Donnerstag, Juni 07, 2012

Ausflugsziel

Morgen beginnt die Euro 2012, für mich wird sie aber schon heute kurz nach Mitternacht beginnen. Da besteige ich nämlich am Funkturm in Berlin einen Bus und mache mich auf den Weg nach Rseszow in Südostpolen. Von dort aus sind es dann nur noch 120 Kilometer nach Lwiw (Lemberg), wo am Samstagabend Deutschland gegen Portugal spielen wird. Ich hatte mich in einem unbedachten Moment auf dem Uefa-Ticketportal um eine Karte beworben, und bevor ich noch so richtig begriffen hatte, worauf das hinauslief, war das Geld von meiner Kreditkarte abgebucht, und nichts mehr zu stornieren. Jetzt fahre ich also hin, und weil das logistisch gar nicht so einfach ist, bin ich auf eine Ausflugsvariante verfallen, in der vor allem Fernbusse vorkommen. So bin ich eigentlich schon lange nicht mehr gereist, mal sehen, ob ich das so genießen kann wie damals in der Türkei vor vielen Jahren.

Aus dem Hause Hertha gibt es derweilen interessante Nachrichten. Eine Folge meines Ausflugs nach Osten ist, dass ich am Sonntag das Rückspiel der U19 von Coach Tretschok gegen den FCB nicht sehen kann; gestern vergaben die jungen Herthaner kurz vor Schluss einen vielversprechenden Zwischenstand von 1:1 und kassierten noch zwei Gegentore. Die Begegnung findet am Sonntag um 11.00 im Amateurstadion statt.

Zweitens hat Tunay Torun einen Vertrag beim VfB Stuttgart unterschrieben. Damit bin ich einverstanden, ich hätte nicht versucht, ihn zu halten, und zwar aus einem bestimmten Grund: Ich wäre dafür, dass Änis Ben-Hatira eine Chance bekommt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er bei einem guten Trainer und unter kluger Anleitung etwas werden könnte - er scheint mir besonders unter dem mäßigen Coaching gelitten zu haben, das Hertha den Großteil der vergangenen Saison hindurch hatte (und da schließe ich Babbel mit ein, zumindest die letzten sechs Spiele der Hinrunde).

Die eigentlich Nachricht des Tages aber war dann doch, dass Hertha in aller Form das Kapitel "Bajuwarengenetik" schließt. Mit Christian Lell und Andreas Ottl wird nicht mehr geplant (zudem auch nicht mit Patrick "Petrick" Ebert und Andre Mijatovic). Damit endet eine der ärgerlichsten Verirrungen, die es in den Jahr für Jahr neu ansetzenden, konfusen Personalplanungen in Berlin gab. Ich meine natürlich Andreas Ottl. Seit Niko Kovac hat mich in Berlin kein Spieler so erbost wie der süddeutsche Phlegmatiker, von dem es ja auch Andeutungen gegeben hatte, dass er unter einem guten Trainer nicht vollständig unbrauchbar sein muss. Über Berlin (die Stadt) heißt es gelegentlich, dass hier mangelnder Leistungswille auf große Alimentierungsbereitschaft trifft - dass aber ausgerechnet ein gebürtiger Münchner das einmal so deutlich vorleben würde, muss ein wenig als Hohn erscheinen.

Bei Christian Lell ist die Sache ein wenig komplizierter, er hat ansatzweise gezeigt, dass er ein guter Fußballer sein könnte - doch dazu müssen viele Faktoren stimmen, persönliche und umfeldliche, und Hertha hat ihm 2012 sicher nicht das Umfeld geboten, das er gebraucht hätte. So wird er seiner Wege gehen, und vom Ende her wird auch alles nach mangelnder Identifizierung aussehen, wie schon bei Babbel und bei Ottl.

Wenn wir das Statement von Hertha richtig interpretieren, dann wird der Club bei allen außer den vier Genannten die "Option ziehen", sie also für den Kader in Liga zwee verpflichten, was bei den Verkäuflichen zugleich heißt: sie feilzubieten. Die für mich schlimmste Möglichkeit ist damit schon einmal ausgeschlossen: auf Andreas Ottl kann Hertha BSC nicht mehr sitzenbleiben. Mit dieser Erleichterung steige ich heute in den Bus.

1 Kommentar:

PVG hat gesagt…

Na denn viel Spaß. Klingt nach nem Abenteuer