch außen vor, denn der gehört in eine generellere Einschätzung der Situation beim FC Arsenal, und für diese möchte ich mir ein wenig mehr Zeit nehmen.
Heute also eine kleine Geschichte dazu, warum ich Anhänger des FC Vaslui in der rumänischen Liga bin. Ich glaube mich zu erinnern, dass es zu meinen frühesten Fußballerlebnissen gehörte, in jeder Liga ein Team zu haben. Damals bestand Fußball ja im Wesentlichen aus Tabellen und Namen, abgedruckt in kleiner Schrift in der Zeitung, die der Vater am Sonntag aus den Plastikbeuteln nahm, in denen sie zur Entnahme standen, und sie uns in die Hand drückte.
Rumänien hatte ich damals kaum im Blick, erst später kam dieser große Sieg, den der AC Mailand einmal gegen Steaua Bukarest feierte. 4:0 am 24. Mai 1989, als kleiner Tribut an die Magie der Namen hier die beiden Aufstellungen: Galli; Baresi, Costacurta, Maldini, Tassotti; Ancelotti, Colombo, Donadoni; Gullit, Rijkaard; van Basten. - Lung; Bumbescu, Iovan, Petrescu, Stoica, Ungureanu; Hagi, Minea, Rotariu; Lacatus, Piturca.
Dass ich mich für Rumänien als Land so zu interessieren begann, dass ich nun schon zum zweiten Mal hierher gefahren bin, hat mit dem Kino zu tun, aber auch mit den Ereignissen von 1989, die sich mir so eingeprägt haben (und bei denen ich gleichzeitig den Eindruck hatte, sie nicht richtig mitzubekommen, weil damals soviel auf einmal passierte), dass ich noch heute versuche, da hinterherzukommen. Deswegen lese ich Mircea Cartarescu, deswegen interviewe ich Cristi Puiu, deswegen fahre ich quer durch das Land wie gestern von Cluj nach Iasi.
Unter den Filmregisseuren gibt es zwei, die ich besonders gut finde: neben Puiu noch Corneliu Porumboiu. Er stammt aus Vaslui, seine Filme spielen dort ("Police, Adjective"), und so wurde ich auf diese Kleinstadt aufmerksam, und irgendwann auf ihr Fußballteam. Als ich die momentane Reise plante, hatte ich auch im Auge, dass an diesem Wochenende in Rumänien die Liga endet. Eigentlich sollte heute der FC Vaslui (derzeit Tabellenzweiter) gegen Universitatea Cluj spielen, doch hier werden die Spieltermine häufig kurzfristig hin und her geschoben, und nun ist der Termin erst morgen, da muss ich aber schon in Bukarest sein.
Die eigentliche Pointe habe ich aber erst neulich herausgefunden. Der FC Vaslui gehört nämlich einem lokalen Magnaten namens Adrian Porumboiu, und das ist ausgerechnet der Vater des Filmemachers. In einem Hotelzimmer in Sibiu habe ich Vater Porumboiu neulich in einer TV-Quizshow mit dem Titel "Blonde Challenge" die Frage beantworten sehen, was der Begriff Philosophie bedeutet. Er wusste es.
Man wird verstehen, dass es nun einer meiner Träume ist, dass Hertha eines fernen Tages in der Qualifikationsrunde für eine von Michel Platini dann auf 128 Teams erweiterte Champion's League auf den FC Vaslui trifft. Doch wer das Chaos im rumänischen Fußball ein wenig mitbekommt, und wer Herthas Perspektiven nüchtern einschätzt, wird die Möglichkeit nicht ausschließen können, dass es dazu nie kommt. Auch gut, es gibt ja noch wichtigere Dinge. Und damit zurück nach München, zum "Hoamspiel", das ich mir in der Fremde ansehen werde.
Heute also eine kleine Geschichte dazu, warum ich Anhänger des FC Vaslui in der rumänischen Liga bin. Ich glaube mich zu erinnern, dass es zu meinen frühesten Fußballerlebnissen gehörte, in jeder Liga ein Team zu haben. Damals bestand Fußball ja im Wesentlichen aus Tabellen und Namen, abgedruckt in kleiner Schrift in der Zeitung, die der Vater am Sonntag aus den Plastikbeuteln nahm, in denen sie zur Entnahme standen, und sie uns in die Hand drückte.
Rumänien hatte ich damals kaum im Blick, erst später kam dieser große Sieg, den der AC Mailand einmal gegen Steaua Bukarest feierte. 4:0 am 24. Mai 1989, als kleiner Tribut an die Magie der Namen hier die beiden Aufstellungen: Galli; Baresi, Costacurta, Maldini, Tassotti; Ancelotti, Colombo, Donadoni; Gullit, Rijkaard; van Basten. - Lung; Bumbescu, Iovan, Petrescu, Stoica, Ungureanu; Hagi, Minea, Rotariu; Lacatus, Piturca.
Dass ich mich für Rumänien als Land so zu interessieren begann, dass ich nun schon zum zweiten Mal hierher gefahren bin, hat mit dem Kino zu tun, aber auch mit den Ereignissen von 1989, die sich mir so eingeprägt haben (und bei denen ich gleichzeitig den Eindruck hatte, sie nicht richtig mitzubekommen, weil damals soviel auf einmal passierte), dass ich noch heute versuche, da hinterherzukommen. Deswegen lese ich Mircea Cartarescu, deswegen interviewe ich Cristi Puiu, deswegen fahre ich quer durch das Land wie gestern von Cluj nach Iasi.
Unter den Filmregisseuren gibt es zwei, die ich besonders gut finde: neben Puiu noch Corneliu Porumboiu. Er stammt aus Vaslui, seine Filme spielen dort ("Police, Adjective"), und so wurde ich auf diese Kleinstadt aufmerksam, und irgendwann auf ihr Fußballteam. Als ich die momentane Reise plante, hatte ich auch im Auge, dass an diesem Wochenende in Rumänien die Liga endet. Eigentlich sollte heute der FC Vaslui (derzeit Tabellenzweiter) gegen Universitatea Cluj spielen, doch hier werden die Spieltermine häufig kurzfristig hin und her geschoben, und nun ist der Termin erst morgen, da muss ich aber schon in Bukarest sein.
Die eigentliche Pointe habe ich aber erst neulich herausgefunden. Der FC Vaslui gehört nämlich einem lokalen Magnaten namens Adrian Porumboiu, und das ist ausgerechnet der Vater des Filmemachers. In einem Hotelzimmer in Sibiu habe ich Vater Porumboiu neulich in einer TV-Quizshow mit dem Titel "Blonde Challenge" die Frage beantworten sehen, was der Begriff Philosophie bedeutet. Er wusste es.
Man wird verstehen, dass es nun einer meiner Träume ist, dass Hertha eines fernen Tages in der Qualifikationsrunde für eine von Michel Platini dann auf 128 Teams erweiterte Champion's League auf den FC Vaslui trifft. Doch wer das Chaos im rumänischen Fußball ein wenig mitbekommt, und wer Herthas Perspektiven nüchtern einschätzt, wird die Möglichkeit nicht ausschließen können, dass es dazu nie kommt. Auch gut, es gibt ja noch wichtigere Dinge. Und damit zurück nach München, zum "Hoamspiel", das ich mir in der Fremde ansehen werde.
Donnerstag, Mai 17, 2012
Protestnote
Quer durch Deutschland wird nun darüber diskutiert, ob Hertha berechtigt Protest eingelegt hat gegen die Wertung des zweiten Relegationsspiels in Düsseldorf. Dabei laufen die Argumentationsgründe ziemlich durcheinander. Es geht aber nicht darum, welches moralische oder sonstige Recht auf Klassenerhalt die Berliner Mannschaft in der 96. Minute erspielt hatte, als die Fans von Düsseldorf das Feld stürmten. Es geht einzig um die prinzipielle, also rechtlich zu klärende Frage, ob das Spiel in regulärer Form an sein Ende gekommen ist.
Das lässt sich mit guten Gründen bestreiten wie behaupten. Für meine Begriffe ist die Integrität der Spielzeit für den Fußball unabdingbar. Das heißt, dass die 45 Minuten pro Halbzeit nicht durch äußere Ereignisse unterbrochen werden dürfen. Wenn ein Spieler auf dem Feld verletzt wird und lange Behandlung braucht, wie es manchmal leider vorkommt, ist das eine Unterbrechung aus dem Spiel heraus, sie zählt zum Spiel, dieses geht danach weiter. Auch da gibt es Ausnahmen: Als Fabrice Muamba kürzlich einen Herzstillstand erlitt und mit ungewisser Diagnose ins Krankenhauzs gebracht werden musste, wurde das Spiel zwischen Bolton und Tottenham abgebrochen.
Wenn aber Fans während des Spiels das Feld stürmen, und auch wenn dieses nur noch eine Minute dauern sollte, dann liegt für meine Begriffe (ich bin kein DFB-Jurist, versuche nur, vernünftig zu denken) kein Fall von höherer Gewalt vor, sondern einer von Obstruktion, der das Spiel unvollständig lässt - auch wenn Referee Stark es zwanzig Minuten später der Form halber noch komplettieren ließ. Stellen wir uns folgenden Fall vor: Hertha hätte tatsächlich in der 97. Minute noch das dritte Tor geschafft. Wie hätten sich die Fans, die zu diesem Zeitpunkt längst an den Linien zum Sturm bereithielten, dann verhalten? Düsseldorf hatte schon vor dem Platzsturm die Sicherheit im Stadion nicht mehr gewährleistet (von den Kontrollen an den Einlässen kann man das sicher auch nicht behaupten).
Hertha hat alle Gründe, Protest einzulegen, bloß keine sportlichen. Aber die zählen auch nicht.
Das lässt sich mit guten Gründen bestreiten wie behaupten. Für meine Begriffe ist die Integrität der Spielzeit für den Fußball unabdingbar. Das heißt, dass die 45 Minuten pro Halbzeit nicht durch äußere Ereignisse unterbrochen werden dürfen. Wenn ein Spieler auf dem Feld verletzt wird und lange Behandlung braucht, wie es manchmal leider vorkommt, ist das eine Unterbrechung aus dem Spiel heraus, sie zählt zum Spiel, dieses geht danach weiter. Auch da gibt es Ausnahmen: Als Fabrice Muamba kürzlich einen Herzstillstand erlitt und mit ungewisser Diagnose ins Krankenhauzs gebracht werden musste, wurde das Spiel zwischen Bolton und Tottenham abgebrochen.
Wenn aber Fans während des Spiels das Feld stürmen, und auch wenn dieses nur noch eine Minute dauern sollte, dann liegt für meine Begriffe (ich bin kein DFB-Jurist, versuche nur, vernünftig zu denken) kein Fall von höherer Gewalt vor, sondern einer von Obstruktion, der das Spiel unvollständig lässt - auch wenn Referee Stark es zwanzig Minuten später der Form halber noch komplettieren ließ. Stellen wir uns folgenden Fall vor: Hertha hätte tatsächlich in der 97. Minute noch das dritte Tor geschafft. Wie hätten sich die Fans, die zu diesem Zeitpunkt längst an den Linien zum Sturm bereithielten, dann verhalten? Düsseldorf hatte schon vor dem Platzsturm die Sicherheit im Stadion nicht mehr gewährleistet (von den Kontrollen an den Einlässen kann man das sicher auch nicht behaupten).
Hertha hat alle Gründe, Protest einzulegen, bloß keine sportlichen. Aber die zählen auch nicht.
Mittwoch, Mai 16, 2012
Skandalspiel
In einem Hotel in Bukarest habe ich gestern in einem englisch kommentierten Stream das zweite Entscheidungsspiel zwischen Hertha und Fortuna Düsseldorf gesehen. Es hatt schließlich fast etwas Symbolisches, wie sich die Sache für Michael Preetz auf eine Entscheidung zuspitzte, die sportpolitisch eher als sportlich war: Sollte Hertha nach dem ganzen Chaos in den letzten Minuten noch einmal antreten, um ein Spiel zu Ende zu spielen, das zu diesem Zeitpunkt längst irregulär geworden war? Die Mannschaft kam dann doch noch einmal auf das Feld, und es blieb bei dem 2:2, das Düsseldorf eine Aufstiegsfeier bescherte, die unter sportgerichtlichem Vorbehalt steht. Stehen muss, denn hier steht mehr auf dem Spiel als nur die Frage, wo Hertha im kommenden Jahr spielt. Fans beider Mannschaften haben gestern das Spiel in einem Maß gestört, das beunruhigend ist, und das auf die Leidenschaften verweist, die sich da in zunehmendem Maß wieder Bahn brechen. Das Familienunternehmen Bundesliga beginnt an den Bruchstellen zu brodeln - und die Relegationsspiele sind solche Bruchstellen. Als sie vor einigen Jahren wieder eingeführt wurden, habe ich mich dagegen ausgesprochen, damals eher, weil ich gegen die radikale kommerzielle Auspressung des Spiels bin. Nun stehen wir vor den Ereignissen von gestern und fragen uns: War es das, was die Liga wollte? Nun, sie hat es bekommen.
Bis zur Pause hatte das Spiel alle Elemente eines kleinen Klassikers. Der Führungstreffer für Fortuna in der ersten Minute, wie ein Verdikt der Götter über eine einfach immer wieder zu träge und inkonsequente Mannschaft aus Berlin. Die Zurückweisung dieses Verdikts durch Hertha, die sich das Spiel holte, den Ausgleich erzielte, Düsseldorf vollkommen dominierte, aber es (wie schon im Hinspiel) versäumte, noch vor der Pause das zweite Tor zu machen. In Halbzeit zwei fiel alles ein wenig auseinander, die gelb-rote Karte ausgerechnet für den Positivspieler Ben-Hatira traf schwer, gleich darauf die erneute Führung für Fortuna, aber kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit zeigten Raffael und Ramos noch einmal, was für ein brillantes Angriffsduo sie für Berlin hätten sein können, wären sie nicht monatelang in Schwermut versunken gewesen: Die Kombination zum 2:2 war eine der besten, die wir von Hertha kennen. Danach war leider nur noch Hektik.
Die Sache wird uns noch eine Weile beschäftigen, doch im Grunde haben die Kommentatoren recht, die schreiben: Hertha hatte im Jahr 2012 nicht ausreichend bundesligareife Phasen (gelegentlich 20, 30 Minuten reicht eben nicht). Die Entscheidung für Otto Rehhagel erwies sich als falsch. Kleine Ironie am Rande: Ronny rief gestern beinahe die Leistung ab, die Michael Skibbe sich zu Beginn der Rückrunde in Nürnberg anscheinend von ihm erwartet hatte. Fünf Monate zu spät. Andreas Ottl, für mich insgesamt die Schlüsselfigur in dieser Saison, saß gestern nicht einmal auf der Bank. Wenigstens das hat der Mann mit der unendlichen Erfahrung begriffen.
Bis zur Pause hatte das Spiel alle Elemente eines kleinen Klassikers. Der Führungstreffer für Fortuna in der ersten Minute, wie ein Verdikt der Götter über eine einfach immer wieder zu träge und inkonsequente Mannschaft aus Berlin. Die Zurückweisung dieses Verdikts durch Hertha, die sich das Spiel holte, den Ausgleich erzielte, Düsseldorf vollkommen dominierte, aber es (wie schon im Hinspiel) versäumte, noch vor der Pause das zweite Tor zu machen. In Halbzeit zwei fiel alles ein wenig auseinander, die gelb-rote Karte ausgerechnet für den Positivspieler Ben-Hatira traf schwer, gleich darauf die erneute Führung für Fortuna, aber kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit zeigten Raffael und Ramos noch einmal, was für ein brillantes Angriffsduo sie für Berlin hätten sein können, wären sie nicht monatelang in Schwermut versunken gewesen: Die Kombination zum 2:2 war eine der besten, die wir von Hertha kennen. Danach war leider nur noch Hektik.
Die Sache wird uns noch eine Weile beschäftigen, doch im Grunde haben die Kommentatoren recht, die schreiben: Hertha hatte im Jahr 2012 nicht ausreichend bundesligareife Phasen (gelegentlich 20, 30 Minuten reicht eben nicht). Die Entscheidung für Otto Rehhagel erwies sich als falsch. Kleine Ironie am Rande: Ronny rief gestern beinahe die Leistung ab, die Michael Skibbe sich zu Beginn der Rückrunde in Nürnberg anscheinend von ihm erwartet hatte. Fünf Monate zu spät. Andreas Ottl, für mich insgesamt die Schlüsselfigur in dieser Saison, saß gestern nicht einmal auf der Bank. Wenigstens das hat der Mann mit der unendlichen Erfahrung begriffen.
Montag, Mai 14, 2012
Endspiele
Im Publikum war Christian Streich, dessen großartigen Auftritt im ZDF-Sportstudio man online noch sehen kann, gelegentlich war die Kamera auch auf Michael Preetz gerichtet. Hertha war insgesamt wohl doch die um ein Tor weniger reife Mannschaft, aber es tut doch gut, ein Nachwuchsteam wieder einmal in einem Entscheidungsspiel zu sehen, nachdem zuletzt wenig von den Jungen zu hören gewesen war.
Nico Schulz hinterließ nach dem, was im Fernsehen mitzukriegen war, einen guten Eindruck. Er war ja die ganze Saison hindurch weit weg vom Profikader, auch für ihn hängt vom Spiel in Düsseldorf sehr viel ab, allerdings auf eine vertrackte Weise: Er könnte von einem Abstieg von Hertha sogar profitieren, sich in Liga zwee eher festspielen.
Am Samstagabend dann das Pokalfinale, das ich nicht konzentriert sehen konnte, das aber vor allem auch gezeigt hat, was im Olympiastadion möglich wäre, wenn dort mehr als einmal im Jahr ein großes Spiel stattfinden würde. Die Inszenierung mit den einmarschierenden Tülldamen ging ja schon fast ein bisschen zu weit, was die Dortmunder allerdings später mit dem Riesentor machten, kann man getrost als weitere Entmythologisierung der monumentalen Lücke sehen, durch die Nazideutschland einst in den Westen blickte.
Alles wurde aber am Sonntag überboten vom mehrfachen Thriller in der englischen Liga. Um ein Haar hätten die Queens Park Rangers es geschafft, den Triumph der "noisy neighbours" von Manchester City zu verhindern. Ich habe schon einmal an dieser Stelle auf das absolut bewunderungswürdige Ethos dieser Mannschaft verwiesen, das wäre eine Orientierungsmarke für Hertha gewesen, schon seit Wochen (abzüglich des nicht zurechnungsfähigen Joey Barton allerdings). Mit zehn Mann hielt QPR bis zur 90. Minute ein 2:1 auf gegnerischem Platz, bevor dann durch Tore von Dzeko und Aguero die Dämme brachen (zu diesem Zeitpunkt hatte Bolton schon das 2:2 hinnehmen müssen, sodass die Rangers trotz der Niederlage die Klasse halten werden).
Der Triumph von "Moneybags City" hat zwei Seiten. Auf der einen Seite ist er natürlich erkauft und kam unter unfairen Bedingungen zustande. Aber so ist das Leben, wir alle konkurrieren tagtäglich mit Leuten, die Startvorteile haben. Auf der anderen Seite gab es gestern Fans zu sehen, denen deutlich anzumerken war, dass sie viele Jahre auf so einen Moment gewartet haben – und sie haben ihn würdig und euphorisch begangen. Die Fans haben mich mit dem Moment versöhnt, muss ich sagen, obwohl es eigentlich eines meiner Saisonwunschziele war, dass City nichts gewinnt (aber da war auch ein wenig persönlicher Groll auf Samir Nasri dabei, der sich nun in seiner Abkehr von Arsenal bestätigt sehen kann).
Wie würde ich reagieren, käme für Hertha ein Scheich? Ich könnte mich über eine Geschichte wie die von City nicht wirklich freuen. Auf eine bestimmte Weise bin ich nämlich doch Fußballromantiker: ich möchte Entwicklung sehen, und keine evolutionären Übersprünge. Ein Meistertitel für 400 Millionen Euro ist nun einmal kein nur sportliches Faktum. Andererseits sind die Standortfaktoren zumindest bei Arsenal und Manchester United so, dass sie eigentlich konkurrenzfähig wären - doch United hatte ein Übergangsjahr, und bei Arsenal wird, obwohl gestern Platz 3 gesichert wurde, nicht gut genug gearbeitet.
Die erste Mannschaft von Hertha steht morgen vor einem wegweisenden Spiel. Aber auch das ist relativ. Entscheidend ist, was sich im Moment schon hinter den Kulissen anbahnt. Wie wird der Verein in Zukunft geführt, und von wem? In den drei Jahren seit der Ablöse des Wolkenkuckucksmanagers Hoeneß hat Hertha im Grunde noch kein Bein auf den Boden gebracht. Morgen werden die Grundlagen für die Diskussionen geschaffen, die auch dann zu führen sind, sollte der Abstieg noch verhindert werden. Zu viel läuft nämlich falsch bei Hertha.
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