Donnerstag, Februar 21, 2013

Langer Pfosten

Leider haben sich meine Befürchtungen am Dienstagabend mehr als bestätigt. Arsenal hatte gegen den FC Bayern nichts zu bestellen. Das 1:3 gibt aber zumindest eine Menge Material zur Analyse her, denn neben mentalen Faktoren (die Unterschiede im Selbstbewusstsein waren klar zu sehen) spielten auch taktische Angelegenheiten eine Rolle, und zwar solche, an denen Arsenal schon seit längerer Zeit laboriert.

Ich will aber mit einer Personalie beginnen. Der ganze Starrsinn von Arsène Wenger zeigt sich unter anderem darin, dass er den seinerzeitigen Panikkauf Per Mertesacker (wir erinnern uns, Arsenal hatte gerade 2:8 bei Manchester United verloren) immer noch für einen Innenverteidiger von Topformat hält. Der zweite Treffer der Bayern fiel nach einem Eckball, der offensichtlich einstudiert war - van Buyten geht auf den kurzen Pfosten, der lange Pfosten Mertesacker bleibt stocksteif stehen, Sczeszny kann nur abprallen lassen, Müller sendet ein. Was an dieser Szene so richtig ärgerlich ist, ist, dass sie drei Minuten davor schon einmal stattgefunden hatte, wie zur Probe war van Buyten Mertesacker schon einmal enteilt, da kam der Ball noch ein bisschen zu hoch, als dass daraus etwas entstehen hätte können.

Insgesamt kann man sagen, dass Arsenal durch das Bayern-Forechecking mächtig verunsichert war. Das erste Gegentor entsteht ja dadurch, dass Sczeszny, in seinen Abwürfen sowieso häufig zu unüberlegt, den Ball kurz auf Koscielny wirft, der wird von Kroos angelaufen, kann nur hoch nach vorne schlagen, Bayern nimmt auf, schaltet um, Arsenal ist defensiv durcheinander, Ribéry mischt sich auf Müllers Seite ein, Schweinsteiger ist auch da drüben, von Arsenal kümmert sich niemand um das Zentrum, Müller schlägt auf den Sechzehner herein, Ramsey haut daneben, Kroos hingegen trifft perfekt (auch hier geht Mertesacker merkwürdig in den Block, sich eigentlich wegdrehend von dem zu gewärtigenden Schuss).

Vernünftige Mannschaften spielen heutzutage ein integriertes Offensivdefensivkonzept, in dem man nicht einmal mehr eigentlich von Umschalten sprechen muss, sondern von ständigen Kontraktionen, wobei Bayern ganz eindeutig rechts mehr vorhatte als links. Vermaelen und der nicht immer gut zurücklaufende Podolski waren als "targets" ausersehen, und erwiesen sich auch als solche.

Woche für Woche bekommt Arsenal schon seit Jahren dieselbe Lektion. Die Räume für das berühmte "Kurzpassspiel", das inzwischen auch die besseren deutschen Journalisten aus dem Verkehr gezogen haben, werden selbst von mittelklassigen Mannschaften verlässlich zugelaufen, und die extra Arbeit, die Arsenal leisten müsste, um sie wieder offen zu laufen, wird nicht erbracht (Bayern lief sechs Kilometer mehr, zum Beispiel). Das Team ist einfach schlecht instruiert, das ist so offensichtlich, dass es fast schon peinlich ist. Die Qualität des Kaders ist nach wie vor ordentlich, aber in der momentanen Situation wird das "underachievement" geradezu gefördert.

Am Samstag kommt Aston Villa ins Emirates, dann werden die Weichen gestellt, ob diese Saison endgültig den Niedergang auch am Tabellenplatz erkennen lässt, den die Zahlen und der Augenschein längst deutlich gemacht haben.

1 Kommentar:

Natalie hat gesagt…

Hey,
Du hast traurigerweise in allem recht. Arsenal ist wirklich am Boden und leider nicht mehr der ernstzunehmende Gegner, der es mal war. Und Mertesackers beste Zeiten liegen wohl noch weiter zurück als der Gunners Niedergang... :/